Runder Geburtstag einer Meckenheimer Persönlichkeit So blickt Peter Kohlhaas auf die Entwicklung von Meckenheim

Meckenheim · Ein langjähriger früherer Verwaltungsbeamter aus Meckenheim ist 90 Jahre alt geworden. Im Gespräch mit dem GA erzählt er davon, wie die heutige Stadt mit Bundesmitteln aus dem Boden gestampft wurde.

Peter Kohlhaas war in den 60er bis 90er Jahren erst Ordnungsamtsleiter und dann Beigeordneter der Stadt Meckenheim. Heute lebt der 90-Jährige im Seniorenhaus St. Josef.

Peter Kohlhaas war in den 60er bis 90er Jahren erst Ordnungsamtsleiter und dann Beigeordneter der Stadt Meckenheim. Heute lebt der 90-Jährige im Seniorenhaus St. Josef.

Foto: Alexander C. Barth

Peter Kohlhaas war dabei, als Meckenheim vom Städtchen zur Stadt wuchs: Rund drei Jahrzehnte war er in der Verwaltung tätig, zunächst als Ordnungsamtsleiter und von 1975 bis 1992 als Beigeordneter, ab 1994 saß er zudem fünf Jahre im Stadtrat. Heute lebt Kohlhaas im Seniorenhaus St. Josef und hat dort zu seinem 90. Geburtstag in dieser Woche unter anderem persönliche Glückwünsche von Bürgermeister Holger Jung entgegen genommen.

Als Kohlhaas Anfang der 1960er Jahre nach Meckenheim kam, zählte die Kommune weniger als 5.000 Einwohner. „Die gesamte Verwaltung passte in das kleine gelbe Rathaus, sogar für die Polizeistation und eine Dienstwohnung war noch Platz“, erinnert er sich. Der gebürtige Aachener hatte dort eine Verwaltungsausbildung absolviert und als Ordnungsamtsmitarbeiter angefangen. Das in den 50er Jahren erlassene Jugendschutzgesetz durchzusetzen, habe dort seinen Alltag geprägt: „In Tanzlokalen und im Rotlichtmilieu, das war ja in der Großstadt.“

Für die beruflichen Chancen in die Kleinstadt

Ins kleine Meckenheim zogen ihn die besseren Karrierechancen. Während er in Aachen für eine Beförderung Geduld gebraucht hätte, sprach er in Meckenheim direkt für die Leitung des Ordnungsamtes vor. „Im Rathaus sprach man noch Platt“, erzählt er und lacht. Seine erste Unterkunft sei rustikal gewesen, und die Polizeibeamten hätten einen Gemüseacker in der Nähe des Rathauses bestellt. Die Probleme von heute, Falschparker und Müll auf Plätzen und Wegen, seien damals kein Thema gewesen.

„Es gab ja kaum Autos, und beim Müll hatten wir andere Sorgen“, sagt der 90-Jährige. Der Abfall wurde damals noch ungetrennt in Tonnen gesammelt und bei der Abfuhr auf einen offenen Lastwagen gekippt. Endstation: das „Schuttloch“. Weil viele umliegende Kommunen keine eigene Müllhalde hatten, sei die in Meckenheim oft für illegale nächtliche Entsorgungsaktionen missbraucht worden, berichtet Kohlhaas: „Der größte Schock war, als eine Großschlachterei – wir haben nie herausgefunden, welche – ihre Schweinekadaver bei uns abgeladen hatte.“ Damals grassierte die Schweinepest.

Feuerwehr hatte noch keine eigene Garage

Auf der Müllhalde sei es manchmal zu unterirdischen Bränden gekommen, die dann die bescheiden ausgestattete Feuerwehr löschen musste. „Die Großfahrzeuge standen bei Bauern in der Scheune, die persönliche Ausrüstung nahmen die Leute mit nach Hause“, erinnert sich der 90-Jährige.

In seiner Funktion als städtischer Beigeordneter begleitete Peter Kohlhaas das Zusammenwachsen der neuen Ortsteile. Ein langwieriger und herausfordernder Prozess, der mit der kommunalen Neugliederung 1969 seinen Anfang genommen hatte: „Früher gab es ja noch die Ortsbürgermeister, die hatten richtig was zu sagen.“ Und der Eingemeindung hätte keiner von ihnen positiv gegenüber gestanden.

Mit Bundesmitteln aus dem Boden gestampft

Als bedeutendste Entwicklung streicht er das explosionsartige Wachstum Meckenheims heraus, bedingt durch den Wohnbedarf der Bundesbediensteten in der damaligen Hauptstadt Bonn. Nicht nur der Großteil des heutigen Merl, auch die heutige Infrastruktur von Meckenheim sei zu großen Teilen mit Bundesmitteln aus dem Boden gestampft worden. „Es gab ja nichts: Es fehlte an Kindergärten, Schulen, Sportplätzen.“ Aus Bonn sei dafür viel Geld geflossen, eine zweischneidige Angelegenheit: Alles, was gebaut wurde, habe die Stadt Meckenheim später auch unterhalten müssen.

„Die Finanzen waren früher auch nicht üppig, aber so eng wie heute war es nicht“, sagt Kohlhaas im Vergleich. Dieses Problem stelle sich aber auch in anderen Kommunen. „Ich bin der Auffassung, dass wir an der Verwaltungsspitze die richtigen Leute hatten“, sagt er über die Zeit nach seiner Pensionierung, also die 90er und frühen 2000er Jahre. Und trotz aller Krisen der letzten Jahre beantwortet er die Frage, ob er Hoffnung für die Zukunft der jüngeren Generationen habe, mit Überzeugung: „Ja!“ Dabei denkt er auch an seine eigene Familie: zwei Kinder und vier Enkel.

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