Interview mit ehemaligen Beigeordneten und Vizebürgermeister Peter Kohlhaas über die Entwicklung Meckenheims früher und heute

Meckenheim · Er kam 1963 aus Aachen nach Meckenheim, doch die Idee, dass er irgendwann wieder in seine Geburtsstadt zurückzukehren würde, hat er sich aus dem Kopf geschlagen. Peter Kohlhaas, der jüngst seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, hat die Geschicke der Stadt Meckenheim entscheidend mitbestimmt.

 "Ich wünsche mir, dass die Stadt prosperiert": Peter Kohlhaas im Interview.

"Ich wünsche mir, dass die Stadt prosperiert": Peter Kohlhaas im Interview.

Foto: Roland Kohls

Zunächst als Leiter des Ordnungsamtes und seit 1975 als Erster Beigeordneter. Nach seiner Pensionierung arbeitete er zunächst freiberuflich für die Treuhandgesellschaft. 1994 zog Kohlhaas in den Rat der Stadt ein und war von 1999 bis 2007 Vizebürgermeister. Er beendete seine politische Tätigkeit 2009 als CDU-Fraktionsvorsitzender. Über die rasante Entwicklung der Stadt in den 70er Jahren sowie über Besonderheiten Meckenheims sprach Martina Welt mit ihm.

Was hat Sie von Aachen nach Meckenheim verschlagen?
Peter Kohlhaas: Damals ganz sicher nicht die Liebe zu Meckenheim. Das geschah eher aus pragmatischen Überlegungen. Meine Aufstiegschancen in einer Großstadt-Verwaltung waren eher gering. Also bewarb ich mich auf eine Anzeige, in der eine kleine Gemeinde in der Nähe der Hauptstadt Bonn einen jungen Beamten suchte, der das Projekt Meckenheim-Merl begleiten sollte. Die Amtsvertretung Meckenheims entschied sich für mich.

Welche Aufgaben haben Sie in Meckenheim übernommen?
Kohlhaas: Ich übernahm die Leitung des Ordnungsamtes und den besonderen Auftrag des Amtsdirektors Wendel, den Aufbau der Freiwilligen Feuerwehr von acht Gemeinden aufzugreifen und dem Stand der kommenden Entwicklung von Meckenheim und Merl anzupassen - einschließlich der Gerätehäuser.

In den 60er und 70er Jahren wuchs Meckenheim rasant. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
Kohlhaas: Ich erinnere mich noch gut daran, wie wenig wir zunächst mit dem brandneuen Bundesbaugesetz anfangen konnten. Gott sei Dank lebte Professor Walter Bielenberg, der das Gesetz mit kommentiert hatte, in Meckenheim und wurde so gern gefragter Ratgeber. Das Ruhrfeld und die Lehmwiese waren die ersten Baugebiete, die entwickelt wurden.

In den Spitzenzeiten kamen so 300 Wohneinheiten für rund 900 bis 1000 Einwohner pro Jahr auf den Markt. Gleichzeitig musste auch die entsprechende Infrastruktur entwickelt werden wie Kindergärten, Schulen, Straßen, Kanalisation. Planerisch entwickelt wurden die neuen Baugebiete von der Entwicklungsgesellschaft Meckenheim Merl, in Zusammenarbeit mit der Planungsgemeinschaft, die für die technische Erarbeitung der Bauleitplanung zuständig war.

Kritisch wird oftmals die Entstehung des zweiten Zentrums am Neuen Markt beurteilt. Warum hat man das gemacht?
Kohlhaas: Die wenigen Geschäfte in der Hauptstraße waren nicht in der Lage, die Versorgung der schnell wachsenden Gemeinde aufzufangen. Eine Zwiebelbebauung rund um die Altstadt kam nicht infrage. Ein städtebaulicher Wettbewerb ergab den so genannten Schmetterling als Planfigur für das Projekt Meckenheim-Merl.

Zweiter Kritikpunkt ist der Mehrgeschosswohnungsbau, wo sich heute soziale Brennpunkte entwickeln.
Kohlhaas: Auch damals wusste man natürlich, dass Einzelhausbebauung aus sozialer Sicht optimal ist. Die Gefahr war jedoch eine schnelle Überalterung, während der Geschosswohnungsbau den Wechsel garantierte und junge Familien anziehen sollte. Das war in den 70er Jahren auch der Fall, als noch Bundesbedienstete in den Hochhäusern am Ruhrfeld wohnten. Später durften dort nur noch Menschen mit Wohnberechtigungsschein einziehen, die übrigen mussten einen Zuschlag zahlen und das führte zum Leerstand und der heutigen Situation.

Ausgesprochen turbulent war auch ihre politische Zeit als Ratsherr und Vizebürgermeister unter Yvonne Kempen.
Kohlhaas: Ich habe sie damals in der Mitgliederversammlung der CDU nicht gewählt, sondern den parteiinternen Konkurrenten Johannes Vennebusch. Als sie später Bürgermeisterin wurde, gehörte es für mich zum politischen Anstand, zu ihr zu stehen. Das hat man mir oft zum Vorwurf gemacht. Gegen Ende ihrer Amtszeit ging dann jedoch nichts mehr. Damals verbündeten sich die Fraktionen zu den Meckenheimer Demokraten und setzten die Abwahl Kempens durch. Auch die Verwaltung hat sich während dieser Ära verwandelt. Mit den Nachwehen einiger Maßnahmen dürfte der jetzige Bürgermeister Bert Spilles noch heute zu kämpfen haben.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Stadt heute?
Kohlhaas: Ratschläge sind auch Schläge, da halte ich mich weitestgehend zurück. Die Nördliche Stadterweiterung wird Belebung für die Altstadt bringen, ein neues Rathaus sollte es schon seit 1963 geben und zwar im Projektgebiet Meckenheim-Merl. Die Entwicklung am Neuen Markt sehe ich problematisch, denn die neue Versorgung im Steinbüchel wird garantiert Kunden abziehen.

Was wünschen Sie sich für Meckenheim?
Kohlhaas: Ich wünsche mir, dass die Stadt prosperiert und ein gutes Leben für die Bürger bietet. Die Voraussetzungen was Wirtschaft, Anbindungen und Aussichten betrifft, sind exzellent. Hier kann man sich schon wohl fühlen. Ursprünglich wollte ich immer nach Aachen zurück. Ich wüsste heute nicht mehr warum.

Zur Person

Peter Kohlhaas wurde am 11. April 1933 in Aachen geboren. Er ging dort zur Schule, schloss die Verwaltungsfachschule als Diplom-Verwaltungswirt ab und lernte beim Sport seine Frau Adelheid kennen. Kohlhaas hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. 2009 beendete er seine politische Laufbahn. Er engagiert sich heute noch ehrenamtlich als Integrationslotse beim Caritasverband.

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