Flüchtlinge in Meckenheim Stadt will kein "Auffanglager"

MECKENHEIM · Sie kommen aus Syrien, Serbien oder Eritrea, fliehen vor Bürgerkrieg oder Diktatur. Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland und müssen von den Städten aufgenommen werden.

Unterbringung und Integration von Asylbewerbern will die Stadt Meckenheim vorantreiben - wie, das beschrieb der Erste Beigeordnete Holger Jung im Gespräch mit dem GA.

Im städtischen Konzept seien die dezentrale Wohnungszuweisung, Sprachkurse, der Schulbesuch der Kinder und ein Freizeitangebot für die oft traumatisierten Betroffenen wichtige Eckpfeiler, so Jung. Er hatte einen Runden Tisch mit Vertretern der unterschiedlichen Akteure - Caritas, Diakonie, Jugendmigrationsdienst, Sozialamt und der städtische Inklusionsbeauftragte Christian van Engelshoven - initiiert, der künftig bis zu vier Mal jährlich tagen will.

Formal sei die Stadt für die Unterbringung der Asylbewerber und die Übernahme der Kosten zuständig, erläutert Jung. Die Inte-gration, zu der sie nicht gesetzlich verpflichtet sei, habe sie sich im Zuge der Daseinsvorsorge auf die Fahne geschrieben. "Integration ist keine Frage des rechtlichen Status", erklärt Jung: Die Angebote richten sich an alle, ob Asylbewerber, Geduldete und Ausländer mit Aufenthaltstitel. "Wir wissen nicht, wer hier bleibt - voraussichtlich wird nur ein kleiner Teil unser Land wieder verlassen."

Erster Aufenthaltsort in Meckenheim sei in der Regel die städtische Wohnanlage am Siebengebirgsring, wo neun Häuser mit jeweils neun Plätzen zur Verfügung stehen. Eines davon sei Frauen vorbehalten. Bei der Zuweisung werde auf die unterschiedlichen Ethnien geachtet, um Konflikte zu vermeiden. Es sei aber kein zentrales "Auffanglager" in der Stadt gewollt. Leider erfahre die Stadt oft erst einen Tag zuvor, wenn Asylbewerber eintreffen.

Bei frühzeitiger Information würde zum Beispiel für Familien mit mehreren Kindern eine Wohnung hergerichtet. So könnten die Aufgenommenen am normalen Leben teilhaben. Bei Behördengängen oder Arztbesuchen stehen auf Wunsch die ehrenamtlichen Integrationsbeauftragten der Caritas zur Seite. Deren Deutschkurse würden gut angenommen. Das Sprachkurs-Angebot solle noch erweitert werden.

Zur Finanzierung will Jung Spenden akquirieren. Ein besonderes Thema stellen laut dem Beigeordneten die Kinder dar: Sie gingen zwar zur Schule, seien dort aber "sprachlos". So soll am Schulcampus eine Internationale Förderklasse eingerichtet werden. Zudem sei eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung für die Kinder, aber auch für die erwachsenen Asylbewerber wichtig, zumal diese zunächst nicht arbeiten dürfen. Hier setzt Jung auf ehrenamtliches Engagement und will bei den städtischen Vereinen werben. Zum Fußballspielen brauche man keine Sprachkenntnisse. Und auch Musik verbinde, nennt der Beigeordnete Beispiele.

Ganz im Zeichen der städtischen Willkommenskultur steht eine Begrüßungsveranstaltung für Flüchtlinge, die am 17. Dezember in der Jungholzhalle stattfinden wird. Die Idee zum gemeinsamen "Adventstag" sei am Runden Tisch entstanden, berichtete Jung. Auch er und Bürgermeister Bert Spilles werden dabei sein.

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