Volkshochschulen (VHS) Vision von einem Haus der Bildung

RHEIN-SIEG-KREIS · Die neuen Chefs der Volkshochschulen (VHS) Rheinbach, Meckenheim und Swisttal wollen frische Denkanstöße. Das macht sich bereits im neuen VHS-Programmheft bemerkbar.

 Dass ihren Zuhörern ihre Worte Spanisch vorkommen mögen, ist das ausdrückliche Ziel von VHS-Spanischlehrerin Beate Fuhrmann (an der Tafel) und ihres Meckenheimer Kurses.

Dass ihren Zuhörern ihre Worte Spanisch vorkommen mögen, ist das ausdrückliche Ziel von VHS-Spanischlehrerin Beate Fuhrmann (an der Tafel) und ihres Meckenheimer Kurses.

Foto: Roland Kohls

Kurz vor dem Schlafengehen tippt Schülerin Naina K. (17) noch eine Kurznachricht ins Handy. Sie veröffentlicht die zweieinhalb Sätze umfassende Botschaft via Twitter, bettet sich und ahnt nicht, was für eine Debatte sie mit ihren weniger als 160 Zeichen lostritt. Ihren Frust über die Schule drückt die junge Kölnerin mit den Worten aus: "Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen."

Wäre Naina im Linksrheinischen aufgewachsen, könnte ihr schnell geholfen werden. Denn Adrian Grüter muss nicht lange blättern, um aus dem neuen Volkshochschul-Programm fürs erste Semester 2015 den passenden Kursus herauszufinden. Der neue VHS-Direktor möchte auf viele Fragen eine Antwort finden.

"Richtig Haushalten und Einsparungen erzielen" lautet der Titel des Abendseminars am Freitag, 20. März, in der Rheinbacher Haupt- und Gesamtschule, welches der zu Kurzzeitberühmtheit gelangten Schülerin wohl direkt weiterhelfen würde. Seit rund einem halben Jahr stehen Adrian Grüter und seine Stellvertreterin Barbara Hausmanns am Steuerrad des interkommunalen Bildungsträgers für Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg.

Die Handschrift des neuen Führungsduos trägt das neue VHS-Programmheft bereits deutlich. Wer das 224 Seiten starke Werk durchblättert, erkennt, welchen Wert Hausmanns und Grüter auf gute Lesbarkeit und Übersichtlichkeit legen. "Die Nutzer sollen möglichst einfach durch das Programm geführt werden", erklärt Grüter im Gespräch mit dem GA.

"Wir möchten die Balance schaffen zwischen dem, was die Kommunen leisten können, und einem Bildungsangebot, das die Bürger erwarten und was ihrer Fortbildung dient", beschreibt der VHS-Direktor für vier Kommunen, welche Bandbreite erwartet wird. Grüter weiß: Während Stammkunden nach bewährten Angeboten suchen, sind potenzielle Neuvolkshochschüler an der Entdeckung für sie unbekannter Bildungswelten interessiert.

Beispiel: Erstmals entführt die VHS ins für viele ferne Universum des Skypens (Videotelefonie übers Internet), gibt Tipps zum sicheren Einkauf im Netz oder Aufenthalt in sozialen Netzwerken - ohne das Innerste nach außen zu kehren. Ein neuer Kursus für Technikinteressierte entwickelt ein Gerät, mit dem sich die Hausüberwachung via Smartphone steuern lässt. Grüter und Hausmanns sind sicher, dass solche Angebote neue VHS-Kunden locken. Vorstellbar sind ferner ein auf das Lernen gerichtetes Ferienangebot für Jugendliche und eine Sommerakademie für Erwachsene.

Voll im Trend liegen Kochkurse. Die Sprachangebote der VHS sind im Wortsinn in aller Munde. Um diese noch populärer zu machen, soll es Auffrischungskurse geben - etwa für Vereine, die im Sinn haben, in die jeweilige Partnerstadt zu reisen. Stets beliebt sind die vielen Musikschulstunden. Nur die Sektion "Politik und Gesellschaft" würde sich über mehr Fans freuen: "Da müssen wir dicke Bretter bohren", so Hausmanns. Auch in den Ganztagsschulbetrieb könnte sich die VHS mit gehaltvollen Angeboten einbringen, planen Hausmanns und Grüter.

Ein Problem, das nicht neu, sondern hartnäckig vorhanden ist, ist die Suche nach qualifizierten Dozenten und nach geeigneten Räumen. In Rheinbach, Meckenheim, Swisttal und Wachtberg gibt es in vier Kommunen "circa 30 Spielorte der VHS", wie Hausmanns es nennt. Die Zentrale der Volkshochschule an der Rheinbacher Schweigelstraße ist als "Spielstätte" schon wegen der Begrenztheit an Räumen völlig ungeeignet.

Gleichsam als Vision für die Zukunft holten Grüter und Hausmanns die Pläne für ein "Haus der Bildung" aus der Schublade, um mit dem Architektenentwurf aus dem Jahr 2005 die Wand im Direktionsbüro zu schmücken. "Es wäre toll, wenn wir ein Haus der Bildung hätten", findet Barbara Hausmanns. Indes weiß sie, dass die Realisierung solch eines Hauses in Zeiten knapper Kassen auch Zeit benötigt. "Es ist eine Vision, die langfristig auf der Agenda steht", sagt die Vizechefin. Darum sei es auch zu früh, über Aussehen, Größe, Lage oder gar Kosten fürs "Haus der Bildung" zu sprechen.

Das aktuelle VHS-Programm liegt in einer Vielzahl öffentlicher Gebäude kostenlos aus. Das Infotelefon ist unter der Rufnummer 02226/921920 erreichbar.

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