Theater für junge Leute Sie schlugen sich durch

Meckenheim · Die Bonner Theaterproduktion „Das Leben geht über 15 Runden“ stellte Schülern der zehnten Klasse der Theodor-Heuss-Realschule (THR) Meckenheim die Geschichte von Boxer "Rukeli" Trollmann und Flüchtlinge vor.

 Lucas Sánchez als Johann Trollmann und Rahmatollah Rezaei im Hintergrund

Lucas Sánchez als Johann Trollmann und Rahmatollah Rezaei im Hintergrund

Foto: Luise Welter

Johann „Rukeli“ Trollmann war Sinti und ein großes Boxtalent. Er schlug sich durch bis zum Titelkampf um die deutsche Meisterschaft. Doch 1933 zogen die Nationalsozialisten den Boxer aus dem Verkehr – ein „Zigeuner“ mit dunkeln Haaren und gebräunter Haut durfte nicht deutscher Meister werden. Auch die Flüchtlinge Tipet Baah, Yazdan Bahadauri und Rahmatollah Rezaei mussten sich durchschlagen, um nach Deutschland zu kommen.

Die Bonner Theaterproduktion „Das Leben geht über 15 Runden“ stellte Schülern der zehnten Klasse der Theodor-Heuss-Realschule (THR) Meckenheim die Geschichte des Boxers und die der drei Flüchtlinge vor. Die freie Produktion des Regisseurs Stefan Herrmann erzählte aus zwei Perspektiven: zum einen die Geschichte des Boxers Trollmann (gespielt von dem Schauspieler Lucas Sánchez), der in den frühen 30er Jahren ein vielversprechendes Talent im Boxsport war, dessen Karriere aber durch die Nazis beendet wurde. Um dem „deutschen Faustkampf“ zu entsprechen, färbte der Boxer sich die Haare blond, puderte seine Haut heller und veränderte seinen Boxstil.

Trotzdem wurde der Sinti als „Zigeuner“ und „Gipsy“ beleidigt und starb schließlich im Arbeitslager. Flink bewegte sich Sánchez auf der Bühne, stellte die Kämpfe nach und die Bemühungen Trollmanns, als Boxer Karriere zu machen. Zwischen den Szenen traten die drei Flüchtlinge vor und erzählten ihre Lebensgeschichten.

Die Lebensgeschichten von drei Flüchtlingen

Die Afghanen Bahadauri und Rezaei leben seit zehn Monaten in Deutschland. Sie sind 16 und 17 Jahre alt und flohen ohne ihre Eltern. Bahadauri erzählte, wie er über Pakistan, die Türkei, Griechenland, Serbien, Polen und Österreich schließlich nach Deutschland kam. Er ging die meiste Zeit zu Fuß oder fuhr Bus. „Ein schwerer Weg, ich war müde“, erzählte der Siebzehnjährige.

Der Ghanaer Tipet Baah ist 21 Jahre alt. „Tipet kam auf seinem Weg in Libyen ins Gefängnis, weil er keine Papiere hatte“, erklärte Stefan Herrmann. Doch er hatte Glück: „Ein Soldat hat unter den Gefangenen Leute gesucht, die sein Haus bauen, und Tipet war in Ghana Maurer, also hat er sich gemeldet. Danach kam er frei und per Boot nach Italien. Von dort aus schlug er sich nach Deutschland durch.“

Seit November arbeiteten Regisseur und Schauspieler an der Realisation des Theaterprojekts. „Ich habe nach Flüchtlingen für die Produktion gesucht. Die drei werden von dem Verein 'AsA – Ausbildung statt Abschiebung' betreut, so hat sich das alles ergeben. Lucas kenne ich schon seit vielen Jahren“, erzählte Herrmann. Der Verein AsA betreut junge Flüchtlinge und hilft ihnen bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle.

Die Realschüler waren begeistert vom Schauspiel. „Respekt für den Schauspieler, dass er so klar und laut geredet hat, obwohl er in vielen Szenen geboxt hat“, kam es in der Diskussionsrunde nach der Aufführung aus den Reihen der Zehntklässler. Stefan Herrmann wollte wissen, ob die Schüler Kontakt zu Flüchtlingen haben.

„Für mich als Regisseur war es eine spannende Erfahrung. Ich bin mit Vorurteilen zu unseren ersten Treffen gegangen aber die haben sich durch unser Kennenlernen total aufgelöst“, erzählte er. Die Realschüler haben eher wenig Berührungsängste, zudem es nur wenige Flüchtlinge an der Schule gibt. „Wir hängen ab und zu mit denen in der Pause ab, ist doch ganz normal“, erklärten sie einstimmig.

Dank gilt der 'Politischen Jugend Meckenheim'

Abschließend bedankt sich der Regisseur bei der 'Politischen Jugend Meckenheim', die das Theaterprojekt an die Realschule geholt und die Aufführung organisiert und finanziert haben. Das Bündnis ist über die Facebook-Seite "Politische Jugend Meckenheim" zu erreichen.

Alle in Meckenheim aktiven Organisationen haben sich mit der Jungen Union, den Jusos und der Grünen Jugend zu diesem informellen Arbeitsbündnis zusammengeschlossen.

"Wir möchten uns für die politische Bildung der Jugendlichen in Meckenheim einsetzen", beschreibt Annsofie Schumacher, die Vorsitzende der Jungen Union, die gemeinsame Zielsetzung.

"Die Aufführung kann als Auftakt betrachtet werden. Zukünftig möchten wir weitere Projekte ermöglichen", ergänzt Sebastian Unrecht, der Vorsitzende der Jusos.

"Alle Jugendlichen, die Ideen haben oder Unterstützung brauchen, um Projekte umzusetzen, können gerne auf uns zukommen", betont Tobias Hasenberg, Vorstand der Grünen Jugend.

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