Interview mit Norbert Schaffrath Meckenheimer Unternehmer baut ein Haus für Senioren

MECKENHEIM · Norbert Schaffrath hat sich zum zweiten Mal mit einem großen Wohnprojekt für Senioren selbstständig gemacht und gründete dazu seine neue Firma "Inowo". Über seinen Werdegang und die Motivation, neu durchzustarten, sprach Martina Welt mit Norbert Schaffrath.

Herr Schaffrath, wie sind Sie denn von Aachen nach Meckenheim gekommen?
Norbert Schaffrath: Als gebürtigen Rheinländer zieht es einen immer wieder dorthin zurück. Der Weg verlief nach meiner Berufsausbildung als Kaufmann über Kassel, wo ich 1972 meine Frau kennenlernte, nach Hamburg. Dort war ich zunächst als Bezirksleiter für einen Hersteller tätig, der Reinigungs- und Pflegemittel produzierte, bevor ich mich dann gemeinsam mit einem Geschäftspartner 1980 selbstständig machte und schließlich nach Meckenheim kam.

Warum gerade Meckenheim?
Schaffrath: Wegen der Genehmigungspflicht, die Grundlage für die Produktion war, kamen damals nur die Industriegebiete in Meckenheim oder Bergheim infrage. Wir entschieden uns zunächst für angemietete Räume in Meckenheim, 1985 bauten wir dann den Unternehmensstandort im Industriepark Kottenforst. Insgesamt war ich rund 30 Jahre Unternehmer mit den beiden Firmen "RZ Chemie GmbH" und "Genial Produkte GmbH".

Was genau stellten Ihre Unternehmen her?
Schaffrath: Wir haben Reinigungs- und Pflegemittel mit dem Schwerpunkt Fußbodenpflege entwickelt und produziert. In diesem schmalen Marktsegment wurden wir eines der führenden Unternehmen in Deutschland. Am 1. Januar 2008 hatten wir rund 30.000 Kunden in 25 Ländern und verfügten über eine Palette von 400 Produkten, die wir selbst entwickelt hatten und die teilweise patentrechtlich geschützt waren. Im Unternehmen waren zwischenzeitlich rund 50 Mitarbeiter beschäftigt bei einem Umsatz von etwa neun Millionen Euro.

Und danach genossen Sie Ihren Ruhestand?
Schaffrath: Genau, ich wurde vom Unternehmer zum Unterlasser. In dieser Zeit interessierte mich verstärkt das Thema Bauen. Gepaart mit dem demografischen Wandel machte mich das neugierig. Den Ausschlag gab unter anderem ein Artikel im General-Anzeiger. Da hieß es, dass es in Meckenheim keinen Wohnraum für ältere Menschen gebe. Ich habe mich umfassend informiert und das Rheinbacher Pflege- und Betreuungsteam, einen familiengeführten Pflegedienst, kennengelernt. Ich habe mit Frau Schlösser und ihrem Sohn ein Konzept entwickelt und dabei auch ihren Wunsch berücksichtigt, eine Tagespflege für Senioren und eine Seniorenwohngemeinschaft zu betreiben, in der ältere Menschen selbstbestimmt und dennoch angstfrei wohnen können. Diese Idee hat mich dann nicht mehr losgelassen.

Was genau werden Sie jetzt auf der Sonnenseite bauen?
Schaffrath: Das gesamte Grundstück mit einer Fläche von fast 10.000 Quadratmetern teile ich mir mit der Stadt. Sie hat 3200 Quadratmeter für das Familienzentrum gekauft, und ich bebaue zunächst einen Teil unserer knapp 6300 Quadratmeter mit einem viergeschossigen Gebäude. Im Untergeschoss gibt es 16 großzügige Tiefgaragenplätze. Hier ist auch die zentrale Haustechnik untergebracht. Im Rahmen einer energieeffizienten Planung arbeiten wir voraussichtlich mit einer Geothermie-Anlage für eine zentrale Warmwasserversorgung und Heizung. Im Erdgeschoss befinden sich die Verwaltung des Pflegedienstes und Räume für die Seniorentagespflege sowie die Seniorenwohngemeinschaft. Der Pflegedienst wird an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden vor Ort sein. Jeder Bewohner kann die für ihn notwendigen Leistungen natürlich selbstbestimmt buchen - auch bei anderen Pflegediensten.

Wie setzen Sie die Mieten an?
Schaffrath: Wichtig für mich ist, dass die Miete nicht an Pflegeleistungen gekoppelt ist, sondern einer marktgerechten Miete entspricht. In den oberen beiden Etagen sind je 14 barrierefreie Wohnungen von 49 bis 84 Quadratmetern untergebracht. Aktuell gibt es dafür 22 Interessenten und zahlreiche Reservierungen. Wichtig ist, dass auch bei den Wohnungsmieten die Kirche im Dorf bleibt. Ich werde darauf achten, dass keine Großinvestoren sich einkaufen und den Preis bestimmen.

Wie viel investieren Sie, und wie ist der Zeitplan?
Schaffrath: Ich werde dort rund 6,2 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt investieren. Die Ausschreibungsfristen für die Firmen laufen am 21. November aus. Ich denke, dass wir im Dezember den ersten Spatenstich für das Haus machen können. Fertig werden soll das Projekt spätestens im ersten Quartal 2015. Beschäftigt werden dort in der ersten Bauphase hauptsächlich Unternehmen aus der Region Bonn. Wenn alles gut läuft, denke ich 2014 über einen zweiten Bauabschnitt nach.

Zur Person

Norbert Schaffrath wurde in Aachen geboren, über Kassel und Hamburg gelangte er 1980 nach Meckenheim, wo er im Industriepark Kottenforst zwei Unternehmen gründete. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Seine Hobbys sind Tennis und Segeln. Der ausgebildete Skipper ist auch Mannschaftskapitän beim TC Blau-Weiß und engagiert sich seit fünf Jahren in einem Förderprojekt zur Unterstützung von Kindern aus sozial schwachen Familien.

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