Streit mit dem Rhein-Sieg-Kreis Pferdebesitzerin aus Meckenheim sorgt sich um ihre Tiere

Meckenheim · Die Betreiberin einer Pferde-Ranch im Meckenheimer Ortsteil Altendorf sorgt sich um ihre Tiere. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung mit dem Rhein-Sieg-Kreis. Dieser hatte nach der Überprüfung der Ranch gefordert, die Mistlagerung zu ändern und Flächen zu versiegeln.

 Tanja Klapproth zeigt die Fläche, die versiegelt werden soll.

Tanja Klapproth zeigt die Fläche, die versiegelt werden soll.

Foto: Petra Reuter

Die Betreiberin von „Merry Legs Ranch“ im Meckenheimer Ortsteil Altendorf, Tanja Klapproth, erhielt eine Rechnung des Rhein-Sieg-Kreises für eine Überprüfung ihres Betriebs. Die Pferdebesitzerin ärgerte sich über die Verfahrensweise des Kreises, mit dem ihrer Meinung nach eine Vereinbarung bestand. Zudem sorgt sie sich um ihre Pferde, die laut Klapproth aufgrund von Bewegungsmangel deutliche Verhaltensstörungen zeigen.

Im Winter 2019/2020 hatte Tanja Klapproth erstmals Post vom Amt für Umwelt- und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises erhalten. Wegen der Lagerung von Mist auf einem alten Fahrzeuganhänger und zerstörter Grasnarben auf einem kleinen Teil der Auslaufflächen war ein Standardverfahren zum Schutz des Grundwassers in Gang gesetzt worden. Mit dem Verweis auf eine mögliche Gefährdung forderte das Amt eine Änderung der Mistlagerung und die Versiegelung einzelner Flächen, um kontaminierte Sickerwässer abzuleiten.

Bauantrag mehrfach geändert

Laut der Pferdebesitzerin einigte man sich darauf, eine Dunglege zu bauen und den zuvor naturbelassenen Paddock zu pflastern. „Das hat allerdings alles etwas gedauert“, verwies Klapproth auf notwendige detaillierte Abstimmungen mit den beteiligten Ämtern. Sie wollte in jedem Fall die Baumaßnahmen so in Angriff nehmen, dass danach Ruhe einkehren könne. Deshalb sei der entsprechende Bauantrag mehrfach geändert worden. In dieser Zeit habe der Mist auf dem monierten Anhänger gelegen, in der Regel wie gefordert abgedeckt. Um Sickerwässer aus den Fäkalien ganz abzufangen, ersetzte sie den Anhänger zwischenzeitlich durch einen dichten Container. „Das soll nun aber auch nicht richtig sein“, berichtete Klapproth von der Aussage eines Mitarbeiters des Rhein-Sieg-Kreises bei dessen Besuch.

„Was mich aber tatsächlich aufregt, ist dieser Kostenbescheid“, so die Pferdebesitzerin. Für die Überprüfung ihres Betriebs berechnete ihr das Amt für Umwelt- und Naturschutz jüngst 175 Euro. „Dabei habe ich doch alles gemacht, der Bauantrag ist gestellt.“ Würde dieser genehmigt, könne sie die geforderten Baumaßnahmen durchführen. „Zumindest, wenn wir Material und Handwerker bekommen“, verwies sie zugleich auf aktuelle Engpässe am Markt.

Bodenproben wurden analysiert

Unabhängig davon müsse sie die Pferde trotz der Beschädigung der Grasnarbe auf die Weiden lassen. „Die Tiere brauchen Bewegung. Die haben teilweise schon Verhaltensstörungen, weil sie zu viel im Stall sind“, so Klapproth. So beiße der Lipizzanerhengst Hugo mittlerweile stundenlang in das metallene Gatter. Eine der Absperrungen sei von einem der rund eine Tonne schweren Kaltblüter bereits stark beschädigt worden.

Um der Sorge des Amts für Umwelt- und Naturschutz entgegenzutreten und ihren Tieren dennoch Bewegung an der frischen Luft zu ermöglichen, ließ Klapproth kurz vor Weihnachten auf der verschlammten Fläche Bodenproben in verschiedenen Tiefen analysieren. „Die Proben bestätigen, dass von der Nutzung auch in den Bereichen ohne Grasnarbe aufgrund der geringen Werte keine Gefahr ausgeht“, berichtete die Pferdehalterin. Das sei nicht verwunderlich, führte sie weiter aus: „Wir haben riesige Weideflächen zur Verfügung. Diese Fläche hier wird tatsächlich nur in den drei Wintermonaten genutzt.“

Rhein-Sieg-Kreis widerspricht

Das sah man beim Rhein-Sieg-Kreis anders. „Laut vorliegender Nährstoffanalyse liegt ein deutlich erhöhter Stickstoffwert auf der überweideten Auslauffläche vor. Die Analyse belegt daher die Auffassung der Behörde, dass die Flächen belastet sind“, informierte Antonius Nolden, Sprecher des Rhein-Sieg-Kreises, von dort vorliegenden Daten. Zudem würden Bauanträge grundsätzlich mit der Wasserbehörde abgestimmt, dort liege aber derzeit kein Bauantrag vor.

Weiterhin entspreche der nun verwendete Mistcontainer nicht dem Stand der Technik und würde aktuell lediglich geduldet, sofern er dicht und technisch einwandfrei auf einem baurechtlich genehmigten Abstellplatz stünde. Auch wenn zur Bewertung des Sachverhalts entgegen der Auffassung der Stallbetreiberin keine Daten der Düngeverordnung herangezogen würden, sei der Anfall von Dung in der Pferdehaltung durchaus vergleichbar mit der Düngung von Feldern. Dung werde eben auch in der Landwirtschaft zur Düngung eingesetzt und werde als wassergefährdend eingestuft, so Nolden.

Einigung ist beim Kreis nicht bekannt

Eine Einigung mit Tanja Klapproth sei beim Kreis nicht bekannt, so der Kreissprecher. Hingegen habe man ihr empfohlen, einen Bauantrag zu stellen. Hinsichtlich des Kostenbescheids verwies Nolden darauf, dass Mängel aufweisende Betriebe üblicherweise regelmäßig kontrolliert würden, um einen möglichst effektiven Umweltschutz zu gewährleisten. Die Gebühren dafür würden zur Entlastung der Allgemeinheit vom betreffenden Betrieb erhoben und orientierten sich am Aufwand des Sachbearbeiters.

Die Stadt Meckenheim dagegen kannte den Bauantrag der Pferdebesitzerin. Nach verschiedenen Umplanungen und Stellungnahmen der beteiligten Ämter liege der Antrag bei der Stadt seit September 2021 vor, informierte Martina Franz, Sprecherin der Stadt Meckenheim. Er sei bisher infolge mehrmonatiger Personalengpässe durch krankheitsbedingte Ausfälle nicht genehmigt. Zudem habe man nach der Flut neu priorisieren müssen, sodass viel Personal wegen der Bauangelegenheiten der flutgeschädigten Gebäude gebunden sei. Dennoch solle die Genehmigung baldmöglichst erfolgen, so Franz.

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