Caféhausmusik der 1920er Jahre zugunsten der Hospizgruppe Musik, die Erinnerungen weckt

MECKENHEIM/EUSKIRCHEN · Immer wieder mittwochs wird Robert Cramers Wohnzimmer in Euskirchen-Schweinheim zum Caféhaus - zumindest musikalisch. Denn dann probt hier das Salon-Ensemble Beda mit Klavier, Geigen, Akkordeon, Klarinette und Tuba zwischen Vitrine und Bücherregal.

 Zur Probe im Wohnzimmer kommt das Salon-Ensemble Beda um Robert Cramer (hinten r.) und Brigitte Hoffmann-Loss (2.v.l.) zusammen.

Zur Probe im Wohnzimmer kommt das Salon-Ensemble Beda um Robert Cramer (hinten r.) und Brigitte Hoffmann-Loss (2.v.l.) zusammen.

Foto: Antje Jagodzinski

Die achtköpfige Formation, deren Mitglieder aus Euskirchen, Meckenheim, Bonn-Röttgen und Erftstadt stammen, hat sich der Caféhausmusik der 1920er Jahre verschrieben. Am kommenden Sonntag spielt das Ensemble zugunsten der Ökumenischen Hospizgruppe Rheinbach, Meckenheim, Swisttal in der Meckenheimer Schützenhalle.

"Mehr Leichtigkeit" fordert Heinz Schöbel ein, "mehr wienerisch, eins, zwei, drei", gibt der 79-Jährige vor, als das Ensemble gerade "Das muss ein Stück vom Himmel sein" aus dem Film "Der Kongreß tanzt" probt. Die Mitglieder haben den ehemaligen Violinisten des Bonner Beethoven Orchesters engagiert, "um immer weiter an Feinheiten zu arbeiten", wie Akkordeonspieler Robert Cramer (69) erklärt.

Auch zur festen Formation zählen zwei pensionierte Berufsmusiker, und die "musikalische Chefin" Brigitte Hoffmann-Loss (68) aus Meckenheim, die die erste Geige spielt, singt sowie die Moderation bei Konzerten übernimmt, hat Musik studiert. Zwischen 46 und 79 Jahre alt sind die Ensemble-Mitglieder - und sie alle haben Spaß an den beschwingten Melodien der 20er Jahre.

"Wir lieben diese Musik und möchten sie aus der Vergessenheit herausholen", sagt Hoffmann-Loss.

Viele Musiker, die sich mehr der Klassik verschrieben hätten, würden angesichts von Salonmusik eher die Nase rümpfen, meint die Geigerin. Doch je mehr man sich damit beschäftige, desto mehr finde man über die Tiefe der Stücke heraus, sowohl kompositorisch als auch in Bezug auf Melodie und Text.

"Es sind volksnahe Ohrwürmer mit humoristischem Inhalt, intelligent gedichtet, pfiffig, teils bis hin zum Schlüpfrigen. Damals war das gewagt und frech. Heute lächeln wir darüber", sagt die Meckenheimerin und verweist auf Stücke wie "Oh, Donna Clara", "Ich hab das Fräul'n Helen baden seh'n" und "Was machst du mit dem Knie".

Es ist Musik, die flott und augenzwinkernd daher kommt. Und die Erinnerungen weckt. So gibt das Ensemble von seinen etwa 20 Auftritten im Jahr einige auch in Seniorenheimen.

"Wir waren schon in Demenzabteilungen zu Gast", erzählt Hoffmann-Loss, "und als wir angefangen haben zu spielen, wachten die Senioren geradezu auf und sangen mit. Da kommt ganz viel zurück, und das gibt uns wiederum so viel."

Benannt hat sich das Salon-Ensemble Beda 2009 nach dem jüdischen Librettisten, Schlagertexter und Schriftsteller Friedrich Löhner-Beda (1883-1942). Tatsächlich stamme ein Großteil der Caféhausmusik von jüdischen Komponisten und Textern, sagt Cramer.

Der 69-Jährige hat das Ensemble gegründet, nachdem er einen Notenschrank mit mehr als 1000 Titeln geerbt hatte. Die stammten von zwei Salonorchestern, von denen das eine der Bundesbahn angehörte. Für das Arrangement neuer Stücke und die Verpflichtung von Profi Schöbel, müsse das Ensemble in seine Kasse greifen, erklärt Cramer.

Dafür sei die Hälfte des Konzerterlöses am Sonntag bestimmt. "Die größere Hälfte ist aber für den Hospizverein", verspricht Cramer.

Das Konzert

Das Salon-Ensemble Beda spielt am Sonntag, 13. September, um 17 Uhr in der Schützenhalle in Meckenheim. Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden gebeten, mit denen das Salonorchester die ambulante Ökumenische Hospizgruppe unterstützt, die Schwerkranke, Sterbende und Trauernde ehrenamtlich betreut. Infos unter Tel. 0 22 25/9 99 74 70 und www.hospiz-voreifel.de.

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