Unterwegs in Altendorf Wo Alt auf Neu trifft

MECKENHEIM-ALTENDORF · Ortsvorsteher Hermann-Josef Nöthen wohnt im Eichendorffweg im Norden Altendorfs. Vor dem Haus hält er kurz inne. Es ist Ostwind. Daher ist die nahe Autobahn 61 zu hören. Doch das stört Nöthen nicht. "Besser als eine Lärmschutzwand", sagt der Gärtnermeister.

Denn die wäre existenzgefährdend für den vom Obstbau geprägten Ort, da sie wie eine Staumauer wirke, Kälte zurückhalte und so gerade bei späten Frösten im Frühjahr während der Blütezeit die Ernte bedrohe.

Nöthen schlägt den Weg ins "Zentrum" ein. Kurz vor der Kreuzung der Landesstraßen 471, der Ahrstraße, und 261, der Meckenheimer Straße, liegt der Obstbaubetrieb Heinrichs, einer von drei verbliebenen Vollerwerbsobstbauernhöfen in Altendorf. Früher waren es 15, erzählt Nöthen, der vor dem Ruhestand selbst als Obstbauer seinen Lebensunterhalt verdiente.

An der Kreuzung geht es nach links, vorbei an der Gaststätte "Ohm Hein" links und einer Pizzeria rechts. Der kleine Dorfladen im Haus nebenan hat kürzlich geschlossen - ein Verlust fürs Dorf. Doch nach wie vor bietet der Antikladen seine Raritäten an. Ginge man nach links, käme man zum Hof der Familie Brauweiler, die ihr Obst zu Säften und Bränden verarbeitet; wählte man den Weg geradeaus, würde man zum Schützenhaus gelangen, das nicht nur den Schützen, sondern allen als Versammlungsraum dient.

Der Ortsvorsteher biegt rechts ab, in den Roßkamp, einen Weg entlang des Altendorfer Bachs, der bei Kalenborn entspringt und nahe der Burg Münchhausen in die Swist mündet. Der Bach fließt mitten durchs Dorf, war für frühe Siedler sicher Grund, sich hier niederzulassen, und bietet heute noch Wohnqualität.

Sechs Brücken verbinden die Uferseiten, Rosskamp und Kutzenberg einerseits und Burg- und Bachstraße auf der anderen Seite. Eine der Brücken führt zum Herrenhaus, dem stattlichsten Überrest der alten Burg, in dem die Stadt Meckenheim einen Trauraum für Hochzeiten eingerichtet hat und das dem Museumsverein und zahlreichen Künstlern für Ausstellungen dient.

Früher war das ehrwürdige Gebäude auch Schule und Lehrerwohnung. Die Wege entlang des Baches, der sich hinter Grün versteckt und nur durch sein Säuseln seine Anwesenheit verrät, werden von einigen Fachwerkhäusern gesäumt. Altendorfer Schweiz nennen die Dorfbewohner diesen Bereich.

Ein echtes Fachwerk-Kleinod am Kutzenberg hat Schreiner Schug liebevoll restauriert. Das wohl älteste Fachwerkhaus im Dorf ist das ehemalige Samtweber?haus "Bachstraße 18". Das altertümliche Häuschen grenzt an den Hof von Brigitte und Josef Floßdorf. Im Stall käut nur der Rinder-Nachwuchs wieder. Die Milchkühe sind noch auf der Weide und werden erst gegen Abend zum Melken zurückgetrieben. Der Hof ist einer von zwei Viehbetrieben in Altendorf.

Fleischrinder züchtet die Familie Büttgen. Nach der Abkürzung über das Hofgelände landen wir in der Paulusgasse und abrupt wieder in der Gegenwart. Hier verbindet ein Kreisel die Hilberather Straße und das Neubaugebiet "Auf dem Acker". Nur zwei Jahre von 2003 bis 2005 habe es gedauert, die 64 Häuser zu errichten. Auch das in Planung befindliche Baugebiet entlang des parallel verlaufenden Weges "Am Viethenkreuz" werde heiß ersehnt, sagt Nöthen. Die nächste Generation alteingesessener Familien möchte ihr Eigenheim errichten.

Auch der Zuzug junger Familien ist willkommen, denn eines ist den Altendorfern besonders wichtig: Selbstständig und unabhängig zu sein, "um nicht im großen Pott unterzugehen". Aus diesem Grund schloss man sich bereits in den 60er Jahren mit dem Nachbarort Ersdorf zusammen. Den Friedhof teilten die beiden Orte schon länger.

Nun schlossen sich die Vereine zusammen, und "zwischen den Dörfern" entstand die gemeinsame Schule, 1986 die Mehrzweckhalle und schließlich auch das Feuerwehrhaus. Doch vor zwei Jahren musste ein Stück Selbstständigkeit aufgegeben werden. Zu wenige Kinder wurden auf der Katholischen Grundschule angemeldet, die daher Teilstandort der Meckenheimer Katholischen Grundschule wurde, erzählt Nöthen betrübt. Das freundliche Schulgebäude steht an der Kirchstraße neben der Mehrzweckhalle und der Elterninitiative Flohkiste.

Zum Spielen lädt der attraktive Spielplatz vor der Schule ein, der 2012 eingeweiht wurde. Zwei alte Schulglocken, die Altendorfer und die Ersdorfer, hängen am Eingang des Gebäudes. Auf dem Spinnweg geht es vorbei am Feuerwehrhaus und dem Gasthof "Zur Post" zurück zur Burgstraße, die 2012 saniert wurde. Vor allem vom Ehrenamt seiner Bewohner profitiere das Dorf, berichtet Nöthen auf dem Rückweg und nennt als Beispiel eine Gruppe rund um das Ehepaar Hoppe, die seit Jahren monatliche Seniorentreffen organisiert.

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