Verabschiedung in Meckenheim "Sie lebte Inklusion, bevor es das Wort gab"

MECKENHEIM-MERL · Abschiedsstimmung am Diakonie-Sonntag der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim in der Arche in Merl: Mit Ingrid König wurde eine Gemeindemitarbeiterin verabschiedet, die Inklusion schon gelebt hat, bevor es das Wort gab, wie es Bürgermeister Bert Spilles ausdrückte.

 Seit den 80er Jahren in der Behindertenarbeit engagiert: Ingrid König wurde beim Diakonietag verabschiedet.

Seit den 80er Jahren in der Behindertenarbeit engagiert: Ingrid König wurde beim Diakonietag verabschiedet.

Foto: Kohls

Die 65-jährige Pädagogin, die jahrzehntelang für das selbstverständliche Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten gekämpft hat, stand im Mittelpunkt des Festgottesdienstes und eines Dankeschönfestes.

Einen leeren Rucksack, ganz ohne Sorgen und Probleme, schenkte Pfarrer Frank Ungerathen Ingrid König. Ein Vierteljahrhundert lang habe sie die Sorgen anderer mitgetragen, so Ungerathen. Der Rucksack sollte aber nicht lange leer bleiben: Er gab Schokolade als Nervennahrung, einen Pfälzer-Bio-Riesling aus Königs Heimat, Kaffee für die passionierte Kaffeetrinkerin und Sonnenmilch für ihre zahlreichen Reisen oder fürs Sonnenbaden am eigenen Gartenteich dazu. "Ihr Wirken vollzieht sich im Stillen - ist aber aus Meckenheim nicht wegzudenken", würdigte Spilles Königs Engagement. Als "nicht immer bequem, aber immer wertschätzend" beschrieb Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bonn, die scheidende Pädagogin. Ingrid König selbst betonte, ihre Arbeit habe sie glücklich gemacht und sehr bereichert. Sie dankte allen, die sie dabei unterstützten, und berichtete von den Anfängen.

In den 80er Jahren, als sie mit drei kleinen Söhnen in Elternzeit war, sei in die von ihr betreute Mutter-Kind-Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde eine Frau mit ihrer mehrfach behinderten Tochter gekommen. Sie habe den Wunsch nach Inklusion in die Gemeinde eingebracht. König engagierte sich zunächst ehrenamtlich, seit 1990 als pädagogisch-theologische Mitarbeiterin für die Behindertenarbeit in Meckenheim. Bald schon siedelte sich der familienunterstützende Dienst in Merl an, später die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung (KoKoBe). Weithin bekannt wurden auch die integrativen jährlichen Sommerfreizeiten in Plön, bei denen behinderte und nichtbehinderte Jugendliche gemeinsam Urlaub machten.

Als eine ihrer schönsten Erinnerungen bezeichnete König die Israel-Reise 1997, bei der 25 junge Menschen unterwegs waren, darunter drei Rollstuhlfahrer. Ihre Nachfolge werden Sonja Freischem und Simone Kämper antreten. Dass Ingrid König vielleicht noch ehrenamtlich mitarbeiten werde, mutmaßte Diakonie-Chef Hamacher: Sie habe nach ihrer Entpflichtung nun die protestantische Freiheit, selbst zu entscheiden, wann sie was tun wolle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort