Zwischenbilanz nach der Flutkatastrophe Verwaltung rechnet mit zehn Millionen Euro Schäden in Meckenheim
Meckenheim · Die Meckenheimer haben viele Fragen zur Hochwasserkatastrophe. Die Stadt arbeitet allerdings noch immer die Schäden ab. Eine Analyse der Abläufe während der Katastrophe folgt im Anschluss, versprach Bürgermeister Holger Jung in einer Sondersitzung.
Die Bürger waren gekommen, um Antworten zur Flutkatastrophe zu erhalten. Doch viele konnte die Stadt Meckenheim bei ihrer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwochabend noch nicht beantworten. „Heute geht es um einen ersten Überblick, eine Zwischenbilanz aus Sicht der Verwaltung und der Feuerwehr. Wir haben jeden Tag eine neue Lage, die wir abarbeiten“, betonte Bürgermeister Holger Jung. Eine vollumfängliche Aufarbeitung der Ereignisse werde nach der Schadensbeseitigung folgen. Denn auch wenn Meckenheim im Vergleich weniger stark betroffen ist, entstanden durch die Fluten doch große Schäden.
Ein Hochwasser dieses Ausmaßes habe man in Meckenheim nicht gekannt, so Jung. Der Schwerpunkt lag entlang der Swist, in der Altstadt, an der Schützenstraße, Mühlenstraße, Am Wiesenpfad, im Industriepark sowie an den Bachläufen in Altendorf und Ersdorf, aber auch Lüftelberg war betroffen. „Wir können von Glück sprechen, dass niemand in Meckenheim zu Tode gekommen ist oder sich schwer verletzt hat“, sagte der Bürgermeister. Ein Mitarbeiter der Verwaltung und seine Eltern seien jedoch beim Einsatz in Dernau ums Leben gekommen.
Wie der Erste Beigeordnete Hans Dieter Wirtz berichtete, sei die Verwaltung von keiner Seite vor einem solchen Schadensereignis gewarnt worden. Die Stadt habe wie üblich den Wetterbericht beobachtet und über Maßnahmen entschieden. Am 13. Juli, einen Tag vor dem Hochwasser, habe der Baubetriebshof in der ganzen Stadt Gullys und Entwässerungsrinnen kontrolliert und gereinigt. Bei einer Lagebesprechung am Morgen des 14. Juli sei festgelegt worden, dass der Baubetriebshof verstärkt durch den Ordnungsaußendienst „alle neuralgischen Punkte“ regelmäßig abfahren solle. Etwa 1700 Sandsäcke wurden befüllt.
200 Feuerwehreinsätze in Meckenheim
Der erste Feuerwehreinsatz erfolgte gegen 13 Uhr an der Heidestraße. Die Wehr besetzte die Leitstelle am Gerätehaus und löste später Vollalarm aus. Etwa 200 Einsätze folgten laut Wirtz. Da Straßen NRW nicht mehr zu erreichen war, halfen Landwirte beim Absperren von Straßen. Hilfsorganisationen wurden dem Beigeordneten zufolge kontaktiert, wegen der Großschadenslage war aber kaum Unterstützung zu bekommen. Für eine mögliche Evakuierung wurde die Jungholzhalle vorbereitet. Bis 5.30 Uhr sei die Verwaltung im Einsatz gewesen, ab dem 15. Juli tagte jeden Morgen der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE).
Am Mittwochabend war gegen acht Uhr „eine Trafostation an der Adendorfer Straße hochgegangen“, berichtete der stellvertretende Wehrleiter Hans-Peter Heinrichs. Das Ergebnis: Die komplette Feuerwache war stromlos. „Danach waren wir schnell am Ende unserer Kräfte, was die Kommunikation mit den Kameraden vor Ort anging.“ Das Handynetz war nur teilweise nutzbar. Am Ende musste man sich auf Einsatzkräfte verlassen, die rundfuhren und Infos einholten und weitergaben. Ein Notstromaggregat habe die Feuerwache nicht.
Am Donnerstagmittag begann die Wehr, Keller an der Mühlenstraße auszupumpen. Den letzten leerten sie am Sonntag in der Schule an der Schützenstraße. Einige „hochpriorisierte Einsätze“ hatte es auch gegeben: Eine Meldung von 30 eingeschlossenen Personen an der Bonner Straße stellte sich aber als falsch heraus – die Menschen blieben freiwillig in ihren Häusern. „Es war eine beachtliche Leistung, mit 80 Kameraden diese Einsatzlage zu führen.“
Bauhofmitarbeiter arbeiteten drei Tage am Stück
Der Bauhof habe nach Kräften versucht, Bürger beim Abtransport des Mülls zu unterstützen, sagte der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt. „Man kann nicht an allen Stellen gleichzeitig helfen. Die Kollegen vom Bauhof haben fast drei Tage lang rund um die Uhr gearbeitet“, versicherte er – was allerdings mit Kopfschütteln im Publikum quittiert wurde. 40 bis 50 Stellen in der Stadt müssten noch „tiefbautechnisch bearbeitet werden“. Schwere Schäden gibt es an den beiden Grundschulen, vier Turnhallen und der Kita Villa Regenbogen.
Der Bürgermeister und alle Fraktionen bedankten sich ausdrücklich bei den vielen Helfern. „Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement in der Stadt sind und waren riesengroß. Ohne dieses Engagement wären wir heute nicht so weit, im privaten und im öffentlichen Bereich“, sagte Jung. Bisher habe die Stadt zehn Millionen Euro Schaden ans Land gemeldet, so Jung.
Ein Anwohner wollte wissen, wo der Damm auf der Wiese an der Schützenstraße bleibt, über den seit fünf Jahren diskutiert wird. Witt erklärte: Der Damm muss mit der Unteren Wasserbehörde abgestimmt werden. Bei Wasserläufen müsse immer der gesamte Lauf berücksichtig werden, weil Maßnahmen Auswirkungen auf alle Anwohner flussabwärts haben. Auch wenn es sich nur um einen 60 Zentimeter hohen Damm handelt. Dieser hätte die Schäden bei diesem Hochwasser ohnehin nicht verhindern können, sagte Witt. Antworten, die die anwesenden Anwohner fassungslos zurückließen.
Die Stadt plant in der Altstadt, in Altendorf und in Ersdorf Bürgerversammlungen zum Hochwasser. Die Termine stehen noch nicht fest.