Leinenkugel's Meckenheimer Bier für Amerika

MECKENHEIM · Die Leinenkugels nahmen 1845 ihr Bierrezept mit in die USA und gründeten dort eine Firma. Im Sortiment haben die Leinenkugels 16 Sorten. Klassiker wie Weizen, Lagerbier und Schwarzbier. Aber auch Biere mit den Namen "Oktoberfest" und "Canoe Paddler" im "Kolsch-style" - ohne das charakteristische "ö".

 Im Rathaus (v.l.): Christine Spilles, Peg Leinenkugel, Bürgermeister Bert Spilles, Archivarin Ingrid Sönnert und Jake Leinenkugel.

Im Rathaus (v.l.): Christine Spilles, Peg Leinenkugel, Bürgermeister Bert Spilles, Archivarin Ingrid Sönnert und Jake Leinenkugel.

Foto: Privat

Tausende Kilometer liegen zwischen Alt-Meckenheim in Deutschland und Chippewa Falls im Westen des US-Bundesstaats Wisconsin. Doch die beiden Orte, die sich sowohl von der Einwohnerzahl - der erste rund 16.800, das zweite um die 13.000 Einwohner groß - als auch in ihrer Landschaft ähneln, verbindet eine Kleinigkeit: traditionelle Braukunst. Meckenheimer Auswanderer nahmen ihre Rezepte im 19. Jahrhundert mit nach Amerika. Auf dieser Grundlage entstand dort eine Brauerei, die heute noch in Familienbesitz ist.

Alles fing damit an, dass Mathias Leinenkugel und seine Frau Anna Maria Schneider im August 1845 mit ihren Kindern Meckenheim in Richtung USA verließen. Das Rheinland war damals gebeutelt von Missernten und Hungerkatastrophen. Gründe, die wohl auch die beiden bewegten, ihr Glück in Amerika zu versuchen. Bis dahin waren die Leinenkugels Gastwirte, die ihr Bier an der Hauptstraße brauten. Von Amsterdam aus ging es an Bord der "American" nach New York und weiter nach Chippewa Falls in Wisconsin, ein Zentrum deutscher Einwanderer.

22 Jahre nach der Auswanderung nahm sich dann Sohn Jakob Leinenkugel, der 1842 noch in Meckenheim geboren worden war, das Bierrezept vor, um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen: Die Leinenkugel Brewery, mit der er das traditionelle Gewerbe der Familie fortführte.

Im ersten Jahr braute Jakob Leinenkugel 400 Barrel, die von seinem Partner John Miller mit einem Karren, gezogen von dem Pferd "Kate", zu den Abnehmern in der Region transportiert wurden. Mit Erfolg. Das Geschäft florierte. Dies änderte sich erst mit der von den protestantischen Kirchen und der sogenannten Anti-Saloon League beförderten Prohibition, als in den USA von 1919 bis 1933 landesweit der Verkauf, die Herstellung und der Transport von Alkohol verboten wurden. Doch die Leinenkugels machten aus der Not eine Tugend und hielten sich mit der Produktion von Soda über Wasser.

Nach der Prohibition ging es weiter aufwärts, so dass aus dem Familienbetrieb mittlerweile eine namhafte Brauerei mit etwa 120 Angestellten geworden ist - die siebtälteste in den USA.

Im Sortiment haben die Leinenkugels 16 Sorten. Klassiker wie Weizen, Lagerbier und Schwarzbier. Aber auch Biere mit den Namen "Oktoberfest" und "Canoe Paddler" im "Kolsch-style" - ohne das charakteristische "ö".

Jetzt besuchten die Nachfahren der Gründer, Peg und Jake Leinenkugel, den Ursprung ihres Unternehmens, die Meckenheimer Hauptstraße. "Ich fühle mich hier wie zu Hause", betonte Peg Leinenkugel immer wieder, während sie sich umschaute. Ihre Nachbarn in den Staaten hätten ebenfalls Obstplantagen, und die Berge seien auch nicht weit. Dazu einen Fluss, der sich durch das angrenzende Gebiet schlängelt. Auch Bürgermeister Bert Spilles zeigte sich von dem Besuch begeistert und dachte laut über eine Städtepartnerschaft nach.

Schon seit langem begeben sich die Leinenkugels immer wieder auf die Suche nach ihrer Herkunft. Tradition ist auch ein fester Bestandteil der Firmenphilosophie. "Wir haben alles so beibehalten, wie Jakob und seine Familie es damals hier gelernt haben", sagte Jake Leinenkugel im GA-Gespräch.

Die Suche nach der Verwandtschaft und der deutschen Geschichte der Familie betreiben die Amerikaner schon seit Jahren. Dazu gehörten in der Vergangenheit Besuche in Deutschland und der Kontakt zu den hier lebenden Verwandten. "Es ist wichtig, seine Wurzeln zu kennen", ist sich Peg Leinenkugel sicher. Die E-Mail von Stadtarchivarin Ingrid Sönnert vor einiger Zeit kam hingegen ziemlich überraschend. "Das war ein großartiger Moment in unserem Leben", erinnerte sich Peg Leinenkugel.

Sönnert stieß zufällig während ihren Recherchen zur Stadt auf die amerikanische Brauerei mit Meckenheimer Wurzeln. Seitdem tauschen sie sich aus, und nun war es eben an der Zeit, Meckenheim zu besuchen. Aber nicht nur hier machten Peg und Jake Leinenkugel Station. Auch in Bonn tranken sie Bier, und in Köln schauten sie sich in den Brauereien um. Immer auf der Suche nach Inspiration.

Eine hiesige Tradition versucht Jake Leinenkugel schon seit Langem in die Staaten zu exportieren: Unterschiedliche Biere sollen in unterschiedlichen Gläsern serviert werden. Zwar biete die Leinenkugel Brewery in ihrem Online-Shop bereits unterschiedliche Varianten an, aber der Amerikaner sei da recht träge. Obwohl Jake Leinenkugels auf seinem Youtube-Kanal Wissenswertes rund um seine Biersorten erklärt. Nicht nur für Amerikaner sehenswert.

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