Mit Kindern über den Ukraine-Krieg sprechen Meckenheimer Grundschüler empfehlen Boxkampf statt Krieg

Meckenheim · Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Kinder in der Katholischen Grundschule Meckenheim. Sie haben ungewöhnliche Vorschläge, wie der Krieg beendet werden könnte.

Unterricht mal anders: Stefan Pohl berichtet in der Katholischen Grundschule Meckenheim über die Spendenkonvois der Initiative „Meckenheim hilft“ in die Ukraine.

Unterricht mal anders: Stefan Pohl berichtet in der Katholischen Grundschule Meckenheim über die Spendenkonvois der Initiative „Meckenheim hilft“ in die Ukraine.

Foto: Axel Vogel

Dass sich hierzulande bereits Grundschulkinder nochmals mit dem Thema Krieg beschäftigen müssen, hatte vor neun Monaten wohl noch niemand vermutet. Doch mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine Ende Februar tauchte das Thema plötzlich auch im Alltag von Jungen und Mädchen auf, die die Katholische Grundschule (KGS) in der Meckenheimer Altstadt besuchen. Zumal es dort einen aktuellen Bezug zu einem in der Apfelstadt ansässigen Verein gibt, der ehrenamtlich in der Ukraine hilft. Der Sohn von Stefan Pohl, Mitinitiator von „Meckenheim hilft“, ist Schüler an der KGS. Pohl hatte bereits mehrfach Spendenkonvois in die Westukraine und nach Kiew organisiert (der GA berichtete).

Um „Meckenheim hilft“ zu unterstützen, hatte die KGS daher im Mai einen Sponsorenlauf veranstaltet, bei dem ein unglaublicher Erlös zusammen gekommen war: Rund 35.000 Euro hatten die rund 450 Schüler erlaufen. Um den kleinen Läufern zu zeigen, wofür die großartige Spende verwendet wird, hatte sich Pohl nun zu einem mit Fotos illustrierten Vortrag in der Schule angesagt. Mit dabei war auch Brigitte Kuchta, Mitgründerin von „Meckenheim hilft“. Pohl konnte frische Eindrücke mit in die KGS bringen, denn er war gerade erst aus der westukrainischen Boryslaw zurückgekehrt, wohin er Hilfsgüter gebracht hatte. So viel vorab: Das Thema bewegte die Gemüter.

Große Herausforderung für die Lehrer

„Als das Thema Krieg aufkam, mussten wir uns natürlich auch in unserer Schule damit auseinandersetzen“, erklärte KGS-Schulleiterin Coriona Stühm vor Pohls Vortrag. „Das war für uns eine zusätzliche Herausforderung.“ Zumal der jeweilige Wissenstand der Kinder über die Ereignisse in der Ukraine ganz unterschiedlich sei. „Daher müssen wir genau schauen, wie die Empfindungen des Einzelnen sind.“ Auf jeden Fall gilt an ihrer Schule die Maßgabe, „dass wir alle friedlich miteinander umgehen und dass Politik hier nichts zu suchen hat.“

Dazu gehört laut Rektorin Stühm auch, „dass wir Russen nicht verteufeln wollen“. Schließlich habe die KGS auch russischstämmige Schulkinder. Doch zur Schulrealität gehört auch: Einem Zweitklässler, der aus der Ukraine kommt, wollte man vorsichtshalber Pohls Fotos aus der Ukraine, die auf einer Folie auch kurz Kriegszerstörungen eingefangen haben, ersparen. Der Schüler wurde von einer Lehrerin vor dem Vortrag aus der Aula geleitet.

Dank an die Kinder

Dann ging es los, und Stefan Pohl nahm die Schüler stufenweise mit auf die gedankliche Reise, illustriert mit vielen Fotos, nach Boryslaw, einer 38.000-Einwohner-Stadt nahe der polnisch-ukrainischen Grenze. Pohl hat inbesondere in diese Stadt immer wieder viele Hilfsgüter wie Kühlschränke, medizinische Artikel und Bekleidung gebracht. „Hier gibt viele Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in der Ukraine, vor allem tausende Kinder“, so Pohl. „Die können wir jetzt auch dank eurer Spende weiter unterstützen.“

Die Kinder wollten allerdings vor allem ihr erstaunlich detailliertes Wissen zum Krieg loswerden. Eine Zweiklässlerin wusste etwa, „dass König Putin sich die Ukraine einfach nehmen wollte, aber die Leute dort geben das Land nicht her“. Ein Junge war traurig, weil er Angst vor Atombomben hat, und ein Schüler resümierte sogar, „dass wir von Putin kein Gas mehr bekommen, weil wir der Ukraine helfen“. Pohl gab den sichtlich von den Thema bewegten Kindern mit auf den Weg, sich „keine Angst machen zu lassen“ und vor allem zusammenzustehen.

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