Ansturm im Rhein-Sieg-Kreis Tafeln am Rande der Belastbarkeit

Rhein-Sieg-Kreis · Die Anzahl der Kunden, die auf Lebensmittel der Rheinbach-Meckenheimer Tafel und der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden (Lebeka) in Bornheim angewiesen sind, hat stark zugenommen. Einer der wesentlichen Gründe ist die wachsende Anzahl von Flüchtlingen in den jeweiligen Kommunen.

 Karin Woyke (2.v.l.), Paul Olles und Hannelore Köthe fürchten weitere Engpässe beim Angebot der Tafel.

Karin Woyke (2.v.l.), Paul Olles und Hannelore Köthe fürchten weitere Engpässe beim Angebot der Tafel.

Foto: Axel Vogel

Für Rheinbach und Meckenheim befürchtet Uwe Petersen als Vorsitzender der Tafel künftig Engpässe bei der Versorgung der Kunden. "Auch wenn wir neue Sponsoren, die uns Lebensmittel zur Verfügung stellen, gewinnen konnten, so haben wir doch seit Anfang 2015 insgesamt weniger Produkte im Angebot", sagt Petersen.

Die Zahlen sprechen für sich: Erhielten im Januar 2015 rund 170 Personen in Rheinbach Obst, Milchprodukte, Gemüse, Brot oder Wurstwaren gegen einen geringen Obolus ausgehändigt, so sind es im November schon 270 Männer, Frauen und Kinder. Bei der Ausgabestelle an der Meckenheimer Neustraße/Ecke Schwitzerstraße sieht es nicht viel anders aus. Die Anzahl der bedürftigen Menschen stieg dort von Januar bis November von 400 auf 550 Personen.

Dabei habe die Tafel, so Petersen, nicht nur die wachsenden Anfragen von Kunden zu bewältigen, sondern sich auch mit Problemen auseinanderzusetzen, die mit Kultur, Sprache und Mentalität der Flüchtlinge zu tun hätten. "Wir hatten in Rheinbach im vergangenen Sommer zwei Vorfälle, bei denen Asylsuchende fordernd und aggressiv aufgetreten sind", macht Petersen deutlich. Um so etwas künftig zu verhindern, habe er mit seinem Team einen Verhaltenskodex auf Englisch und Deutsch entwickelt, den jeder Neukunde erhalte. "So hat sich jeder Kunde bei der Ausgabe respektvoll und freundlich zu verhalten. Sonst entziehen wir ihm den Ausweis", erklärt der Tafel-Chef. Zwei männliche ehrenamtlichen Helfer sind bei der Ausgabe in Rheinbach seitdem immer dabei. "Ich habe den Eindruck, dass der Ablauf seitdem strukturierter ist", so Petersen.

Durch die wachsende Nachfrage werden zudem die Lebensmittel knapper. "In der vergangenen Woche waren wir an einem Tag sogar frühzeitig ausverkauft, so dass mancher ohne Lebensmittel wieder gehen musste", so der 73-Jährige. Um diesem Zustand zu begegnen, überlegt das Tafel-Team bereits, eine Ausgabe der Lebensmittel für jeden Kunden nur alle 14 Tage. "Wir versuchen, alles gerecht zu verteilen. Einzelpersonen erhalten natürlich weniger als eine Familie", sagt Petersen.

Auch in den Ausgabestellen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden (Königstraße in Bornheim, Hersel, Kardorf und Alfter-Oedekoven) sind die Schlangen in den vergangenen Monaten länger geworden. "Wir führen zwar keine Statistik über die Anzahl unserer Kunden, aber es kommen mehr Menschen zu uns", erläutert Stefanie Schmelzer, Diakonin der evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge. Rund 300 Haushalte mit circa 800 Personen kommen jede Woche zu einer der Ausgabestellen. Vor jeder Ausgabe ziehen sich die Kunden eine Nummer und kommen entsprechend an die Reihe.

Gelegentlich hört Schmelzer über die wachsende Zahl von bedürftigen Flüchtlingen ein Wort des Unmuts von Wartenden, die schon länger auf die Lebensmittel der Kirchengemeinden angewiesen sind. "Mittlerweile mache ich mir mehr Sorgen um die Menschen, die keine Flüchtlinge sind und die momentan nicht im Fokus des Interesses stehen", betont Schmelzer. Auch wenn die Kirchengemeinden zurzeit noch keine Engpässe bei den zu verteilenden Produkten haben, "könnte die Verteilung pro Person in Zukunft etwas geringer ausfallen", so die Diakonin. Zudem wünschen sich die Ehrenamtler mehr Freiwillige zu Unterstützung ihrer Arbeit.

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