Meckenheimer aus zehn Nationen "Tisch des Dialogs" - Von griesgrämigen Gesichtern und Identitätsfragen

MECKENHEIM · 36 Meckenheimer aus zehn unterschiedlichen Kulturkreisen und jeder mit seiner eigenen Geschichte, trafen sich am Samstag im Caritashaus am Kirchplatz. Das Netzwerk der Vize-Bürgermeisterin Heidi Wiens hatte funktioniert:

 Im Caritashaus unterhielten sich Menschen mit Migrationshintergrund, die in Meckenheim leben, über ihre Erfahrungen.

Im Caritashaus unterhielten sich Menschen mit Migrationshintergrund, die in Meckenheim leben, über ihre Erfahrungen.

Foto: Henry

Sie hatte alle Teilnehmer bis auf einen persönlich zum ersten "Tisch des Dialogs" eingeladen. Die Idee dazu kam aus dem Arbeitskreis für Migration und Integration, dessen Vorsitzende Wiens ist.

Sechs Moderatoren sorgten dafür, dass an jedem Tisch vorgegebene Fragen besprochen wurden. Türöffner für möglichst zwanglose Gespräche der Menschen, die sich größtenteils noch nicht kannten, war die Frage nach der Bedeutung des Namens. Die zweite Frage klärte schließlich, "woher komme ich und warum bin ich in Meckenheim". Danach ging es darum, was im Heimatland besser war und bei der vierten Frage durfte sich jeder drei Wünsche überlegen, die er in seiner neuen Heimat gerne erfüllt hätte. So sollte für Verständnis füreinander geworben werden.

"Jetzt kennen wir uns und können uns auch auf der Straße 'Hallo' sagen", freute sich Akif Shala (47) aus dem Kosovo. Monique Erasmus (57) aus den Niederlanden, die am selben Tisch saß, meinte: "Ich kenne wenige Leute aus Kriegsgebieten, und es ist doch etwas völlig anderes, von ihnen zu hören, wie das Leben dort ist, als es nur aus der Zeitung zu lesen."

Tisch-Leiterin Irina Vilver kommt selbst aus Kasachstan und berichtete, dass Integration oft gar nicht so einfach sei: Ihr Studium der Pädagogik wurde nicht anerkannt und so musste sie wieder von vorne beginnen. Heute arbeitet die 43-Jährige beim Jugendmigrationsdienst. "Nur wenn man redet, erfährt man, was andere denken", sagte sie. Gefühle und Erfahrungen seien dabei oft ähnlich, waren sich diese drei Akteure einig. Dennoch dürfe man die eigene Kultur nicht vergessen. So hängt Monique Erasmus am "Königinnentag" auch die rot-weiß-blaue Fahne ihrer Heimat raus.

"Keiner von uns ist in Meckenheim geboren", fasste Wiens abschließend zusammen. Alle fühlten sich jedoch sehr wohl und hätten nach diesem Vormittag den Wunsch, den Dialog fortzusetzen. Fast alle lebten gerne in Meckenheim. Was störe, seien Kriminalität, Regen, griesgrämige Gesichter und fehlende Gemeinsamkeiten. Die Frage "Wer bin ich?" treibe einige Besucher um, erzählte Vilver. Das kläre sich oftmals dann, wenn man wisse, in welcher Sprache man träume, berichtete sie vom Austausch ihrer Gruppe.

Sprache sei ohnehin ein entscheidender Faktor zur Integration. Aus der Gruppe von Constanze Klitzke, vom Fachdienst Integration und Migration der Caritas, kam der Wunsch, einen "internationalen Chor" zu gründen, um die 34 Nationen, die in Meckenheim leben, zusammenzuführen. Vizebürgermeisterin Wiens versprach am Ende, dass der "Tisch des Dialoges" auf jeden Fall wiederholt werde.

Wer in Zukunft bei Projekten mitarbeiten möchte, kann sich bei Heidi Wiens, Telefonnummer 0 22 25/51 39, oder bei Werner Schreck von der Stadt Meckenheim unter der Telefonnummer 0 22 25/ 91 71 96 melden.

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