Filmreife Tat mit Masken und Pistolen Zwei Männer stehen wegen eines Wettbüro-Überfalls vor Gericht

Meckenheim/Bonn · Zwei mutmaßliche Räuber müssen sich vor dem Bonner Landgericht verantworten. Es geht um einen filmreifen Überfall auf ein Wettbüro in Meckenheim.

 Mit vorgehaltener Waffe nötigten zwei Räuber im März 2020 den Leiter eines Meckenheimer Wettbüros zur Herausgabe von rund 6000 Euro (Symbolbild).

Mit vorgehaltener Waffe nötigten zwei Räuber im März 2020 den Leiter eines Meckenheimer Wettbüros zur Herausgabe von rund 6000 Euro (Symbolbild).

Foto: picture-alliance/ dpa/Lehtikuva Jussi Nukari

Die Bilder wirken wie für einen Film inszeniert: Zwei maskierte Männer stürmen mit Pistolen im Anschlag in den Innenraum eines Wettbüros. Während einer die beiden einzigen Kunden bedroht, nötigt sein Komplize den Filialleiter zur Herausgabe von Bargeld. Beide geben jeweils einen Schuss ab, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen; mit rund 6000 Euro in 20er und 50er Scheinen verlassen die Räuber den Tatort.

Die Szene wurde von der Überwachungskamera eines Wettbüros in Meckenheim aufgezeichnet und am Freitagvormittag vor Gericht abgespielt. Vor der ersten Großen Strafkammer am Bonner Landgericht müssen sich derzeit zwei Angeklagte verantworten, und einer von ihnen soll nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft auf den Videoaufnahmen zu sehen sein. Der zweite Beschuldigte soll laut Anklage den Fluchtwagen gesteuert und auf einem Parkplatz vor dem Wettbüro gewartet haben. Auch ein dritter Verdächtiger war zunächst mitangeklagt; in seinem Fall waren dem Gericht die belastenden Fakten aber nicht überzeugend genug, um ein Verfahren gegen ihn zu eröffnen.

Masken wie in einem Film

Der Überfall ereignete sich am 9. März 2020. Die beiden Eindringlinge waren von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und trugen auch schwarze Handschuhe. Einer der beiden hatte sein Gesicht hinter einer sogenannte Guy-Fawkes-Maske verborgen. Der Täter, der im Hintergrund blieb, trug eine weiße Halloween-Maske mit roten Bluttränen. Der mit vorgehaltenen Waffen vorgetragenen Aufforderung „Das ist ein Überfall, Hände hoch und auf den Boden legen!“ leisteten die beiden Gäste des Wettbüros unverzüglich Folge. Der Haupttäter stürmte direkt auf den hinter einem Tresen stehenden Filialleiter zu, aber der Mann gab sich etwas störrischer als seine Kunden.

Daher sahen sich die Räuber offenbar unter Zugzwang gesetzt und feuerten als Drohung jeweils einen Schuss ab. Die Projektile sammelten sie schlauerweise ein, nachdem der Filialleiter ihnen aus seiner Hosentasche ein 6000 Euro „schweres“ Bündel 50-Euro-Noten übergeben hatte. Der mit der Guy-Fawkes-Maske ausgestattete Gangster ließ sich die Beute in eine mitgebrachte weiße Tüte füllen und wollte bereits den Rückzug antreten, als er offenbar ins Grübeln geriet und eine Nachforderung stellte. Und tatsächlich griff der Wettbüroleiter nun auch noch in die andere Hosentasche und warf ein zweites Bündel auf die Theke. Laut Anklage soll es sich dabei um 20-Euro-Scheine im Gesamtwert von rund 1000 Euro gehandelt haben.

Schlechte Stimmung zum Prozessauftakt

Die beiden schwarz gekleideten jungen Männer auf der Bonner Anklagebank signalisierten dem Gericht mit ihrer Körpersprache keine große Kooperationsbereitschaft. Aber auch die Anwälte der beiden trugen ihren Teil zu der – wie die Vorsitzende Richterin es ausdrückte – schlechten Stimmung zu Beginn des Verfahrens bei. Zu den Vorwürfen äußerten sich beide Angeklagte zunächst nicht. Stattdessen gab der Verteidiger des mutmaßlichen Fluchtwagenfahrers eine Erklärung ab, in der er unter anderem von Ermittlungen sprach, die in Richtung des Verdachts eines „Insiderjobs“ gelaufen seien.

Ohne es direkt auszusprechen, deutete er an, dass das Verbrechen eine abgekartete Sache gewesen sein könnte. Außerdem rügte er den von der Anklage abweichenden Zeitstempel der Videos. Die Zeitangaben liegen tatsächlich ziemlich exakt eine Stunde auseinander. Der Angeklagte, der auf den Aufnahmen zu sehen sein soll, sitzt derzeit eine vierjährige Haftstrafe wegen seiner Beteiligung an einer Geldautomatensprengung ab. Der mutmaßliche Fluchtwagenfahrer ist auf freiem Fuß.

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