Prozess vor Bonner Landgericht 44-Jähriger greift Ex-Chef mit Teppichmesser an

Alfter/Bonn · Am Donnerstag hat der Prozess gegen einen 44-Jährigen aus Alfter begonnen, der seinen ehemaligen Chef mit einem Cuttermesser schwer verletzt haben soll. Dieser hatte ihn bei einem Einbruch in der Firma auf frischer Tat ertappt.

 Vor dem Bonner Landgericht muss sich ein 44-Jähriger aus Alfter verantworten, der seinen Ex-Chef mit einem Cuttermesser angegriffen hatte.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich ein 44-Jähriger aus Alfter verantworten, der seinen Ex-Chef mit einem Cuttermesser angegriffen hatte.

Foto: dpa

Er habe niemals gedacht, dass er im Drogenrausch eine solche Katastrophe anrichten könne. „Zunächst habe ich mich regelrecht gegen die Fakten gewehrt“, ließ der Angeklagte sich von seiner Anwältin zitieren. Am Donnerstag startete vor der zehnten großen Strafkammer am Bonner Landgericht der zweite Anlauf im Prozess gegen einen 44-jährigen Mann aus Alfter, der seinen ehemaligen Chef mit einem Cuttermesser schwer verletzt haben soll, als dieser ihn bei einem Einbruch in der Firma auf frischer Tat ertappte.

Weil der Angeklagte in der Haft von Mitgefangenen schwer verletzt worden war, musste das gesamte Verfahren neu terminiert und der bereits im November abgehaltene erste Prozesstag wiederholt werden. Der schwer drogensüchtige Täter zeigte sich in der von seiner Anwältin verlesenen Erklärung gleichermaßen vergesslich wie geständig und reuig.

Am Vormittag des 13. März 2019, so wirft es die Staatsanwaltschaft dem Mann vor, sei er in die Büroräume seines früheren Arbeitgebers eingebrochen, um im ersten Stock einen Safe zu knacken. An dem arbeitsfreien Samstag hatte der Einbrecher wohl nicht damit gerechnet, seinen früheren Chef zu begegnen. Der hatte aber noch Unerledigtes aufzuarbeiten.

15 Stichwunden zugefügt

Was er denn hier tue, fragte der Vorgesetzte den Ertappten. Seinen ehemaligen Mitarbeiter hatte er an dessen Gestalt und Bewegung sofort erkannt, obwohl dieser mit einem Tuch vor dem Mund vermummt war. Der Einbrecher antwortete aber nicht, sondern zückte ohne zu zögern ein Cuttermesser und stach mit den Worten „Du hast mein Leben zerstört, ich werde dich töten“ auf den verblüfften Ex-Chef ein, heißt es in der Anklage.

Es entwickelte sich ein Gefecht, aus dem das Opfer insgesamt 15 bis zu sechs Zentimeter tiefe Stichwunden am gesamten Körper davontrug. Die Klinge des Teppichmessers brach bei der Aktion mehrfach ab. Dem Geschädigten soll es schließlich gelungen sein, dem Angreifer das Messer mit dem Fuß aus der Hand zu treten, worauf der sich mit einem Stock erneut bewaffnete und seinen früheren Vorgesetzten in dem Raum eingeschlossen habe. Im Untergeschoss schnappte er sich dann die Geldbörse seines Opfers und verschwand.

Einerseits habe er an die Geschehnisse auf dem Firmengelände keinerlei Erinnerungen, ließ der Angeklagte das Gericht wissen. Andererseits werde sich sein Chef die Vorfälle ja nicht ausgedacht haben und so müsse das Ganze wohl so ähnlich geschehen sein. Das täte ihm unendlich leid und er wolle sich gerne beim Ex-Chef entschuldigen. Er sei nicht in der Absicht, den Safe auszuräumen in die Firma eingebrochen. Vielmehr habe er überhaupt nicht gewusst, dass es dort einen Tresor gebe.

Der im polnischen Posen geborene Angeklagte hat eine lange Drogenkarriere hinter sich: Mit dem Rauchen begann er bereits im Alter von sechs Jahren, dann kam Klebstoff-Schnüffeln dazu, bevor er nach dem Umzug der Familie nach Leverkusen im Alter von 13 Jahren nacheinander Bekanntschaft mit Haschisch, Heroin und Kokain machte. Eine bei ihm rund einen Monat vor dem Einbruch entdeckte Menge von 5,86 Gramm Heroin und 1,59 Kokain, derentwegen sich der Mann ebenfalls verantworten muss, sei zum eigenen Konsum bestimmt gewesen.

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