Zuckerrüben im Vorgebirge Rübenbauern erwarten bescheidene Ernte mit guter Qualität
Meckenheim/Rheinbach. · Landwirte erwarten eine bescheidene Ernte - aber eine gute Qualität der Knollen. Trotz geringen Niederschlags hätten sich die Knollen nämlich gut entwickelt.
Wenn sie im Stadtbild auftauchen, ist der Herbst da und der Sommer nahezu unwiederbringlich passé. Im Oktober fahren die Landwirte mit ihren großen Traktoren und mit Zuckerrüben bis an die Oberkante gefüllten Anhängern von den Feldern im Vorgebirge und der Voreifel zur Grafschafter Krautfabrik nach Meckenheim oder zur Zuckerfabrik in Euskirchen, um die Früchte ihrer Arbeit abzuliefern. Die sogenannte Zuckerrübenkampagne dauert etwa 90 Tage, schon jetzt steht allerdings fest, dass die Rübenbauern eine eher bescheidene Ernte einfahren werden, was den Ertrag angeht. Die Qualität der Knollen allerdings ist gut.
"Wir hatten ein extremes Jahr", sagt Peter Kasten, Geschäftsführer des Rheinischen Rübenbauerverbands, dem General-Anzeiger. "Wir hätten nicht erwartet, dass sich das Jahr 2018 und seine Auswirkungen wiederholt - aber das hat es." Was den Rüben allerdings in diesem Jahr beim Wachstum geholfen habe, sei die Tatsache, dass das Extremwetter mit Temperaturen um die 40 Grad Celsius ab August vorüber war und sich danach auch wieder Niederschläge einstellten.
Aber: Einen gravierenden Unterschied haben die Rübenbauern wahrgenommen. "2018 haben die Pflanzen noch von den Wasservorräten im Boden profitiert, die waren in diesem Jahr allerdings aufgebraucht", sagt Kasten. Die Folge: Ertragsmäßig ist das Rübenjahr eher mau. "Wir liegen beim Ertrag zwar zehn Prozent über der Ernte von 2018, aber zehn Prozent unter dem Durchschnitt", sagt der Geschäftsführer des in Bonn ansässigen Verbandes, dessen Gebiet von der Grafschaft bis ins Münsterland reicht. Der Regen ab August habe dem Wachstum gut getan.
Aktuell landen 65 Tonnen pro Hektar in den Anhängern der Rübenbauern, 2018 waren es unter 60 Tonnen pro Hektar, der Durchschnitt liegt bei 75 Tonnen für einen Hektar Kulturland. Den Landwirten käme in Sachen Trockenheit allerdings zugute, dass die Böden in der Region nicht so sandig seien wie anderswo in Nordrhein-Westfalen und besser Wasser speichern könnten. Die geringe Menge müssten die Landwirte laut Kasten über höhere Preise kompensieren. "Die leiden ohnehin schon unter einem Preistief." Hintergrund: Schon 2018 waren die Preise für die süßen Knollen stark gefallen - trotz des europaweiten Dürresommers.
Voll des Lobes über den Zuckerrüben-Jahrgang 2019 ist Stefan Franceschini, geschäftsführender Gesellschafter der Grafschafter Krautfabrik. Trotz geringen Niederschlags hätten sich die Knollen gut entwickelt. "Zum Glück benötigen Zuckerrüben im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen deutlich weniger Wasser", sagt Franceschini. Sein Unternehmen, Marktführer in Deutschland im Segment Sirup, stellt unter anderem den Grafschafter Goldsaft her.
Auch wenn Zuckerrüben mit relativ wenig Wasser auskommen, beobachtet die Grafschafter Krautfabrik die zunehmend trockenen Sommer und die Abnahme des Niederschlags mit Sorgen. Im Gegensatz zu Bundesländern wie Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen gehöre das hiesige Anbaugebiet nicht zu den Problemregionen in Sachen Wasserknappheit. "Aber auch unsere Landwirte müssen sich auf schwierigere Verhältnisse einstellen, die die Ernte und vor allem die Erträge nicht leichter machen."
In diesem Jahr hätten vor allem die hohen Temperaturen von bis zu 40 Grad den Kulturen ziemlich zugesetzt. "Die Zuckerrübe ist ein Überlebenskünstler und hat auch diese Hitzeperiode gut verkraftet", sagt der Chef des 1893 gegründeten Traditionsunternehmens. Die in der Fabrik verarbeiteten Rüben stammten von 90 regionalen landwirtschaftlichen Betrieben, die teilweise seit Jahrzehnten und mehreren Generationen mit dem Unternehmen zusammenarbeiten. Sie liefern in dieser Saison voraussichtlich rund 40.000 bis 45.000 Tonnen Zuckerrüben. Laut Franceschini lassen sich mit dieser Menge 10.000 Tonnen Zuckerrübensirup erzeugen.