Streit in Rheinbach Friedhofskonzept spaltet CDU-Fraktion

Rheinbach · Einige christdemokratischen Ratsmitglieder stimmen anders ab als abgesprochen. Somit kommt eine Mehrheit für die Vertagung zustande.

Um die Prioritäten bei der möglichen Neugestaltung des Friedhof Sankt Martin in Rheinbach gibt es Streit in der CDU-Fraktion.

Um die Prioritäten bei der möglichen Neugestaltung des Friedhof Sankt Martin in Rheinbach gibt es Streit in der CDU-Fraktion.

Foto: Matthias Kehrein

Die Gräben innerhalb der Rheinbacher CDU-Fraktion sind in der jüngsten Ratssitzung an einem Thema überraschend deutlich geworden: Bei der Frage eines Entwicklungskonzepts für den Friedhof Sankt Martin stimmten die Christdemokraten im Stadtrat nicht einheitlich ab. Ein Novum für die CDU – trotz der seit zwei Jahren bestehenden Differenzen innerhalb der Fraktion. Eine Mehrheit von SPD, UWG, Grünen und Teilen der CDU votierte dafür, die Frage der Konzepterstellung zurück in die Fraktionen zu verweisen.

 Ursprünglich hatten CDU und FDP befürwortet, rasch eine Arbeitsgruppe zu gründen. „Statt einer Rückverweisung und somit monatelangen Verzögerungen sollten innerhalb der nächsten 14 Tage zusammen mit der Verwaltung und je zwei Vertretern aller Fraktionen die genaue Auftragsgrundlage und Zielvorgaben für die Vergabe an einen Experten aufgestellt werden“, sagte CDU-Fraktionschefin Silke Josten-Schneider.

Josten-Schneider nennt Abstimmungsverhalten ärgerlich

Unverständlich sei das Abstimmungsverhalten einzelner CDU-Mitglieder aus ihrer Sicht deshalb, weil genau dieses Vorgehen in der Fraktionssitzung besprochen worden war. „Dieses unterschiedliche Abstimmungsverhalten ist äußerst ärgerlich, da trotz aller Unstimmigkeiten in der CDU immer Konsens bestand, zum Wohle der Stadt und der Bevölkerung zu agieren, so wie auch zuvor beschlossen“, erklärte Josten-Schneider.

Bernd Beißel (CDU) sprach sich im Rat wie zuvor auch Martina Koch (SPD) für die Beratung in den Fraktionen aus. „Wenn wir über bezahlbaren Wohnraum sprechen, müssen wir auch über bezahlbare Bestattungen sprechen“, sagte Beißel.

Zunächst müssten Fragen wie steigende Gebühren für Bestattungen und Grabstätten beantwortet werden, bevor Geld für gestalterische Elemente ausgegeben werde – und dies nur für einen der neun städtischen Friedhöfe. Für das Konzept sind laut Verwaltung 20.000 Euro taxiert.

FDP hält Veränderung der Wegeführung für problematisch

Eine mögliche Veränderung der Wegeführung auf dem Friedhof hält Lorenz Euskirchen (FDP) für „problematisch“. Er verwies darauf, dass der Friedhof ein „historisch und kulturell bedeutsamer Ort für Rheinbach ist“.

Auf dem Friedhof stand die im Jahr 943 erstmals erwähnte Sankt Martin-Kirche. Der Holzbau stammt vermutlich aus dem siebten oder achten Jahrhundert. Etwa im 12. Jahrhundert wurde dort eine Steinkirche errichtet, die aber nach einem Blitzschlag am 16. Februar 1798 abbrannte und nicht mehr aufgebaut wurde.

An Stelle der damals außerhalb der Stadtmauern gelegenen alten Kirche wurde die in der Innenstadt gelegene Filialkirche Sankt Martin zur Pfarrkirche bestimmt. Außerdem, so Euskirchen, befänden sich auf dem Kirchhof viele Gräber der Ehrenbürger und weiterer Persönlichkeiten der Stadt sowie ein Sammlung von Grabsteinen aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Darum sei es wichtig, dem Gutachter zuvor Vorgaben für das Konzept an die Hand zu geben. Dietmar Danz (SPD) sprach sich für die Debatte in den Fraktionen aus: „Wir können doch nicht nonchalance 20.000 Euro ausgeben, wenn wir nicht wissen wofür.“

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