Franz-Georg Henn Meckenheimer umrundete Australien mit dem Fahrrad

MECKENHEIM/MELBOURNE · 15.152 Kilometer und 164 Tage auf dem Fahrrad. Allein die Zahlen der Tour, die Franz-Georg Henn (64) aus Meckenheim hinter sich hat, sind beeindruckend. Der selbstständige Architekt hat sich von März bis September eine Auszeit gegönnt - und aus Spaß Australien mit dem Rad umrundet.

 Einmal rund um den Kontinent radelte Franz-Georg Henn aus Meckenheim.

Einmal rund um den Kontinent radelte Franz-Georg Henn aus Meckenheim.

Foto: Schmitt

Nahezu täglich saß er im Sattel, trat Tausende Kilometer in die Pedale. In einem Land, in dem sich die Landschaft zum Teil stundenlang nicht verändert. "Das war für viele ein Problem", sagt Franz-Georg Henn. "Sie müssen schon mit sich selbst zurechtkommen können."

Obwohl er in einer Gruppe unterwegs war, verbrachte er die meiste Zeit doch alleine. Insgesamt 15 Frauen und Männer radelten mit, sechs trauten sich die ganze Umrundung des Kontinents zu, der älteste ein 71-jähriger Amerikaner.

Die Idee trug Henn schon lange mit sich. Der Auslöser: Ein Mann, der auf einem Kamel in Australien unterwegs war. Den hatten Henn und seine Frau Ingrid 1991 während eines Urlaubs entdeckt. "Sie müssen sich das mal vorstellen bei Strecken von teilweise 400 Kilometern zwischen zwei Orten", sagt Henn immer noch beeindruckt. Von da an war klar: Wenn das einer mit dem Kamel kann, dann muss das auch mit Fahrrad möglich sein.

Mehr als 20 Jahre schlummerte die Idee. Bis der 64-Jährige im vergangenen Jahr im Internet per Zufall auf Cathy und Collins stieß, die eine Radtour von Melbourne nach Melbourne über Cairns, Darwin, Broome und Perth organisierten. Henn fackelte nicht lange. "Ich war einer der ersten, der sich meldete."

Mitte März ging es los, ab da hieß es meist: vier Tage auf dem Rad, ein Tag Ruhe. Etappen zwischen 35 und 196 Kilometern waren zu bewältigen. Morgens gegen sieben ging es los, mittags hieß es auf dem Campingplatz - oder auch mal im Nirgendwo - ein Zelt aufzubauen. Auf den Komfort eines Betts musste Franz-Georg Henn verzichten.

Aber immerhin wurde das Gepäck im Begleitfahrzeug transportiert. "Ich würde auch keinem empfehlen, das mit Gepäck zu machen", sagt Henn. "Das Land ist völlig eben, da hält nichts den Wind ab." Im Durchschnitt fuhr Henn, der im Postsportverein Bonn aktiv ist und um Meckenheim herum pro Woche etwa 300 Kilometer auf dem Rennrad absolviert, 130 Kilometer am Tag.

Er trotzte auf dem Weg nach Cairns 40 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit, radelte zwischen Port Augusta und Adelaide vier Tage am Stück durch den Regen, wich 55 Meter langen Lastwagen mit drei Anhängern, sogenannten Road Trains, aus.

Nahezu jeden Tag landete er an einem anderen Ort, sah Häuser, die aus Muscheln gebaut sind, begegnete Kängurus, Krokodilen und Schlangen. Fuhr 145,6 Kilometer über Australiens längste gerade Straße und lernte neue Leute kennen. "Das Schönste war aber am Ende die Great Ocean Road", sagt Henn.

Diese gewundene Straße, die an den zwölf Aposteln vorbeiführt und auf der hinter jeder Kurve neue Perspektiven warten. "Ich bin sie schon mit dem Auto gefahren, aber mit dem Rad kann man es viel mehr genießen." Seine Frau hielt währenddessen in Meckenheim die Stellung. Zweimal besuchte sie ihn, sonst sprach er über das Internet mit ihr.

Dafür hatte Henn sich extra ein neues Handy zugelegt, dass die großen Strecken zwischen den einzelnen Funkmasten überbrücken konnte. Nun ist der 64-Jährige wieder zu Hause und genießt sein weiches Bett. "Ich habe das Zelt bisher nicht vermisst, das liegt im Keller." Das können nun seine Enkel haben.

Als anstrengend empfand er die Zeit in Australien aber nicht. Zu Hause fahre er sportlich intensiver, die Australien-Tour sei ja kein Wettbewerb gewesen. Und: "Nach den ersten 1000 Kilometern machen die Beine dann auch das, was der Kopf sagt." Mit Muskelkater hatte Franz-Georg Henn nicht zu kämpfen, auch größere Verletzungen blieben aus. Nur einmal stürzte er.

Und nach 10.000 Kilometern gab sein Hinterrad den Geist auf. In 164 Tagen hatte der Hobbyradler aber nicht einen einzigen Platten - im Gegensatz zu seinem Kollegen aus Amerika: 24 Mal musste der auf der Tour seine Reifen flicken. "Wir haben immer gesagt, beim 25. Platten feiern wir, aber der kam nicht", erzählt Henn und lacht.

Und wie fühlt er sich jetzt, nach der Tour? "Ich habe ein Stück Selbstzufriedenheit gewonnen. Auch, weil ich es so lange mit mir rumgetragen habe." Noch mal will der 64-Jährige aber nicht für sechs Monate von seiner Frau getrennt sein. Und in Australien habe er auch alles gesehen, nach der inzwischen achten Tour. "Aber es fällt uns schon was anderes ein", sagt Henn.

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