Von Frauen und Frolleins Mundartabend zum Abschluss der Swisttaler Lesetage
SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Es ist noch gar nicht so lange her, dass unverheiratete Frauen mit "Frollein" angesprochen wurden. Von solchen Geschichten aus dem dörflichen Leben erzählten Monika Limpinsel, Doris Krämer und Karl Wirtz beim Mundartabend zum Abschluss der diesjährigen Swisttaler Lesetage.
Früher wurde zwischen verheirateten und unverheirateten weiblichen Wesen unterschieden, was schon an der Anrede zu erkennen war: Frau war verheiratet, Fräulein oder Frollein nicht. Und weil alle Lehrerinnen unverheiratet waren, wurden alle mit Frollein angesprochen.
Früher jedenfalls war das so. Dass sich die Zeiten seit seiner Schulzeit geändert hatten, musste Karl Wirtz erfahren, als er in den 90er Jahren „op de Baachstrooß“ in Heimerzheim seine frühere Lehrerin freundlich mit „Morjen, Frollein“ begrüßte. Was die rund 60 Besucher der Mundartlesung in der Scheune von Familie Garus im Chor den allseits bekannten Nachnamen der so Angesprochen ausrufen ließ: „Pfeifer!“. Lehrerin Elisabeth Pfeifer habe ihn stante pede zur Schnecke gemacht, dass seit über 20 Jahren keine Frau mehr Frollein genannt werde. „Doh hätt mie keene Hoot mie jepass!“, erinnerte sich Wirtz – und alle, die besagte Lehrerin gekannt hatten, konnten sich lebhaft vorstellen, wie sie ihren ehemaligen Schüler „zusammengefaltet“ hatte.
Ebenfalls vor ihren Augen lebendig wurde die Szene „Wie dä Eu be-jraave wuet“. Erschien diese Geschichte auch „etwas unglaubwürdig“, so Moderator Hermann Schlagheck. Diese amüsante Anekdote habe der Arbeitskreis Heimat Heimerzheim in einem Buch gefunden, so Doris Krämer zum GA, und auf Heimerzheim umgemünzt. Was den Spaß aber nicht geringer macht. Denn als besagtes Original im Sarg gen Friedhof getragen wurde, passierte der Trauerzug samt Pastor das Gasthaus, das Eu einst gerne und ausgiebig besuchte. Da könne man doch mit Eu im Sarg nicht so einfach vorbeigehen, so die Sargträger, denn: „Dat wör et eenzichste Mol, dat dä Eu drüsch“ (trocken) an dem Gasthaus vorbeikomme. Dem konnten sie abhelfen: Sie stellten den Sarg ab, orderten eine Flasche Schnaps, schenkten einander ein und horchten am Sarg, ob sich „dä Eu“ vielleicht auch melden würde. Was natürlich der Fall war. Die Flasche wurde gelehrt, der Sarg wieder aufgenommen und mit den an die Wirtin gerichteten Worten „Dat Jeld krieste morje“ ging es mit Eu weiter zum Friedhof.
Diese und andere Geschichten aus dem dörflichen Leben, aber auch aus der „Kölschen Bibel“, trugen Monika Limpinsel, Doris Krämer und Karl Wirtz beim Mundartabend zum Abschluss der diesjährigen Swisttaler Lesetage sehr zum Vergnügen der Zuhörer vor. Ein Trio der Gruppe „Jood Jemisch“ sorgte mit Mitsing-Liedern wie „Dat iss Heimat, Hemezem“ (Melodie nach „Sailing“) oder „Stääne“ von den Klüngelköpp für einen rundum gelungenen Abend.