Ukraine-Krieg Meckenheim will „Matching“-Prozess für Geflüchtete und Helfer einführen

Meckenheim · Die Initiative „Meckenheim hilft“ betreibt nach Bürgerhinweisen größeren Aufwand, damit Wohnraumangebote für ukrainische Flüchtlinge passgenauer werden. Dabei soll ein „Matching“-Prozess helfen.

 Stefan Pohl und Brigitte Kuchta kümmern sich in Meckenheim um Flüchtlinge aus der Ukraine.

Stefan Pohl und Brigitte Kuchta kümmern sich in Meckenheim um Flüchtlinge aus der Ukraine.

Foto: Axel Vogel

Die Hilfsbereitschaft gegenüber Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine scheint ungebrochen und macht auch vor der eigenen Wohnungstür nicht halt. So bekommt die Hilfsorganisation „Meckenheim Hilft“ weiterhin regelmäßig Angebote von Bürgern, die unentgeltlich privaten Wohnraum anbieten. Von diesen Angeboten machen Stefan Pohl und Brigitte Kuchta, die beiden Hauptverantwortlichen der Hilfsorganisation, regen Gebrauch. Denn bei Meckenheim hilft ist die Hilfe für die Ukraine zum Dreh- und Angelpunkt geworden und daher nutzt man auch die eigene Homepage für Wohnraumangebote. Pohl und Kuchta haben zuletzt allerdings manche Anregung von privaten Interessenten bekommen, im Vorfeld einer Wohnraumvermittlung abzuklären, ob Anbieter und Flüchtlinge überhaupt zueinander passen.

Ein sogenanntes Matching, einen Abgleich im Vorfeld, hält auch Michael Rentmeister „durchaus für sinnvoll“, wobei er gleichzeitig auf die Herausforderung der Praktikabilität hinweist. Rentmeister verfügt über Erfahrungswerte: Der Wachtberger ist Präsident des Vereins Movare, einer unabhängigen Interessenvertretung für Unternehmer, die sich aufgrund guter Kontakte in die Ukraine bereits 80 Flüchtlingen privaten Wohnraum vermitteln hat. Davon alleine 25 in Wachtberg und zehn in der Umgebung. Rentmeister warnt aber vor zu viel vorschnellem Idealismus: „Nicht immer passt das Wohnangebot und der Bedarf und die Erwartungshaltung der Flüchtlinge zusammen.“

Zum Abgleichen von Interessen, Bedürfnissen und Vorlieben – gleichermaßen bei Flüchtlingen wie Wohnraumanbietern -sollte laut Rentmeister versucht werden, vor dem Zusammenleben einige Fragen zu klären. Etwa anhand eines Fragebogens für Anbieter von Wohnraum, wie ihn sein Verein, aber auch Meckenheim hilft im Internet anbietet (https://www.movare.eu/hilfe-bei-unterkunft/). Dabei spielt die Größe des Wohnraums eine wichtige Rolle, wie auch die Dauer des Aufenthaltes. „Angesicht der Kriegszerstörungen müssten Anbieter auch mit einem längeren Aufenthalt von Ukrainern rechnen“, betont Michael Rentmeister. Auch die Frage, ob eine Mieter erhoben werden soll, müsste im Vorfeld geklärt werden.

Schließlich ist für Rentmeister klar, dass je länger ein Zusammenleben dauere, desto größer werden die Reibungspunkte: „Wir hatten bislang viel Glück mit der Unterbringung. Aber es gab auch schon Fälle, wo das Zusammenleben von beiden Seiten absolut nicht geklappt hat“, schildert er: „Und dann stellt sich die große Frage: Was passiert nun?“ Rentmeister rät daher grundsätzlich von überhasten Entschlüssen ab: „Eine solche Unterbringung will wohl überlegt sein.“

„In Wachtberg läuft das sehr gut“

Grundsätzlich gute Erfahrung mache er mit dem mittlerweile mit dem Verfahren, dass die Kommunen zur erste Anlaufstelle geworden sind - und die Registrierung und Zuweisung der Flüchtlinge übernehmen: „In Wachtberg läuft das sehr gut.“ Gemeindesprecher Margret Märtens bestätigt auf Anfrage, dass eine zentrale Registrierung und Steuerung über die Gemeinde der beste Weg sei, um die Geflüchteten beispielsweise mit passendem Wohnraum sowie Hilfsangeboten zu versorgen. Im Henseler Hof in Niederbachem habe man bereits ein Treff für Ukrainer, Gastfamilien und ehrenamtliche Unterstützer organisiert, der alle zwei Wochen Begegnungen ermöglichen solle. Derzeit seien 125 ukrainische Kriegsflüchtlinge registriert, die laut Märtens alle „privat untergebracht sind“. Weitere Informationen unter www. wachtberg.de.

Die Anregungen zu einem besseren „Matching“ auf der Anbieterseite hat Stefan Pohl von „Meckenheim hilft“ bereits aufgegriffen „Unsere Internetseite, die ja anfangs unter einem hohen Zeitdruck entstanden ist, wurde bereits dahingehend umgestaltet“, so Pohl: "Jetzt wird auch den Bedarf detaillierter abgefragt.“ So seien auf der Homepage beispielsweise Angaben zur Personenzahl, zur Dauer des Aufenthaltes und etwa zu Haustieren erbeten. Zudem gehört zur Vorbereitung, „dass wir bei den Anbietern anrufen und sich zudem ein Mitarbeiter von uns mit ihnen trifft zur Klärung weitere Fragen und Besonderheiten trifft.“ Auch geben es einen engen Kontakt zur Stadt Meckenheim: „Unsere Wohnraumangebote teilen wir der Verwaltung sofort mit.“

Genau das ist aus Sicht von Stadtsprecherin Marion Lübbehüsen auch der richtige Weg: „Wir fragen ebenfalls Daten im Vorfeld abn, etwa ob ´Kinder´ oder ´Haustiere erwünscht sind.“ Lübbehüsen betont, dass die privaten Wohnraumangebote weiterhin die zentrale Stütze bei der Unterbringung sein: „Alle 219 mit Stand 8. April in Meckenheim registrierten Flüchtlinge aus der Ukraine sind privat untergebracht.“ (Weitere Infos unter www.meckenheim.de).

Bei der Kommunikation hapert es

Ungeachtet aller Anstrengungen bliebt aus aus Sicht von Michael Rentmeister ein Problem ungelöst: „Wir können das Angebot sicherlich genauer auf deutscher Seite abfragen, wissen aber oft nur unzureichend, was die Flüchtlinge auf der ukrainischen Seite wollen und benötigen.“ Seine Tochter Helena Rentmeister, die bei der Betreuung der Flüchtlinge hilft, hat vor allem grundlegende Defizite bei der Kommunikation ausgemacht: „Eine Ukrainerin ist wutentbrannt aus einer privaten Unterkunft in Wachtberg ausgezogen, weil es ihr in der Wohnung zu kalt war.“ Dabei habe sie lediglich den Thermostat nicht bedienen können und darüber auch nicht mit der Hauseigentümerin gesprochen.

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