Stadtsoldaten in Meckenheim Nachwuchs für et Trömmelche gesucht

MECKENHEIM · Der Spielmannszug der Meckenheimer Stadtsoldaten hat Nachwuchssorgen. Um anspruchsvolle mehrstimmige Stücke zu spielen, braucht er einen gewissen Stamm an Musikern. Ein Tag des Tambourcorps soll Trommler und Flötisten für das Hobby begeistern.

 Der musikalische Leiter Uwe Haubrichs (r.) übt im Vereinsheim mit Benny (l.) und Fabio unter den Augen von Hans-Erich Jonen (M.).

Der musikalische Leiter Uwe Haubrichs (r.) übt im Vereinsheim mit Benny (l.) und Fabio unter den Augen von Hans-Erich Jonen (M.).

Foto: Axel Vogel

„Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat“ – das Karnevalslied dürfte fast jedem bekannt sein. Doch die, die das Trömmelchen schlagen, werden immer weniger. Seit etwa fünf Jahren mangelt es dem Tambourcorps der Meckenheimer Stadtsoldaten an Musikern.

Nach Weggängen wegen Umzugs und auch zweier Sterbefälle zählt der Spielmannszug nur noch etwa ein Dutzend Mitglieder. Die braucht es mindestens um anspruchsvolle mehrstimmige Stücke zu spielen. Jetzt wollen die Trommler und Flötisten des Stadtsoldaten-Spielmannszugs im Rahmen eines Tages des Tambourcorps Andere für ihr Hobby begeistern.

Hans-Erich Jonen ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied und erinnert sich. Elf Jahre alt war er, als 1968 kurz nach der 100-Jahr-Feier der Stadtsoldaten das Corps ins Leben gerufen wurde. Dass die Uniformierten ihren Einzug nicht mit eigener Musik hatten begleiten können, sondern zu den Klängen einer Saalkapelle einmarschieren mussten, war ein Defizit in den Augen des damaligen Vorstands, und so hatte er zur Gründung aufgerufen.

19 Musiker starteten unter der Stabführung von Josef Schliebach in die Probenarbeit in einem Kellerraum unter der Schule in der Schützenstraße. Die Flötisten, unter ihnen Jonen, übten auf ihren schwarzen Instrumenten aus Bakelit, während die Trommler mit Rücksicht auf die Nachbarschaft die „Knüppelche“ auf alten Schultischen tanzen ließen. Die einzigen Noten wurden mit Klebestreifen an der Wand befestigt. Mit zwei Märschen und zwei Volksliedern als Repertoire starteten die Musiker in ihre erste Karnevalssession 1969.

Bakelit-Flöten ausgetauscht

Bald schon war das Stadtsoldaten-Corps auch außerhalb der fünften Jahreszeit bei vielen Veranstaltungen akustisch vertreten. Festumzüge und Freundschaftstreffen mit anderen Tambourcorps standen auf dem Terminkalender. Die Bakelit-Flöten wurden gegen Metallinstrumente ausgetauscht. Inzwischen zählte das Corps etwa 30 Musiker. Die musikalische Bandbreite wuchs, es wurden mehrstimmige Arrangements eingeübt. Heute stehen neben klassischer Spielmannsmusik, Marsch-, Volks- und Karnevalsmusik, auch Stücke aus dem Bereich des Pop auf dem Programm des Tambourcorps.

Auch die Zeiten, als der Nachwuchs noch von den erfahrenen Musikern das Instrument erlernte, sind lange vorbei. Seit etwa zwölf Jahren ist Uwe Haubrichs musikalischer Leiter des Tambourcorps. Er habe als Jugendlicher in Bonn-Lannesdorf als Spielmann angefangen und seine Leidenschaft für diese „ganz besondere Musik“ entdeckt, sagt Haubrichs. Über den Volksmusikerbund habe er sich weitergebildet und die Ausbilderqualifikation erworben. Nur Geduld und den Willen, ein Instrument zu lernen und zu üben, sollten zukünftige Spielmänner und -frauen mitbringen.

Tag des Tambourcorps

Denn in den ersten Monaten werden die Nachwuchs-Musiker zunächst nur im nicht ganz so stillen Kellerlein im Zeughaus der Stadtsoldaten zu den Proben zusammenkommen. Der erste öffentliche Auftritt sei normalerweise beim Martinszug, denn die entsprechenden Lieder seien leicht zu lernen. „Alles, was sie können müssen, bringen wir ihnen bei“, sagt Haubrichs. Auch das Instrument werde gestellt.

Beim Tag des Tambourcorps am 30. Oktober ab 11 Uhr im Zeughaus des Stadtsoldaten-Corps an der Professor-Scheeben-Straße 11 erwartet die Besucher ein interessantes Programm. Instrumente können ausprobiert werden. Ab 13 Uhr wird bei einer offenen Probe ein bislang unbekanntes Karnevalspotpourri von den Musikern eingeübt. Von 14 bis etwa 16 Uhr findet ein Konzert mit befreundeten Spielmannszügen statt: dem Tambourcorps Erpel 1963 und dem Tambourcorps „Frei-Weg“ Bad Honnef-Selhof 1923.

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