Hilfe auf dem Weg zur Selbstständigkeit Mutter-Kind-Haus in Merten unterstützt junge Frauen

Bornheim-Merten · Es gibt Situationen im Leben, da braucht man Hilfe. Das Mutter-Kind-Haus Aline in Merten unterstützt und begleitet schwangere Frauen und Mütter mit ihren Kindern auf dem Weg in ein selbständiges Leben. Zurzeit leben dort 17 Familien mit 23 Kindern.

 Juliane Basile und ihr Team unterstützen Schwangere und Mütter in Krisensituationen im Mutter-Kind-Haus Aline in Merten.

Juliane Basile und ihr Team unterstützen Schwangere und Mütter in Krisensituationen im Mutter-Kind-Haus Aline in Merten.

Foto: Matthias Kehrein

Zwei Zimmer hat das Appartement von Sarah im GFO Klostergarten in Merten. Den einen Raum nutzt sie als Wohn-, Ess- und Schlafzimmer, im anderen hat sie ein gemütliches Reich für Sohn Timo eingerichtet. Seit 15 Monaten lebt die 32-Jährige aus Wesseling gemeinsam mit ihrem 15 Monate alten Sohn im Mutter-Kind-Haus Aline in Merten. Beide fühlen sich dort ausgesprochen wohl – fast wie zu Hause.

Seit 2017 werden Mütter, Väter und auch gelegentlich Paare in den umgebauten Räumen des ehemaligen Mertener Krankenhauses bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützt. Minderjährige Mütter erhalten – je nach Wunsch – Gelegenheit, ihren Schulabschluss nachzuholen. Für die Betreuung der Kinder sorgen dann geschulte Mitarbeiter des Hauses.

Träger des Mutter-Kind-Hauses im GFO Klostergarten ist die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, die an ihrem Heimatstandort schon vor 23 Jahren ein Mutter-Kind-Haus Aline auf den Weg gebracht hat. „Es gab damals deutlich weniger solcher Einrichtungen, die Nachfrage indes danach war groß. Daher waren dort in den vergangenen Jahren auch immer wieder Familien aus dem Rhein-Sieg-Kreis untergebracht“, erklärt Juliane Basile, Standortleiterin im Bornheimer Ortsteil.

Seit 17 Jahren ist die Sozialpä­dagogin bei Aline tätig, vor dreieinhalb Jahren half sie beim Aufbau einer Dependance an der Klosterstraße. Immer wieder ist sie froh, wenn Vereine aus der Umgebung ihr Haus mit Spenden bedenken, denn Geld für die Anschaffung von Spielzeug oder Materialien für verschiedene Workshops wird dringend gebraucht. Und so ist die 46-Jährige dankbar, dass der Turn- und Gymnastikbund 1968 Uedorf das Aline-Haus bereits zum zweiten Mal mit einer Spende von 300 Euro unterstützt.

Jüngste Betreute ist 13 Jahre alt

Geld für einen guten Zweck sammelt der Uedorfer Verein um die Vorsitzenden Ruth Müller und Maria Orland jedes Jahr bei der Mitgliederversammlung und bei der Weihnachtsfeier. Eine Abordnung des ausschließlich aus Frauen bestehenden Clubs überbrachte den Spendenscheck und nutzte dabei die Gelegenheit, sich einen Überblick über die Arbeit im Klostergarten zu verschaffen.

Einzelpersonen oder Familien aus ganz Deutschland finden – wenn es auf Nachfrage der jeweiligen Jugendämter einen Platz gibt – Unterstützung in Merten. Sie kommen entweder in einem Appartement oder in einer Wohngruppe unter. 17 Familien und 23 Kinder zwischen null und acht Jahren werden zurzeit bei der Kindererziehung beraten, in der selbständigen Führung eines Haushaltes angeleitet oder formulieren ihre Lebensziele gemeinsam mit den Betreuern.

Dabei werden soziale Kompetenzen, eine emotional positive Mutter (oder Eltern)-Kind-Bindung und der Umgang mit Geld geübt. Bei Behördengängen oder bei der Versorgung der Kinder stehen Fachkräfte helfend zur Seite. „Zwei Jahre brauchen wir in der Regel, um eine Stabilisierung zu erreichen. Es gibt auch Familien, die eine kürzere Zeit hier sind, andere brechen ab, weil sie es nicht schaffen“, erklärt Basile.

Jüngste Betreute ist zurzeit eine 13-jährige Mutter, die in den nächsten Wochen auch vor Ort zur Schule gehen wird. „Ich finde es toll, dass die Franziskanerinnen als kirchliche Einrichtung die Betreuung minderjähriger und unverheirateter Frauen begleiten“, freute sich Orland.

Erfolgreiche Erfahrungen

Während die Bewohner eines Appartements ihren jeweiligen Alltag schon recht gut meistern, werden manche Handgriffe in der Wohngruppe erst noch eingeübt. „Hier sollen die Väter und Mütter Selbstständigkeit erlernen. Es wird zusammen gekocht und auch der Alltag gemeinsam gestaltet. Da gibt es manchmal Konflikte, die bewältigt und ausgehalten werden müssen“, so Basile.

Bei Sarah waren die Erfahrungen aus der Wohngruppe so erfolgreich, dass sie nun in einem Appartement wohnen kann. An den Wänden hängen positive Lebenssprüche und ein Foto ihres Sohns Timo und seinen beiden fünf und zehn Jahre alten Brüdern. Alle vier Wochen besuchen die älteren Kinder im Wechsel Mutter und Geschwisterchen.

Noch ein Jahr möchte die 32-Jährige in Merten bleiben. „Anschließend möchte ich einen Neuanfang starten. Ich würde gerne in der Altenhilfe arbeiten“, sagt sie. In der Zwischenzeit hilft sie einmal in der Woche in der Hauswirtschaft aus. „Das hilft gegen Langeweile und macht Spaß.“

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