Caritas Menschen an die Hand nehmen

MECKENHEIM · Meckenheimer Caritas-Mitarbeiter unterstützen Flüchtlinge und Bedürftige. Zu den vielfältigen Angeboten gehören Deutschkurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

 Eine junge Afghanin lernt in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen Deutsch. (Archivbild)

Eine junge Afghanin lernt in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Hessen Deutsch. (Archivbild)

Foto: picture alliance / dpa

Das Motto einer aktuellen Kampagne des Caritas-Verbandes bringt es auf den Punkt: „vielfalt. viel wert“. Eigentlich treffe dieser Slogan den Kern ihrer Arbeit, sagt Constanze Klitzke. Seit etwa 20 Jahren ist die Meckenheimerin Mitarbeiterin der Caritas und gibt in dieser Funktion das breite Spektrum an Unterstützung an die weiter, die sie benötigen.

Die vielfältigen Beratungsangebote der Caritas werden gut angenommen. Auf dem Flur des Meckenheimer Caritas-Hauses am Fronhof sitzen die Wartenden. Seit 2014 bestimmen vor allem Flüchtlinge den Alltag. An der Tür von Constanze Klitzke, die dem Fachdienst für Migration und Integration angehört, hängt ein Willkommensplakat in vielen Sprachen. Bereitwillig unterbricht die Sozialpädagogin ihre Arbeit, um bei der Orientierung im Haus zu helfen.

Eine Meckenheimerin hat ihre Nachbarin zur Caritas begleitet, die zwar schon einige Zeit hier lebt, aber noch nicht gut Deutsch spricht. Im Lerncafé will sich die Migrantin nun mehr Sprachpraxis aneignen.

Schnell klärt Klitzke auch die Fahrgeld-Frage. Mit dem Mobilpass, den Flüchtlinge und Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung erhalten, gebe es zwar vergünstigte Tickets, dennoch müsse ein Fahrschein gelöst werden. Das verstünden viele nicht und fahren aus Unwissenheit schwarz. Ein Flyer, den die Caritas-Mitarbeiter auf Basis eines städtischen Infoblattes entworfen haben, soll helfen. Die städtische Vorlage sei vereinfacht und bebildert worden.

Nicht nur bei der Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel steht und fällt mit den Deutschkenntnissen der Zuwanderer ihre Möglichkeit zur Integration. Daher ist das Angebot an Deutschkursen der Caritas umfangreich. Im Caritas-Haus, aber auch in der Christus- und der Friedenskirche sowie in Merl und Lüftelberg findet beinahe täglich Unterricht statt. Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse oder auch Alphabetisierungskurse. „Ich organisiere ständig um, um dem Bedarf möglichst gerecht zu werden“, sagt Klitzke.

Das Angebot sei niederschwellig, jedoch in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Familienbildungswerk und dem Jugendmigrationsdienst mit Fachleuten besetzt, erläutert sie. Gezielt sei zum Beispiel der Kursus für junge Erwachsene eingerichtet worden, ein Intensivkursus für Flüchtlinge, die zu alt für die Schule sind, um auch sie fit für eine Ausbildung zu machen. Die Kursteilnehmer seien wissbegierig, „sie saugen alles auf“, berichtet Constanze Klitzke. Es gehe darum, Basis-Wissen zu vermitteln, aber auch, die Menschen aus den Unterkünften zu holen.

Dass die Caritas Dreh- und Angelpunkt beinahe aller Angebote darstelle und natürlich auch intensiv am Runden Tisch der Stadt mitarbeitet, ist für Klitzke selbstverständlich. „Wir verfügen durch unseren Migrationsdienst über jahrelange Erfahrung und ein gutes Netzwerk“, erklärt sie. Eine Herausforderung sei es, bei den gesetzlichen Regelungen auf dem neuesten Stand zu bleiben. Vieles sei im Fluss. So müssten derzeit Flüchtlinge, die länger als sechs Monate in Deutschland sind, einmal zur Registrierung und dann ein zweites Mal zum Interview nach Burbach ins Siegerland. Klitzke sorgt dafür, dass keiner vergessen wird und organisiert die Sammelfahrten durch ehrenamtliche Helfer. „Ein Glück, dass es Ehrenamtliche gibt“, betont sie.

Hier setzt eine weitere Aufgabe der Caritas an. Sie sorgt auch für einen Standard für das Ehrenamt. 22 Integrationslotsen und weitere 40 Personen, mit denen es schriftliche Vereinbarungen gibt, sind über die Caritas vernetzt, werden in Schulungen auf ihre Aufgaben vorbereitet, sind auf ihren Wegen versichert und haben sich zum Datenschutz und zum Schweigen verpflichtet.

Ehrenamtlichem Engagement sei es auch zu verdanken, dass kürzlich der Flüchtlings-Jugendkursus einen Ausflug zur Sommerrodelbahn nach Altenahr unternommen hat. Eingeladen hatte ein Meckenheimer Ehepaar, Katja und Eugen Dick, gemeinsam mit Caren Poland, einer ehemaligen Austauschschülerin aus Amerika, die vor 30 Jahren bei den Dicks zu Gast war und jetzt ihren Besuch in Deutschland genutzt hat, um in der Flüchtlingshilfe aktiv zu sein. So wurde den Asylbewerbern und deren Betreuern ein unbeschwerter Nachmittag bei Spaß und Geselligkeit beschert.

Eines ist Klitzke wichtig: „Wir betreuen nicht nur Flüchtlinge, sondern dürfen auch all die anderen nicht aus den Augen verlieren, die unsere Hilfe brauchen.“ Auch bei Krisen von Einheimischen aus Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg, zum Beispiel bei häuslicher Gewalt oder Suchtproblemen, bei Armut und Schulden oder bei Migration durch Heirat – für alle Belange des Lebens sei die Caritas Anlaufstelle, und zwar kultur- und religionsübergreifend. Zudem verfüge sie über ein gewachsenes Netzwerk in der Region. „Ich schicke niemanden weg, ohne eine Lösung anzubieten“, sagt Klitzke.

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