Katastrophen-Vorsorge Meckenheim stellt eine animierte Starkregenkarte vor

Meckenheim · In einer Informationsveranstaltung hat die Stadt Meckenheim eine neue Starkregenkarte vorgestellt. Ob das und die weiteren geplanten Maßnahmen als Vorsorge gegen Hochwasser und Starkregen ausreichen, sehen die Bürger aber kritisch.

In der Katastrophe vom Juli 2021 bahnen sich Einsatzfahrzeuge einen Weg über die L 123 bei Meckenheim. Eine neue Starkregenkarte soll helfen, sich auf solche Ereignisse vorzubereiten.

In der Katastrophe vom Juli 2021 bahnen sich Einsatzfahrzeuge einen Weg über die L 123 bei Meckenheim. Eine neue Starkregenkarte soll helfen, sich auf solche Ereignisse vorzubereiten.

Foto: Petra Reuter

Das ist ja schon beeindruckend, was heute möglich ist. So lässt sich auf einer interaktiven Karte von Meckenheim verfolgen, wie sich Wasser bei Starkregen und Überflutung der Swist ausbreitet und welche Bereiche voraussichtlich wie betroffen werden. Dabei lassen sich Fließgeschwindigkeiten verändern und die Stärke des Niederschlags variieren. Eine neue solche Starkregenkarte hat das Aachener Ingenieurbüro Hydrotec für Meckenheim erstellt. Wie sie aussieht, wurde bei einer Informationsveranstaltung im Schützenhaus gezeigt. In nächster Zeit soll die Karte auch über die Homepage der Stadt verlinkt werden.

Digitaler Regen auf einem digitalen Geländemodell

Bei der Präsentation erläuterte Rainer Räder von Hydrotec erst einmal, wie eine solche Karte erstellt wird. Auf Grundlage eines digitalen Geländemodells, das alle paar Jahre aktualisiert wird, wird die Höhe von Bodenpunkten ermittelt, aus denen dann ein dreidimensionales Modell der Erdoberfläche erstellt. Dazu kommen Luftaufnahmen, ein Gewässernetz, für das man sämtliche Durchlässe prüfen muss, Informationen zu Bodenbeschaffenheit und Gebäudebestand, Niederschlagswerte des Deutschen Wetterdienstes, Ermittlung von Fließwegen, außerdem Erkenntnisse aus Ortsbegehungen und natürlich Infos der Bürger.

Mit all diesen Daten wird eine hydraulische Gefährdungsanalyse entwickelt, indem über das digitale Modell digitales Wasser ergossen wird. „Dann werden statische Starkregengefahrenkarten erzeugt und veröffentlicht“, so Räder. Das hatte sein Unternehmen in einem Online-Portal gemacht, Bürger konnten dort Kommentare zu einzelnen Bereichen auf der Karte einfügen.

Bürger interessieren sich für Pläne der Stadt

 Rainer Räder erläutert die Starkregengefahrenkarte, während im Hintergrund Meckenheim digital überflutet wird.

Rainer Räder erläutert die Starkregengefahrenkarte, während im Hintergrund Meckenheim digital überflutet wird.

Foto: Stefan Knopp

Und was hat ein Meckenheimer davon, wenn er sieht, wie sein Gebäude beispielsweise an der Mühlenstraße umspült wird? „Für den Bürger ist es ziemlich wurscht, wo das Wasser herkommt“, gab Räder zu. „Aber es ist wichtig für Förderanträge.“ Zum Beispiel kam das Hochwasser an der Swist nicht daher, dass es in Meckenheim heftig geregnet hatte, sondern von den Wassermassen, die aus Rheinland-Pfalz hertransportiert wurden.

„Die animierte Karte macht einen guten Eindruck“, fand Claudia Firla, die sich den Vortrag angehört hatte. Sie und die anderen Meckenheimer im Schützenhaus interessierten sich aber doch eher dafür, was denn nun alles unternommen werden könnte und sollte, um bei künftigen Ereignissen besser gewappnet zu sein. Oder besser: Was die Stadt tun kann und tut. „Inzwischen weiß ja jeder, dass er Eigenvorsorge treffen muss.“ Aber wie ist das mit Regenrückhaltebecken, werden die Bachdurchlässe unter Brücken vergrößert, und reicht der geplante Schutzwall in der Swistaue aus, um die Privatleute in den Häusern an der Mühlenstraße und weiter Richtung Altstadt zu schützen?

Das wird nach wie vor bezweifelt. „Der Schutzwall schützt erstmal die städtische Infrastruktur“, meinte Matthias Frahm, Mühlenstraßenanwohner und Betroffener der Flutnacht 2021. Er fand es merkwürdig, dass neben der Verwallung nur ein Entlastungskanal geplant ist und sonst nichts. Bislang, betonte der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt: Es würden sicher noch weitere Maßnahmen erfolgen.

Hochwasser-Kompentenz-Centrum berät bei Förderanträgen

Witt und Bürgermeister Holger Jung stellten auch konkrete Maßnahmen vor, die jetzt schon angegangen werden: Reinigung von Bächen, Gewässerbegehung, Schadensdokumentation und –analyse sind weitgehend abgeschlossen, ein Hochwasser-Kompetenz-Centrum wurde eingerichtet, in dem man sich zum Beispiel über Förderanträge beraten lassen kann, und die Hochwasserschutzkarten der Bezirksregierung werden überarbeitet. Denn man müsse die Situation der Flüsse von der Quelle bis zur Mündung betrachten, so Jung. In Sachen Starkregen wird es eine Gefahrenkarte geben, deren endgültige Fertigstellung für das kommende Jahr geplant ist. Damit lassen sich Risiken abschätzen und Maßnahmen ergreifen.

Außerdem stellte Daniel Bittner vom Erftverband die interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft vor, der Meckenheim beigetreten ist. Er plädierte dafür, der Natur möglichst viel Raum zu lassen und aufeinander abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Denn: „Das Wasser sucht sich seinen Weg.“ Man müsse im Oberlauf von Gewässern darauf achten, dass Schutzmaßnahmen nicht auf Kosten der Menschen am Unterlauf gehen. Er erwähnte auch zwei Standorte für Regenrückhaltebecken für Meckenheim. Die Information, dass Genehmigungen für solche Becken viele Jahre dauern können, fand Claudia Firla „ganz furchtbar“. Der Der Grund für diese Verzögerungen sei, dass man auf Fördergelder für die Umsetzung wartet. „Hoffentlich passiert bis dahin nichts.“

Diese Veranstaltung wiederholt die Stadt Meckenheim am Donnerstag, 8. Dezember, ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Altendorf-Ersdorf.

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