Dieter Dunkelberg aus Meckenheim Nostalgie trifft Technik

Dieter Dunkelberg ist seit seiner Jugend von Modelllokomotiven fasziniert. Was dieses Hobby für ihn besonders macht und warum auch nostalgische Modellbahnen nicht ohne modernste Technik auskommen, darüber sprach mit ihm Adrian Arab.

 Leidenschaftlicher Modelleisenbahner: Dieter Dunkelberg zeigt seine Appenzeller Bahn.

Leidenschaftlicher Modelleisenbahner: Dieter Dunkelberg zeigt seine Appenzeller Bahn.

Foto: Roland Kohls

Lokomotiven im Miniaturformat zu bauen, ist ein ungewöhnliches Hobby. Warum machen Sie das?
Dieter Dunkelberg: In der Tat. Während meine Klassenkameraden die Zeit meist auf dem Fußballplatz verbracht haben, habe ich die Nachmittage den Modelllokomotiven gewidmet. In meiner Jugend habe ich allerdings nur mit gekauften Lokomotiven gespielt. Viele Jahre später, mit etwa 50 Jahren, habe ich dann angefangen, Baupläne und technische Skizzen zu studieren, um anhand derer selbst Modelllokomotiven zu bauen. Mich fasziniert der Modellbau, da er sich an der Schnittstelle von Nostalgie und Technik bewegt. Auf der einen Seite sind die Modelle schön anzusehen, auf der anderen Seite ist es eine große Herausforderung, jedes Detail maßstabgetreu umzusetzen. Letztlich war es aber sicherlich auch ein Mangel an Alternativen. Denn heute steht für die Jugend Handy und Multimedia mehr denn je im Vordergrund.

Wie entsteht eine Modelllokomotive?
Dunkelberg: Ich beginne mit einem Foto der Lokomotive, die ich anschließend bauen möchte. Im besten Falle habe ich das Foto selbst gemacht. Das ist nicht immer möglich, denn ich baue ausschließlich die als "Rhätische Bahnen" bekannten Schweizer Lokomotiven nach, so dass ich die Bilder auch in der Schweiz machen muss. Anhand des Fotos fertige ich eine technische Zeichnung an, die ich mit Zirkel, Bleistift und Lineal auf Polesterol - den einzigen klebbaren Kunststoff - übertrage. Mit der Laubsäge und dem Teppichmesser entsteht die Lokomotive dann aus den einzelnen Ausschnitten.

Viele Lokomotiven ähneln sich in ihrer geometrischen Form. Worin liegt der Unterschied zwischen einem Modell-ICE und Ihren Rhätischen Bahnen?
Dunkelberg: Eine Bahn auch wirklich einem Modell zuordnen zu können, entscheidet sich daran, wie viel Wert ich als Modellbauer auf die Details lege. Diese Kleinstarbeit ist die anspruchsvollste und zeitintensivste Aufgabe im Nachbau der Lokomotiven. Vom Stromabnehmer über die Scheiben bis hin zum Fahrgestell oder zum Trittbrett - auch die kleinsten Details müssen stimmen, sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in den maßstäblichen Proportionalitäten. Das schlägt sich in der Zeit nieder. Vorausgesetzt ich arbeite jeden Tag an der Lokomotive, liegt zwischen erster Zeichnung und Fertigstellung etwa ein halbes Jahr.

Sie legen auch Wert auf die Gestaltung der Umgebung, in der die Bahnen verkehren. Ist Ihr Nachbau an einen realen Ort auf dieser Welt angelehnt?
Dunkelberg: Der Bahnhof, den die Bahnen ansteuern, ist der Bahnhof Sankt Niklaus, nahe Zermatt in der Schweiz. Ich habe Wert darauf gelegt, auch die Umgebung an die Schweizer Landschaft anzupassen. Die Strecke führt entlang des Matterhorns, das in meinem Nachbau eine Größe von dreieinhalb Metern hat. Eine Standseilbahn führt auf den Berg. Unweit davon habe ich ein Becken mit echtem Wasser angelegt, das einen Badesee darstellen soll. Das gesamte Areal hat einen Umfang von 125 Quadratmetern. An der Gestaltung der Strecke hat meine Frau tatkräftig mitgewirkt.

Modellbau ist für viele ein eher nostalgisches Hobby. Wie viel Technik steckt in Ihren Bahnen?
Dunkelberg: Ich nutze die Technik, die im heutigen Zeitalter zur Verfügung steht. Dank digitaler und intelligenter Vernetzung kann ich so beispielsweise mehrere Bahnen gleichzeitig auf demselben Gleis fahren lassen, ohne dass sie kollidieren. In den Bahnen sind Elek-tromotoren verbaut. Die sind aber so leise, dass kleine Lautsprecher das akustische Erlebnis verstärken und die Geräusche der Originale wiedergeben.

Wie begeistern Sie junge Menschen für Ihr Hobby?
Dunkelberg: Das ist eine Aufgabe, die mir zunehmend Sorgen bereitet. Leider sind weder mein Sohn noch meine Enkel am Modellbau interessiert, so dass mein Hobby wohl nicht über weitere Generationen hinweg in Familienhand bleiben wird. Gerade deshalb versuchen wir, auch Angebote für die Jüngsten zu schaffen. Wenn sich Kinder noch nicht die Steuerung unserer großen Strecke zutrauen, dürfen sie sich an einer Miniaturstrecke in unserer Halle versuchen.

Wer einen Blick auf die Strecke der Modell-Eisenbahn-Freunde Meckenheim werfen möchte, kann dies bei den Weihnachtsfahrtagen am Samstag, 12. Dezember, und Sonntag, 13. Dezember, jeweils von 10 bis 17 Uhr tun. Bei Kaffee und Kuchen laden die Freunde auch zu interessanten Gesprächen für Modellbaukenner- und Nichtkenner in die Halle der Firma Josef Dunkelberg, Mühlgrabenstraße 27, in Meckenheim ein. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist kostenlos.

Zur Person

Dieter Dunkelberg, geboren 1947 in Meckenheim, machte eine Ausbildung zum Automechaniker, um anschließend bei der Bundeswehr eine zivile Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Er ist mit seiner Frau Marlis verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkel. Gemeinsam mit acht Freunden - den "Modell-Eisenbahn-Freunden Meckenheim" - trifft er sich jeden Samstag in den Hallen der Firma seines Bruders Josef, Mühlgrabenstraße 27, um zu zeichnen, zu bauen und zu plaudern.

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