Unterwegs in Lüftelberg Schmucke Häuschen und ein Schloss

MECKENHEIM-LÜFTELBERG · Eigentlich liegt das Lüftelberger Feuerwehrhaus recht unscheinbar nahe der Bushaltestelle an der Südstraße. Doch für Ortsvorsteher Jürgen Schwerdtfeger hat es besondere Bedeutung.

 Die Lüftelberger Wasserburg.

Die Lüftelberger Wasserburg.

Foto: Wolfgang Henry

Die örtliche Löschgruppe sei wesentlicher Träger des Dorflebens, erklärt er und beginnt daher hier den Rundgang durch den Ort. Weiter geht es durch die Petrusstraße, die im vergangenen Jahr saniert wurde und sich mit neuer Asphaltdecke und Straßenlampen präsentiert, vorbei an einer urigen Pension, schmucken Fachwerkhäusern, einer Schreinerei und dem Geburtshaus des berühmten Orgelbauers Johannes Klais, das zeitweise auch die Post und eine Bäckerei beherbergte, dessen Schaufenster aber inzwischen verwaist ist.

Schwerdtfeger weist auf den Kindergarten im Fachwerkstil mit den Spielgeräten im Vorgarten, der Dreh- und Angelpunkt Lüftelberger Familien sei. Den Mittelpunkt Lüftelbergs bildet die Pfarrkirche St. Petrus, die zudem Wallfahrtskirche zur Verehrung der Dorfheiligen Lüfthildis ist. Das Kulturdenkmal aus dem 12. und 13. Jahrhundert ist Teil des Römerkanalwanderweges, denn die Grabplatte der Heiligen besteht aus Aquäduktmarmor, Kalkablagerungen aus römischen Wasserleitungen.

Der 150 Jahre alte historische Pfarrgarten gegenüber bildet eine grüne Oase mitten im Ort, wurde auf Betreiben der Dorfgemeinschaft unter Denkmalschutz gestellt und lädt mit Bänken zum Verweilen ein. Mit Zeitungsausschnitten an ihrem hölzernen Garagentor direkt neben der Kirche werben die Initiatoren Carmen und Peter Marienfeld für das jüngste Projekt der Lüftelberger Dorfgemeinschaft: ein Denkmal für den wohl berühmtesten Sohn des Ortes, Johann Adam Schall von Bell, der im 17. Jahrhundert als Missionar in China den dortigen Kalender revolutionierte.

Der Standort für die Statue werde heiß diskutiert, erzählt Schwerdtfeger und spaziert weiter. Die Mehrzweckhalle des Dorfes dient vor allem als Sportstätte und Veranstaltungsraum für Feste, zum Beispiel im Karneval - nicht immer zur Freude der Anlieger. Nebenan befand sich früher ein Lebensmittelladen. Doch seit etwa zehn Jahren stehen die Räume leer. Die neuen Hausbesitzer haben das alte Schaufenster provisorisch mit Wärmeschutzplatten gedämmt.

Eine schnelle Lösung für das Problem der Nahversorgung im Dorf sei nicht in Sicht, bedauert der Ortsvorsteher. Links geht es in Richtung Schloss. Die Lüftelberger Wasserburg befindet sich im Privatbesitz der Familie von Jordans, bietet aber häufig stimmungsvolle Kulisse für Veranstaltungen des Dorfes. Gegenüber liegt die alte Mühle. Relativ neu ist das stählerne Mühlrad, das ebenfalls als Projekt der Dorfgemeinschaft 2009 realisiert wurde. Ein Plakat am Zaun wirbt für eine Aufführung der Theatergruppe "Lüfthildis Mysterienspiele".

Das Vereinsleben im Dorf sei intakt und vielfältig, sagt der Ortsvorsteher. Durch die Flerzheimer Straße rechts geht es ins Lüfthildisgässchen links. Hier stehen Einfamilienhäuser aus den 80er Jahren mit netten Vorgärten. Die Nordstraße zu überqueren ist kein Problem. Seit 2005 die Umgehungsstraße gebaut wurde, sind Lüftelbergs Straßen nur noch für Anlieger passierbar.

Vor allem der Schwerlastverkehr der mit Kies beladenen Lkws, die vom Abbaugebiet nördlich von Flerzheim kommen, muss seither draußen bleiben. Doch die Geräusche des Kiesabbaus jenseits des Fließwegs dringen manchmal noch ins Dorf. Über den Weg "Auf den Steinen" geht es weiter ins jüngste Wohngebiet Lüftelbergs. Die Häuser im Schall-von-Bell-Weg wurden vor etwa zehn Jahren errichtet.

Die Nähe zum Kottenforst habe hohen Naherholungswert, betont Schwerdtfeger, der selbst hier zu Hause ist. Am Friedhof vorbei führt der Weg zur Kottenforststraße, die im Wald hinter dem historischen Bahnhof Kottenforst endet, heute ein beliebtes Ausflugslokal. Rechts kommt man zur Bushaltestelle in der Ortsmitte. Die Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel sei besser geworden, seit im vergangenen Jahr auch Schulbusse genutzt werden können, berichtet der Ortsvorsteher.

Weiter geht es durch die Gartenstraße. In einem Vorgarten plätschert ein Brunnen - Wohnidylle pur. Doch auch hier verwaiste Läden, wo sich früher eine Gärtnerei und ein Friseur befanden. Nur in der Südstraße gibt es noch ein Geschäft, ein Center für Golfsportbedarf

Doch einen Golfplatz gibt es in Lüftelberg nicht. Zum Toben lädt der Spiel- und Bolzplatz an der Gartenstraße ein. Die Kinder werden sich bald über eine neue Gestaltung der Fläche freuen können. Da, wo die Straße abknickt, wird sichtbar, wie nah die im Ausbau befindliche Hochspannungstrasse am Dorf vorbeiführt. Die Masten wirken zum Greifen nahe. Auf dem letzten Wegstück ist auch eine Gassi-Gänger-Gruppe unterwegs. Manuela van Schewick, die auf dem Bergerhof eine Hundeschule betreibt, übt beim Spaziergang durch Lüftelberg "Platz" und "Bei Fuß" mit den Hunden und ihren Haltern.

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