Lange Debatte um Wohnungsbau Politik uneinig bei neuen Wohnungen in Sechtem

Bornheim. · Im Osten von Sechtem soll ein neues Wohngebiet entstehen. Nun diskutierte die Politik darüber, wie viele Einheiten denn nun entstehen sollen. Statt von 195 geplanten Wohnungen war nun plötzlich von 300 die Rede.

 Am südöstlichen Rand Sechtems soll ein Neubaugebiet entstehen.

Am südöstlichen Rand Sechtems soll ein Neubaugebiet entstehen.

Foto: Axel Vogel

Sechtem 21 – da war doch was? Ende 2012 wurde die Aufstellung des Bebauungsplans für das neue Wohngebiet im Osten der Ortschaft auf den Weg gebracht. Ziemlich genau sieben Jahre später lag er vergangene Woche in den Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses und des Rates zum Beschluss der Offenlage wieder auf dem Tisch. Zum Konzept der Stadt, die das Wohngebiet in eigener Regie entwickeln will, gehören nicht nur zwei neue Wohnquartiere mit gemischter Baustruktur, sondern auch ein großer Nahversorger und vor allem die neue Ortsumgehung L190n. Neu geordnet wird auch der Knotenpunkt Wendelinusplatz und Bahnhofstraße – dort ist ein Kreisverkehr geplant.

Richtige Freude wollte bei der Politik über das Fortschreiten der Entwicklung nicht aufkommen – was vor allem an einer Zahl lag, die markant von der abwich, die seinerzeit beschlossen worden war. Statt der ursprünglich festgelegten 195 Wohneinheiten war im Sachverhalt plötzlich von 300 geplanten Wohneinheiten die Rede. Christoph Johnecke vom Planungsbüro Haase und Beele aus Köln, der den B-Plan im Stadtentwicklungsausschuss vorstellte, sprach von 285 Wohneinheiten im „Worst Case“, also im schlechtesten Fall. Einig waren sich die Ratsfraktionen darin, dass rund 100 zusätzliche Einheiten nicht hinnehmbar seien. Nach ausführlicher Diskussion schraubten CDU und SPD die Zahl schließlich auf 200 Wohneinheiten herunter und setzten sich damit gegen UWG, FDP, Grüne, Linke und die ABB durch, die sich für 250 Wohneinheiten ausgesprochen hatten.

Geänderte Lärmschutzvorschriften hatten laut Andreas Erll, Leiter des Stadtplanungs- und Liegenschaftsamtes, dazu geführt, dass großzügiger geplant werden konnte. Die Vorschriften lassen eine höhere  Geschossigkeit der Mehrfamilienhäuser im Bereich zur Bahn und L 190n hin zu. Erll verwies auf die vom Rat grundsätzlich beschlossene Siedlungsdichte von 25 Wohneinheiten pro Hektar.  „So viele Baugebiete haben wir in Sechtem nicht mehr, deshalb sollten wir den Platz, der vorhanden ist, ausnutzen“, argumentierte Erll.

Lange Debatte um Wohnungsbau: Politik uneinig bei neuen Wohnungen in Sechtem
Foto: grafik

„Was lange währt, wird wohl leider nicht immer gut“, erklärte das Sechtemer Ratsmitglied der CDU, Theo Geuer, mit Blick auf die Beschlussvorlage der Verwaltung. Seine Fraktion lehnte eine höhere Anzahl an Wohneinheiten ab. „Stadtplanung muss verlässlich und für die Bürger nachvollziehbar sein“, sagte Geuer. „Nur so ist eine behutsame Entwicklung der Ortschaften zum Wohl aller möglich.“

Dazu gehöre eine umsichtige Einwohnerentwicklung in den Ort­schaften, die einerseits den neuen Bürgern eine gute Infrastruktur wie Kitas und Schulen verspreche und andererseits die bereits dort lebenden Bürger wirklich mitnehme.

Mit einem ausführlichen Wortbeitrag wandte sich auch Sechtems Ortsvorsteher und SPD-Ratsherr Rainer Züge gegen die Pläne der Verwaltung.  „Was uns hier heute vorgelegt wird, hat mit dem, was wir in den vergangenen zehn Jahren diskutiert haben, nichts mehr zu tun, außer, dass die betrachtete Fläche nahezu gleich ist.“

An die Stadt gerichtet fragte er: „Warum haben Sie denn die ganze Bürgerbeteiligung durchgeführt, wenn Sie sowieso nie vor hatten, einen Bebauungsplan an diesen Eckpunkten zu orientieren?“ Züge stellte klar, dass er einem Bebauungsplan mit den nun vorliegenden Eckdaten niemals zustimmen werde. „Se 21 ist ein Musterbeispiel dafür, wie man Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit verspielen kann“, schloss der SPD-Fraktionsvorsitzender Wilfried Hanft.

In puncto Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit setzten die kleineren Fraktionen anders an: „Die Bürger verlassen sich auch darauf, dass neuer Wohnraum geschaffen wird“, meinte Markus Hochgartz (Grüne).  Hans-Gerd Feldenkirchen (UWG) beantragte angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt 250 Wohneinheiten.

Paul Breuer (ABB) nannte das Verbleiben bei den ursprünglich festgelegten 195 Wohneinheiten in Zeiten der Wohnungsnot „unverantwortlich“.

Michael Lehmann (Linke) verwies auf den Bedarf, der sich in den vergangenen sieben Jahren massiv verstärkt habe. „Bei ursprünglichen Plänen zu bleiben, nur um sich als glaubwürdig darzustellen, ist albern.“ Der Vorschlag der Grünen, bei weniger Wohneinheiten auch die Fläche des Baugebietes um 25 Prozent zu reduzieren, fand keine Mehrheit.

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