Musik an Weihnachten „Stille Nacht“ im Kerzenschein ist ein Muss an Heiligabend

Meckenheim · Meckenheims Regionalkantor spricht über seine Arbeit an den Weihnachtstagen. Wie viel Arbeit in diesen Festen steckt und welche Lieder in die Christmette gehören, darüber sprach Bernhard Blitsch mit GA-Autorin Juliane Hornstein.

 Bernhard Blitsch, hier an der Orgel der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, ist Regionalkantor in Meckenheim und über Weihnacht am Spieltisch im Dauereinsatz.

Bernhard Blitsch, hier an der Orgel der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, ist Regionalkantor in Meckenheim und über Weihnacht am Spieltisch im Dauereinsatz.

Foto: Matthias Kehrein

Während andere die letzten Einkäufe erledigen und sich langsam auf ruhigere Tage einstellen, sitzt Regionalkantor Bernhard Blitsch in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Meckenheim an der großen Orgel und probt. Er spielt noch einige Stücke für die Feiertage und prüft die Technik. Schließlich soll die Musik in den Weihnachtsmessen gut klingen.

Die Vorbereitungen fürs Fest laufen allüberall auf Hochtouren – und es ist auch schon viel Adventsmusik gespielt worden. Haben Sie da überhaupt noch Lust auf Weihnachten?

Bernhard Blitsch: Ja, auf jeden Fall, denn gerade durch die Musik und die Weihnachtslieder wird die Weihnachtsfreude deutlich.

Allerdings haben Sie als Regionalkantor in Meckenheim viel zu tun. Laut Internet sind es 25 Krippenfeiern und Messen an Heiligabend und den beiden Feiertagen. Wie viele davon begleiten Sie?

Blitsch: Ich spiele an Heiligabend vier, am ersten Weihnachtstag zwei und am zweiten Weihnachtstag zwei.

Und den Rest?

Blitsch: Das machen meine beiden Kolleginnen. Wir sprechen uns untereinander ab. Wobei wir an Heiligabend aber auch Aushilfen brauchen, weil da wirklich fünf Krippenfeiern parallel sind.

Bleibt da überhaupt noch Zeit, um mit der Familie zu feiern?

Blitsch: Ja, wir haben das ganz gut eingerichtet, weil wir das seit Jahren so kennen. Es gibt daher auch an Heiligabend eine Zeit, in der wir zusammen Abend essen und Bescherung machen. Das hat sich gut eingespielt.

Wie weit im Voraus bestimmt die Weihnachtszeit Ihre Arbeit?

Blitsch: Schwer zu sagen. Ungefähr ab Herbst. Wir singen aber beispielsweise mit dem Chor am zweiten Weihnachtsfeiertag die Krönungsmesse von Mozart. Die proben wir in der Tat schon seit Anfang des Jahres. Die haben wir schon im Konzert gesungen. Dann haben wir gesagt, wir singen sie auch da, wo sie hingehört, also in der Messe.

Und die übrigen Lieder für die Messfeiern? Wonach wählen Sie die?

Blitsch: So viel Spielraum hat man da gar nicht. Es gibt bestimmte Lieder, die einfach drankommen müssen, die einfach gesetzt sind.

Das sind?

Blitsch: Auf jeden Fall an Heiligabend „Stille Nacht“. Das ist ein besonderer Moment, dann wird auch das Licht ausgemacht. Das wird bei Kerzenschein gesungen bei uns. Da kann man nicht drauf verzichten. Es sind ja auch viele Menschen, die Weihnachten in die Kirche kommen, die sonst nicht kommen. Ich denke, für die ist es wichtig, dass sie die alten Lieder, die Lieder, die sie kennen, auch singen können.

Haben Sie ein dauerhaft liebstes Weihnachtslied?

Blitsch: Eigentlich nicht. Dazu gibt es einfach zu viele schöne Lieder. Da möchte ich mich nicht festlegen.

Gibt es auch musikalisch etwas, das gar nicht geht in den Weihnachtsmessen?

Blitsch: Ich würde nicht unbedingt „Last Christmas“ nehmen. Es geht darin um eine Liebesgeschichte, die zu Ende gegangen ist. Es sollte Gerüchten nach sogar „Last Easter“ heißen und hat mit Weihnachten gar nichts zu tun.

Wie ist Ihre Meinung insgesamt zu moderner Weihnachtsmusik?

Blitsch: Es gibt viele schöne neue Weihnachtslieder. Und es gibt auch von bekannten Leuten Lieder, die sich auf ernsthafte Weise mit dem Weihnachtsgedanken, vor allem dem Friedensgedanken, auseinandersetzen.

Stehen davon einige auf dem Programm in Meckenheim?

Blitsch: In den Messen, die die Gemeinde singt, jetzt nicht. Wir haben ab und zu etwas Neues, das wir mit den Chören singen. Cantica Nova singt beispielsweise in Wormersdorf um Mitternacht an Heiligabend. Und wir haben einen Projektchor für die Jugendchristmette. Da singen wir viele bekannte Sachen, auch ein paar englische. Manchmal haben wir auch alte Weihnachtslieder, die ich neu arrangiere, aber die noch als traditionelle Lieder erkennbar sind.

Bach gilt oft als Klassiker zu Weihnachten. Ist er auch dabei in diesem Jahr?

Blitsch: Es gibt auch Bach. Aber es gibt auch Händel. Das spiele ich eigentlich jedes Jahr, eine Orgelbearbeitung aus Händels Messias von „Denn es ist uns ein Kind geboren“. Das ist einfach das Weihnachtsstück aus dem Messias.

Erklingt denn bei Ihnen noch privat Musik unterm Weihnachtsbaum?

Blitsch: Ja, wir singen mit den Kindern. Das gehört zur Tradition dazu.
Manchmal schaffen wir es sogar, vierstimmig zu singen. Das ist dann sehr schön.

Und Sie müssen die Orgel noch auf die Feiertage vorbereiten.

Blitsch: Ich werde die Orgel stimmen, weil es sehr, sehr kalt ist. Dann verändert sich die Stimmung und ich muss sie nachjustieren.

Dazu geh es mit der Leiter ganz nach oben. Ist schwindelfrei sein eine Voraussetzung als Organist?

Blitsch: Ich bin nicht schwindelfrei. Aber das überwinde ich dann. Und wenn ich oben bin, ist es gut.

Ist das Orgelspiel die Überwindung wert?

Blitsch: Wenn es nachher gut klingt, ist es das wert, ja.

Gibt es einen musikalischen Moment in der Weihnachtsmesse, auf den Sie sich besonders freuen?

Blitsch: Das ist auf jeden Fall „Stille Nacht“ zu singen. Ansonsten hat jeder Gottesdienst seine eigene Atmosphäre. Die Mette um fünf ist sehr voll, die um zehn ist weniger voll, aber dafür etwas ruhiger. Und Ipplendorf um zwölf Uhr nachts ist einfach urig in der unbeleuchteten, ungeheizten Kirche bei Kerzenschein.

Mit Blick auf die Kirchenmusik der nächsten Tage: Was legen Sie den Besuchern ans Herz?

Blitsch: Sie sind zu allen Gottesdiensten eingeladen. Und es gibt noch zwei Konzerte. Eins am 22. Dezember, mit dem Weihnachtsoratorium. Das macht mein evangelischer Kollege hier in der Pfarrkirche um 17 Uhr. Und am 29. Dezember gibt es ab 17 Uhr Weihnachtslieder zum Zuhören und Mitsingen mit dem evangelischen Posaunenchor, da werde ich die Orgel spielen. Das ist eine Veranstaltung, die sich gut eingebürgert hat, weil vieles schon vor Weihnachten ist. Und am 27. schmeißen alle gefühlt schon den Weihnachtsbaum raus. Aber die Veranstaltung ist halt in der Weihnachtszeit, wo sie eigentlich hingehört. Viele Menschen nehmen das Angebot gerne wahr. Da haben wir anscheinend eine Marktlücke entdeckt.

Wenn Weihnachten vorbei ist, haben Sie vorerst genug oder vermissen Sie es dann?

Blitsch: Ich bin froh, wenn alles gut gelaufen ist. Ich genieße die Weihnachtszeit, wenn es im Januar etwas ruhiger wird.

Sind die Feiertage denn beruflich eher stressig oder doch ein wenig besinnlich?

Blitsch: Es ist natürlich viel, aber es macht auch Freude. Und die meiste Vorbereitung ist ja vorher. Das geht dann einfach seinen Gang. Es gibt ja auch andere Leute, die viel zu tun haben an Weihnachten. Da bin ich nicht der Einzige.

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