Prozess in Rheinbach Anklage: Mann schlägt Ehefrau krankenhausreif

RHEINBACH/MECKENHEIM. · Ein Mann soll seine Ehefrau in Meckenheim krankenhausreif geschlagen haben. Der 26-Jährige bestreitet vor dem Gericht in Rheinbach die Vorwürfe, räumt aber verbale Streitereien ein.

 Ein Meckenheimer soll seine Ehefrau krankenhausreif geschlagen haben.

Ein Meckenheimer soll seine Ehefrau krankenhausreif geschlagen haben.

Foto: Benjamin Westhoff

„Alles falsch!“ Mit diesen Worten kommentierte ein 26-jähriger Meckenheimer die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft. Die wirft ihm vor, seine Frau in den vergangenen drei Jahren in fünf Fällen zum Teil krankenhausreif geschlagen zu haben. So soll der Deutsch-Marokkaner etwa im November 2017 seiner Frau ins Gesicht geschlagen haben, sodass sie ein blaues Auge und eine geschwollene Gesichtshälfte davontrug.

Diese Verletzungen seien nicht etwa durch einen Schlag entstanden, versicherte der Angeklagte. Vielmehr habe seine Frau während eines Streits die Wohnzimmertür zugehalten. Als er sich von der anderen Seite gegen die Tür geworfen habe, sei diese aufgesprungen und die Türkante habe die Augenbraue getroffen. „Wenn das die Türkante war, wieso ist dann das Auge so schlimm zugeschwollen?“, wollte der Strafrichter mit Hinweis auf das Foto wissen, das die Verletzung dokumentiert. Der Angeklagte beharrte auf seiner Version. Er habe ihr sofort mit Kühlpacks geholfen, und als ihr vor Kopfschmerzen schlecht geworden sei, habe er den Krankenwagen gerufen.

In einem weiteren Fall soll er die zu diesem Zeitpunkt in der 15. Woche Schwangere gegen die Wand geschlagen haben, sodass sie wieder mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht werden und dort vier Tage verbringen musste. „Der einzige Grund für ihren Krankenhausaufenthalt waren ihre Schwangerschaftsdiabetes und Blutungen. Sie war während der Schwangerschaft oft im Krankenhaus“, sagte der Angeklagte.

„Wenn wir einen Streit hatten, gab es erstmal eine Ohrfeige“

Kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter soll er seiner Frau eine Ohrfeige gegeben, sie in Bauch und Oberschenkel getreten haben. Der letzte Übergriff hat sich laut Anklage im Juni 2019 ereignet, als das Paar sich schon getrennt hatte und die Frau mit der kleinen Tochter in eine eigene Wohnung in Sankt Augustin gezogen war.

Der 26-Jährige bestritt die Vorwürfe, räumte aber häufige verbale Streitigkeiten ein. „Es gab in unserer Ehe nie Gewalttätigkeiten, in keinerlei Art und Weise.“ Das schilderte seine 22-jährige Noch-Ehefrau völlig anders. Nicht die Türkante, sondern sein Faustschlag aufs Auge habe sie zu Boden gehen lassen. Dass sie die Version mit der Türkante zunächst bestätigt hatte, begründete sie mit ihrer Angst und der Sorge um das Aus ihrer Ehe. „Ich wollte unbedingt, dass meine Ehe hält. In unserer Kultur ist es total schlecht angesehen, geschieden zu sein. Deshalb habe ich versucht, meinem Mann zu gehorchen und auch wieder ein langes Gewand getragen“, sagte sie.

Es habe aber immer wieder Streitigkeiten gegeben, etwa wenn sie sich geschminkt habe. „Dann durfte ich nicht raus“, sagte sie. Und: „Eine Frau hat nicht ihre Stimme zu erheben gegen einen Mann.“ Oft habe sie ihren Schwiegervater um Hilfe und Vermittlung gebeten, aber vergeblich.

Mit Unterstützung ihrer Familie hatte die Frau nach der Trennung anschließend eine eigene Wohnung gefunden. Allerdings habe sie immer noch Angst, weil beide das gemeinsame Sorgerecht für die Tochter hätten und ihr Mann deshalb immer wisse, wo sie wohne.

Das Verfahren wird mit der Anhörung weiterer Zeugen fortgesetzt.

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