Wesenstest für Hunde Retriever in Lüftelberg geprüft

MECKENHEIM-LÜFTELBERG · Fünf Labrador- und vier Golden Retriever haben sich in Lüftelberg einem Wesenstest unterzogen, den die Bezirksgruppe Köln-Bonn des Deutschen Retriever Club (DRC) auf dem Bergerhof durchgeführt hat. Ihre Besitzer wollen züchten oder einfach mehr über ihre Hunde erfahren.

 Auch die Agilität gehört zu den Wesensmerkmalen von Hunden, die für die Züchtung vorgesehen sind.

Auch die Agilität gehört zu den Wesensmerkmalen von Hunden, die für die Züchtung vorgesehen sind.

Foto: Wolfgang Henry

Mit ausladenden Sätzen durchmisst Corvin die Wiese. Sein Frauchen Helga Freyer lässt der schlaksige Rüde nicht aus den Augen, um jeder Richtungsänderung zu folgen und übermütig voraus zu sprinten. Auch auf Spielaufforderungen Fremder geht Corvin vertrauensvoll ein, wirft sich oft zutraulich auf den Rücken. Wesensrichterin Manuela van Schewick beobachtet alles genau. Selbst die Schüsse, die Anwärter Ronald Pfaff mit Platzpatronen abgibt, schrecken den 22 Monate alten Hund nicht - im Gegenteil. Corvin wird jagdlich geführt und erwartet, nun apportieren zu dürfen.

Als die Anwesenden einen Kreis um ihn bilden und ihn einengen, quittiert der Rüde das mit gut gelauntem Schwanzwedeln. An sechs Stationen eines Parcours wird dann sein Verhalten gegenüber optischen und akustischen Umweltreizen getestet. Topfschlagen und Rassel lassen den Hund unbeeindruckt, auch der gebeugt auf ihn zugehende Mensch mit Besen. Nur vor dem Stofftier, einem großen Elch, der sich von einer unsichtbaren Schnur gezogen plötzlich bewegt, weicht Corvin kurz zurück, um ihn dann neugierig zu erforschen.

Nach einer guten halben Stunde hat Corvin den Wesenstest mit Bravour bestanden. Helga Freyer ist stolz. Und auch seine Züchterin Heike Reichelt ist zufrieden. Sie selbst hat eine Hündin aus dem Wurf behalten und ist später mit Corvins Schwester Viva an der Reihe. Weder Corvin noch Viva haben etwas angestellt, auch gehören sie keiner als problematisch geltenden Rasse an. Sie sind Labrador-Retriever, und ihre Besitzer unterziehen sie freiwillig dem Wesenstest, den die Bezirksgruppe Köln-Bonn des Deutschen Retriever Club (DRC) auf dem Bergerhof durchführt - um später mit ihren Hunden züchten zu können oder um mehr über ihre Vierbeiner zu erfahren. Dass die Retriever nicht nur Jagd-, sondern auch freundliche Familienhunde sind, begründet sich durch die bewusste Auswahl von Zuchthunden und die gezielte Aufzucht, die schon in den frühen Prägephasen die Welpen an Umweltreize gewöhnt.

"Nur durch eine verantwortungsvolle Zucht wird das Wesen einer Rasse so erhalten, wie im Rassestandard beschrieben", erklärt Bezirksgruppenvorsitzender Klaus Böttner. Doch auch der Halter muss zum ausgeglichenen Wesen beitragen und für artgerechte Auslastung seines Vierbeiners sorgen, betont Böttner. Insgesamt fünf Labrador- und vier Golden Retriever durchlaufen den Wesenstest, darunter auch der 14 Monate alte Fönix von Norbert Bernard aus Bonn. Fönix sei der erste Hund der Familie und mit acht Wochen bei ihnen eingezogen: "die beste Entscheidung seit Jahren". Züchten wolle er nicht, einfach nur sehen, was der Test ergebe, so Bernard. Egal wie das Urteil lauten sollte: "Für uns ist Fönix sowieso der tollste Hund!" Am Schluss kann auch Bernard stolz sein - außer einem "Goldie" bestehen alle vor den kritischen Augen von Manuela van Schewick. Der wiederum habe sich vom Schuss so nachhaltig beeindrucken lassen, dass er nicht mehr beeinflussbar war. Auf einen lauten Knall so zu reagieren, stelle eine Gefahr dar.

Allerdings könne man als Besitzer immer an Defiziten arbeiten, erklärt van Schewick, die in ihrer 30-jährigen Erfahrung als Wesensrichterin auch unter den freundlichen Retrievern schon bissige Hunde erlebt hat: "Es gibt immer mal Ausreißer, auch in einer verantwortungsvollen Zucht. Deshalb prüfen wir." In den Augen von Manuela van Schewick, die selbst züchtet und eine Hundeschule betreibt, gibt es eigentlich genügend Hunde, bei deren Vermehrung niemand genau hingeschaut hat, darunter oft ängstliche Tiere, die sogar unter Alltagssituationen leiden.

Züchten bedeute für sie, von den Fähigkeiten eines Hundes überzeugt zu sein und sie für die Nachwelt zu erhalten. Die "Labbies" aus ihrer Zucht kommen häufig als Therapiehunde zum besonderen Nutzen ihrer Menschen zum Einsatz.

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