Verein Pro Obere Mühle feiert Geburtstag Wie Ehrenamtliche die Obere Mühle in Meckenheim retteten

Meckenheim · Das Engagement der begeisterten Mühlenfans bewahrte einen wichtigen Teil der Ortsgeschichte vor dem Verfall. Heute ist die Mühle ein Anziehungspunkt für alle, die wissen wollen, wie frühere Generationen hier arbeiteten.

 Stefan Möller (r.) bei der Mühlenführung anlässlich des Vereinsjubiläums in der Oberen Mühle in Meckenheim. Ganz links: Bernd-Michael Vangerow, daneben Bürgermeister Holger Jung.

Stefan Möller (r.) bei der Mühlenführung anlässlich des Vereinsjubiläums in der Oberen Mühle in Meckenheim. Ganz links: Bernd-Michael Vangerow, daneben Bürgermeister Holger Jung.

Foto: Petra Reuter

An der Oberen Mühle in Meckenheim rumpelt es lautstark. „Das ist der Elektromotor, der die Technik antreibt“, erzählt Manfred Abel. Der gelernte Bauingenieur ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins „Pro Obere Mühle“ und Leiter von deren Bau-Arbeitsgemeinschaft. Seit Gründung des Fördervereins am 10. April 2003 unterstützt der Meckenheimer die Sanierung und Instandsetzung des einzigen Industriedenkmals der Apfelstadt – als einer von 60 Vereinsmitgliedern. Das Jubiläum feierte der 66-Jährige am Montagvormittag gemeinsam mit einer Reihe geladener Gäste vor den geöffneten Türen des historischen Gebäudes.

Technik-Vorführungen erklären das Mühlen-Prinzip

Denn es war klar, dass es eine kleine Führung durch die Mühle geben musste - mit kurzen Vorführungen der Technik. Stolz ist Abel auf die sich langsam drehenden Mühlräder, auf die Sichtmaschine, die aus Grobschrot durch Aussieben Feinschrote verschiedener Körnung trennt und auf den Transmissionsriemen, der das Mahlgut innerhalb des dreigeschossigen Hauses befördert. Wie bei allen Führungen wird immer nur die Technik gezeigt, und zwar ohne Korn, „denn die anschließende Säuberung der Räume ist zu aufwendig“, erklärte Hans Günter van Deel. Auch er ist pensionierter Bauingenieur, gemeinsam mit Abel bringt er seit 20 Jahren seine fachliche Expertise ein. Und die war und ist dringend nötig. Denn gemeinsam mit der Stadt wurde in den ersten Jahren die Gebäudesicherheit, dann die Sanierung der Maschinen- und Antriebstechnik auf den Weg gebracht.

Der Elektromotor wurde zum Opfer der Flut

Eine wichtige Voraussetzung für die Mühlentechnik war und ist dabei der Elektromotor. Und genau dieser wurde bei der Überschwemmung 2016 und erneut 2021 ein Opfer der Flut, und das, obwohl „wir den aus dem Jahr 1943 stammenden Motor bereits auf einen Sockel gestellt hatten. Noch höher können wir ihn nicht positionieren“, stellte van Deel fest. Die durch Handwerker überaus schnell durchgeführte Reparatur und die erneute Inbetriebnahme „steht für Ihren Einsatz, der für die vielen Hilfsleistungen der damaligen, durchaus fordernden Krisenzeit steht“, dankte Bürgermeister Holger Jung den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz.

Dem Verein ist es zum großen Teil zu verdanken, dass bis heute der historische Überrest einer alter Kulturtechnik bewundert werden kann. Bis 1972 wurde in der Mühle noch Roggen- und Gerstenschrot für Schwarzbrot und andere Brotmischungen gemahlen. Danach stand der Betrieb still. Mühle, Lagerraum und Müllerhaus verfielen allmählich.1992 wurde die Stadt Eigentümerin des Gebäude-Ensembles, hatte aber keine konkreten Pläne für die künftige Verwendung. Verschiedene Nutzungskonzepte kamen dabei auf den Tisch. Von Neubauten hinter der Mühle war die Rede. Aber auch die Einrichtung eines Mühlencafés und sogar Verkauf oder Abriss wurden diskutiert. Sämtliche Überlegungen ließ die Stadt dann fallen, als 1997 der Landschaftsverband Rheinland das Mühlengebäude samt Wohnhaus und Lagergebäude sowie die technische Einrichtung als Denkmaleinheit einstufte.

Stefan Möller führt die alte Technik der Mühle vor.

Stefan Möller führt die alte Technik der Mühle vor.

Foto: Petra Reuter

Erste Pläne zum Erhalt von Gebäude und Mühlentechnik erarbeitete eine 2001 von Sibylle von Nordeck gegründete Bürgerprojektgruppe, aus der 2003 der heutige Verein entstand. Dieser wollte laut Satzung, „eine museal-kulturelle und touristische Nutzung“ schaffen. Ein Nutzungsvertrag zwischen Stadt und Förderverein 2015 steckte den Tätigkeitsbereich des Vereins auf Mühle und Lagerraum fest. In Angriff genommen wurde die Sanierung der historischen Maschinen- und Antriebstechnik, als die NRW Stiftung und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Fördermittel bereitstellten. „Sogar die Lampen in der Mühle sind historische Stücke“, freute sich Hunold von Nordeck, einer der ältesten aktiven Vereinsmitglieder. Im laufenden Jahr wird die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt um das Wohnhaus erweitert. „Da haben wir Glück gehabt.

Ursprünglich wollte die Stadt das Gebäude einem anderen Verein übergeben. Das ging aber nicht, da es keinen separaten Eingang gibt“, erzählte Abel. Welche neuen Arbeiten da auf ihn und seine Mitstreiter zukommen, weiß der rüstige Rentner genau. Denn auch dort müssen die Flutschäden erst einmal beseitigt und dann das Haus auf Hochglanz gebracht werden, um dort in naher Zukunft eine Dauerausstellung zu zeigen. Das könnte die Anzahl der Besucher noch einmal steigern.

Schüler sind häufig zu Gast in der Mühle

Sibylle Freifrau von Nordeck (v.l.), Angelika Müller, Bürgermeister Holger Jung, der Vereinsvorsitzende Christian Westphal, Bernd-Michael Vangerow und Gregor Wessel beim 20-jährigen Jubiläum des Vereins Pro Obere Mühle vor der Oberen Mühle in Meckenheim.

Sibylle Freifrau von Nordeck (v.l.), Angelika Müller, Bürgermeister Holger Jung, der Vereinsvorsitzende Christian Westphal, Bernd-Michael Vangerow und Gregor Wessel beim 20-jährigen Jubiläum des Vereins Pro Obere Mühle vor der Oberen Mühle in Meckenheim.

Foto: Petra Reuter

Bisher sind neben interessierten Gruppen besonders oft Grundschulen aus Meckenheim und Rheinbach zu Gast. „Die haben das Thema Korn und Getreide wohl im Unterricht. Bei uns erleben sie dann die Praxis““, sagte van Deel. Denn zu sehen ist jede Menge „Original-Mühlentechnik“. Eindrucksvoll sind etwa die Halterungen, an denen früher an einer Seilwinde die schweren Jute- und Flachssäcke in die oberste Etage gezogen wurden. Anhand der Gerätschaften können die Besucher die verschiedenen Verarbeitungsschritte nachvollziehen, in denen das Korn sortiert und das entstehende Schrot so lange gemahlen wurde, bis der Müller mit dem Feinheitsgrad des Mehls zufrieden war. Die einzelnen Objekte werden demnächst genau beschildert. Irgendwann wird auch die alte Wasserstraße – der Mühlbach zur Wasserversorgung der Mühle zweigte unterhalb der Burg Münchhausen von der Swist ab – sichtbar gemacht werden. Dann wird auch der Teich hinter der Mühle, in dem ursprünglich das Wasser für den Antrieb des Mühlrades gesammelt wurde, wiederhergestellt sein. Für Abel und van Deel ein ehrgeiziges Projekt.

Die beiden 66-Jährigen gehören zu den Jüngsten des Vereins. „Wir könnten jüngere Unterstützer gebrauchen. Bei den Führungen von Schulklassen hoffen wir, interessierte junge Leute zu finden“, so van Deel.

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