Gespräch am Wochenende Neuer Meckenheimer Verein hilft mit Kleiderspenden

Interview | Meckenheim · „Wir für euch“ möchte Bedürftigen Meckenheimern mit Kleiderspenden helfen. Über den neuen Verein und warum Ehrenamt Teamarbeit ist, spricht Friedel Groß im Interview.

 Vielfältig ehrenamtlich aktiv: Friedel Groß hat auch die neue Kleiderkammer im Keller der „Arche“ mit aufgebaut.

Vielfältig ehrenamtlich aktiv: Friedel Groß hat auch die neue Kleiderkammer im Keller der „Arche“ mit aufgebaut.

Foto: Axel Vogel

Vor mehr als 40 Jahren war Friedel Groß (65) als Geschäftsführer des Fußballvereins VfL Meckenheim zum ersten Mal ehrenamtlich aktiv. Später kamen der Verein der Prinzengarde Meckenheim 1933 (er ist dort Kommandant), die Mit-Organisation des vorweihnachtlichen „Zintemaats“ und seit einiger Zeit die Arbeit im Inklusionscafé Sofa dazu. Mitte September war Groß bei der Gründung des Vereins „Wir für euch“ dabei und ist seitdem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Über den neuen Verein mit bereits mehr als 30 Mitgliedern, über Ehrenamt und Vereinsarbeit in heutiger Zeit sprach Friedel Groß mit Susanne Träupmann.

Wie und warum kam es zur Gründung des neuen Vereins?

Friedel Groß: Die Gründungsmitglieder waren bei „Meckenheim hilft“ dabei. Dort wurde die Ausgabe von Kleidung und Lebensmittelspenden zum 30. Juni eingestellt, da die Nutzung der Räumlichkeiten nicht mehr möglich war. 20 Ehrenamtliche wollten bedürftigen Menschen jedoch weiterhin helfen. Wir setzten uns zusammen, beschlossen die Satzung und brachten die Formalien auf den Weg. Die Evangelische Kirche stellte uns Räume im Merler Gemeindezentrum „Arche“ zur Verfügung. Das Finanzamt erteilte uns schon nach 14 Tagen den Freistellungsbescheid. Dazu kam noch der erfolgreiche Aufruf zu Kleiderspenden Mitte Oktober. Nach nur sechs Wochen konnten wir schon mit der Arbeit beginnen.

Was ist Ihre Zielsetzung?

Groß: Wir bieten ausschließlich Damen- und Herrenkleidung in allen Konfektionsgrößen an. Viele Kleidungsstücke, die uns gebracht werden, sind dabei von besonders guter Qualität, einige sogar noch mit Preisschildern versehen. Die Kunden zahlen als symbolischen Betrag zwischen einem und zwei Euro. Dadurch entsteht Wertschätzung in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist es für die Menschen, die Hilfe brauchen, ein Signal auf Augenhöhe, zum anderen werden kostenpflichtige Produkte höherwertig eingestuft.

Welche Menschen sind auf Ihre Kleiderspenden angewiesen?

Groß: Das Publikum ist bunt gemischt. Wir bieten Kleidung für Erwachsene an. Um mehr Bedürftige zu erreichen, haben wir bereits Kontakt zur Meckenheim-Rheinbacher Tafel aufgenommen, um dort unsere Flyer auszulegen. Auch durch den Tag der Offenen Tür an diesem Samstag hoffen wir auf größere Bekanntheit. Uns ist wichtig, dass die Hemmschwelle hilfesuchender Menschen sinkt und Menschen, die uns brauchen, zu uns kommen.

Am Wochenende findet der „Zintemaat“ statt. Außerdem hat die Karnevalszeit begonnen. Wie bringen Sie Ihre vielfältigen Vereinsaktivitäten unter einen Hut?

Groß: Das ist eine Frage des Zeitmanagements. Seit Jahrzehnten bin ich an vielen Abenden in der Woche und am Wochenende für irgendeinen Verein unterwegs. Vielleicht habe ich während meiner Berufstätigkeit ein wenig weniger Zeit in Vereinsarbeit investiert, aber auch da war ich oft nicht zu Hause. Das war nur mit der Unterstützung meiner Familie möglich. Dafür bin ich sehr dankbar.

Haben Sie überhaupt noch Freizeit?

Groß: Vereinsarbeit ist keine Pflicht, sondern ein Hobby. Ich mache es einfach gerne. Bei allem Engagement bleibt noch Zeit für den Urlaub. Den müssen wir aber zeitlich schon sehr genau planen, aber wer muss das nicht?

Warum sind Vereine für Sie wichtig?

Groß: Das Ehrenamt ist eine Frage der Ehre. Ich arbeite gerne mit und für Menschen. In einem Verein hat man die Möglichkeit, für ein Ziel gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Das funktioniert aber nur, weil verschiedene Rädchen ineinandergreifen, was erst auffällt, wenn eines dieser Rädchen ausfällt. Wie damals beim VfL Meckenheim, als der Posten des Geschäftsführers zu besetzen war. Da bin ich für einige Jahre eingestiegen - meine ersten Erfahrungen in einem Vorstand. Was mich damals faszinierte und bis heute begeistert, war die Gelegenheit, andere Menschen an Aufgaben heranzuführen und die Erkenntnis, dass Ehrenamt Teamarbeit ist.

Was macht aktuelle Vereinsarbeit aus?

Groß: Die Leitfäden, die der Vorstand für den jeweiligen Verein aufstellt, sind wichtig. Bei der Prinzengarde haben wir keine Probleme bei der Mitgliederwerbung, da es immer Menschen gibt, die gerne Karneval feiern. Das reicht aber nicht aus, um den Verein zukunftsfähig zu machen. Dafür brauchen wir Leute, die Verantwortung übernehmen. Außerdem muss die Nachwuchsförderung stimmen. Bei uns sind, trotz Corona, keine Kinder aus-, sondern weitere eingetreten. Und Kinder als Mitglieder bieten immer die Chance, auch deren Eltern zum Mitmachen zu bewegen. Fremde Menschen für eine Mitgliedschaft zu gewinnen, wird allerdings immer schwieriger. Die Menschen haben sich verstärkt ins Privatleben zurückgezogen. Dabei bietet gerade das Ehrenamt die Gelegenheit, sich in die Gesellschaft einzubringen.

Was können Vereine tun, um auch weiterhin eine Rolle zu spielen?

Groß: Die Vereine müssen mit der Zeit gehen. Entsprechend sollten sie ihre Veranstaltungen und ihre Strukturen überdenken und noch mehr Ideen junger Menschen aufgreifen.

Der neue Verein „Wir für euch“ stellt sich beim Tag der Offenen Tür am Samstag, 26. November, 12 Uhr bis 17 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum „Arche“, Akazienstraße 5 in Merl, vor. Der Zugang erfolgt über den Treppenabgang Bibliothek von der Mittelstraße aus. Immer freitags zwischen 10 und 17 Uhr öffnet der Verein zur Ausgabe und Annahme von Kleiderspenden.

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