Flüchtlinge werden erfasst Registrierung im Viertelstundentakt

Meckenheim · Mobile Teams des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erfassen eine Woche lang 430 Flüchtlinge aus Meckenheim. Die Erfassung ist notwendige Voraussetzung zur Integration in den Arbeitsmarkt.

 Ein Mitarbeiter der Stadt Meckenheim (kariertes Hemd) registriert die Daten einer Flüchtlingsfamilie, Wissam Al Sheikh (r.) übersetzt. FOTOS: KOHLS

Ein Mitarbeiter der Stadt Meckenheim (kariertes Hemd) registriert die Daten einer Flüchtlingsfamilie, Wissam Al Sheikh (r.) übersetzt. FOTOS: KOHLS

Foto: Roland Kohls

Wer die Türschwelle betritt und in das provisorische Büro blickt, dass Daniel Koszewa für wenige Tage in den Räumlichkeiten des Meckenheimer Malteser Hilfsdienstes bezogen hat, wähnt sich plötzlich an der Grenzkontrollstelle. Zwei Fingerabdruckscanner stehen dort und eine Fotokamera für passfotogroße Bilder. Dass der 29-Jährige die grüne Dienstkleidung des Zolls trägt, hat seinen Grund: Im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) unterstützt der Zollsekretär, der ansonsten vor allem in Sachen Schwarzarbeitsbekämpfung tätig ist, die Behörde bei der Registrierung von Flüchtlingen. Über eine Woche lang werden die derzeit 430 in Meckenheim lebenden Asylsuchenden erfasst.

Ein Großteil der Meckenheimer Flüchtlinge ist – wie in anderen Kommunen auch – noch nicht vollständig registriert und kann deshalb keinen Asylantrag stellen. „Viele warten seit Monaten auf eine Einladung vom Bamf“, berichtet Marion Lübbehüsen, Pressesprecherin der Stadt Meckenheim. „Dieser Schritt ist allerdings notwendige Voraussetzung, für die weitere Integration der Menschen, insbesondere in den Arbeitsmarkt.“ Dass das Bamf die Mobilen Registrierungsteams in die Apfelstadt sendet, um gezielt in den Kommunen die Menschen zu erfassen, hilft dabei, den Registrierungsstau abzubauen. Zwar seien die Flüchtlinge, die in Meckenheim ankommen, erfasst, untersucht und mit einer vorläufigen Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender – kurz „Büma“ – ausgestattet, jedoch bedeute dies nicht, dass das Asylverfahren damit bereits eröffnet sei, berichtet Joachim Neienhuis-Wibel, Flüchtlingskoordinator der Stadt Meckenheim. In den vorhandenen Datenbanken, so Neienhuis-Wibel, fehlten Angaben wie die Religionszugehörigkeit, die Schulbildung oder der erlernte Beruf.

Um diese Daten kümmern sich freundliche Mitarbeiter des Ordnungsamt, die für mehr als eine Woche ihre Schreibtische im Jugendzentrum „Mosaik“ am Schulzentrum bezogen haben. Mit am Tisch sitzt Wissam Al Sheikh. Der 24 Jahre alte Syrer ist im Oktober nach Meckenheim gekommen, beherrscht die Sprache seines Gastlandes schon akzentfrei und hilft in Meckenheim als Dolmetscher, wo er kann. „Deutsch ist okay“, antwortet er auf die Frage, ob die Sprache der Dichter und Denker schwer zu erlernen sei. „Wir lernen Deutsch zusammen, das hilft“, meint er und lacht. Keine Frage: Der junge Mann geht als rheinische Frohnatur durch.

Mit einer Familie aus dem Irak geht Al Sheikh dann ein paar Schritte weiter ins Gebäude der Malteser. Zuerst entstehen Passbilder. Dann macht es laut vernehmlich „Piep“. Das heißt, dass der Fingerabdruckscanner das Gepräge der Fingerkuppen aufgenommen hat. Mit diesen Daten legen die Bamf-Teams die sogenannte Vorakte an. Hinter dieser sperrigen Begrifflichkeit verbirgt sich die Datensammlung, die vonnöten ist, um den Asylantrag zu stellen.

„Vielen Dank“ sagt Koszewa auf Arabisch zu Dolmetscher Al Sheikh, als dieser für ein GA-Foto seine Fingerabdrücke erstellen lässt. „Sogar Hocharabisch. Damit sind sie integriert“, sagt Al Sheikh. Seit Oktober vergangenen Jahres hilft Koszewa dem Bamf bei der Registrierung. „Da schnappt man schon ein paar Sätze auf Arabisch oder anderen Sprachen auf.“

„In zwölf Minuten ist das Prozedere in der Regel abgeschlossen“, berichtet der geübte Zollbeamte. Heißt: Wartezeiten inklusive sind Familien und Einzelpersonen nach gut einer Viertelstunde registriert. Um Asyl zu erhalten, müssen die Antragsteller später die sogenannte Anhörung absolvieren. Anschließend wartet der sogenannte Aufenthaltstitel – ein scheckkartengroßes Dokument, der dem aktuellen deutschen Führerschein nicht unähnlich sieht.

„Die Registrierung läuft gut“, resümiert Neienhuis-Wibel am Fuße der Aktion. Er ist glücklich, dass es in einer Stadt wie Meckenheim so viele Helfer gibt, die sich einbringen. „Dafür ist Meckenheim klein genug – und groß genug“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort