Umzug von Troisdorf Modelleisenbahner haben neue Heimat in Meckenheim gefunden

Meckenheim · In Meckenheim fahren nun Züge im Miniaturformat durch liebevoll gestaltete Landschaften. Und das kann regelmäßig besichtigt werden. Allerdings erfolgte der Umzug des Vereins SAM Bahner an den Neuen Markt nicht freiwillig.

 Japanischer Hochgeschwindigkeitszug: Ein Shinkansen im Miniaturformat saust über eine Anlage der SAM Bahner.

Japanischer Hochgeschwindigkeitszug: Ein Shinkansen im Miniaturformat saust über eine Anlage der SAM Bahner.

Foto: Axel Vogel

Träge zog der „Lange Heinrich“ seine Kreise. Das Dampflok-Original konnte bis zu 50 voll beladene Waggons ziehen, die Miniaturausgabe auf der Modelleisenbahnlandschaft des Vereins SAM Bahner schafft indes nur 37 – was die Begeisterung der Betrachter aber nicht schmälerte.

Fasziniert beobachtete Max die Fahrt des Zuges. Eisenbahnen findet der Neunjährige gut, mit seiner Holzeisenbahn baut er ständig neue Strecken. Aber das hier war natürlich ein ganz anderes Kaliber.

Er und sein Vater gehörten am vergangenen Samstag zu den Besuchern der ersten Ausstellung des Modelleisenbahnclubs an seinem neuen Standort. Nachdem der Verein aus seiner bisherigen Unterkunft in Troisdorf ausziehen musste, fanden die Mitglieder über gute Kontakte die Räume im Untergeschoss des Marktcenters am Neuen Markt.

Alle Mieter mussten raus

Laut  dem Vereinsvorsitzenden Andreas Günterberg muss das Gebäude in Troisdorf kernsaniert werden. Alle Mieter hätten rausgemusst, getan habe sich an dem Gebäude bislang aber nichts, so Günterberg.

Nun ist der Verein also in Meckenheim untergekommen. Besagte Räume am Neuen Markt standen leer, seit das Betreuungsangebot für Kinder, deren Eltern in Ruhe einkaufen wollten, dort eingestellt wurde. Dort gibt es viel Laufkundschaft, das finden die SAM-Bahner-Mitglieder gut. Schließlich freuen sie sich immer über Besucher, denen sie ihre Modelleisenbahnlandschaften zeigen können.

Zur Premiere am Samstag schauten sich viele Menschen an, was der Verein zu bieten hat. Rund 220 Meter Gleise sind verbaut, auf denen sich etliche Züge fortbewegen. Die Anlage besteht aus einzelnen Elementen, die man fast beliebig aneinanderreihen kann. Dafür müssten die Schienen genormt angebracht sein, erläuterte Günterberg, also ganz exakt an der gleichen Stelle. Millimeterarbeit sei angesagt, sagte Club-Urgestein Klaus Kosack, der schon seit fast 70 Jahren Modellbau betreibt. „Sonst fliegen die Züge aus der Bahn“, so Kosack.

Viel weniger Platz als in Troisdorf

Die Mitglieder beweisen Liebe zum Detail. Ein Bagger dreht sich auf einer Baustelle, auf einem See bewegt sich ein Boot, gleich nebenan findet ein Konzert auf einer Bühne statt: mit Publikum, Lichtshow und Musik. Auf der eigenständigen Japan-Anlage wartet eine Anime-Figur auf den Zug.

Bei den Besuchern kam das am Samstag alles gut an. Nur für diesen Tag war auch eine Kinderabteilung mit Brio-Holzeisenbahn und Dino-Landschaft aufgebaut. Allerdings konnten die Vereinsmitglieder in Meckenheim längst nicht alles aufbauen, was sie in Troisdorf gezeigt hatten: Dort hatte man rund 2500 Quadratmeter Platz. In Meckenheim ist es gerade mal ein Zehntel davon. „Ich finde das angenehmer“, meinte Vereinsmitglied Sebastian Goralski. So sei man immer näher an den Besuchern und komme besser ins Gespräch. Goralski ist 27 Jahre alt und somit eines der Mitglieder, die zeigen, dass Modelleisenbahnbau nicht nur ein Altherrenhobby ist.

Ein teures Hobby

Die SAM Bahner haben noch einen weiteren U30-Bastler in ihren Reihen und nur drei der neun Mitglieder sind überhaupt im Rentenalter. Ein Überalterungsproblem oder Nachwuchssorgen habe man nicht, befand Günterberg – das sei aber schon eine Ausnahmeerscheinung in der Modellbaulandschaft. Goralski ist schon seit zehn Jahren dabei. „Ich finde die Elektronik spannend“, erläuterte er. Und er möge es, mit Gleichgesinnten Zeit zu verbringen und neben der Fachsimpelei auch gemeinsam zu spielen.

 Mit vielen Waggons ausgestattet. Bei dem Zug ganz rechts handelt es sich um einen „Langen Heinrich“.

Mit vielen Waggons ausgestattet. Bei dem Zug ganz rechts handelt es sich um einen „Langen Heinrich“.

Foto: Axel Vogel

Zugleich bedauert er es aber auch, dass es so wenig Nachwuchs gibt, kann es aber auch verstehen. Es sei ein teures und zeitaufwändiges Hobby, wenn man es intensiv betreibt, sagte Goralski. Eine Lok koste 200 bis 300 Euro. „Das kann man sich als Kind, Jugendlicher oder Student nicht leisten“, sagte er weiter. Und digitale Sets, die die junge Generation vielleicht mehr locken könnten, seien noch mal teurer.

Die SAM Bahner fühlen sich schon jetzt wohl am neuen Standort und wollen dort auch bleiben, solange sie sich die Miete leisten können. Die werde aus Mitgliedsbeiträgen und Sponsorengelder finanziert, sagte Günterberg. Mitglied Dieter Wirtz wurde deutlicher: „Wir müssen uns finanziell schon verbiegen.“ Aber die SAM Bahner können damit leben.

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