Augenarztmangel in Rheinbach Keine augenärztliche Versorgung für Kassenpatienten in Rheinbach
Rheinbach · Rheinbacher Politiker sorgen sich um die augenärztliche Betreuung von Kassenpatienten in Rheinbach. Die Kassenärztliche Vereinigung und Augenärzte sehen nicht so schwarz.
In Rheinbach gibt es keinen Augenarzt mehr, der Kassenpatienten behandelt. Der letzte Augenarzt mit Kassenzulassung hat diese Ende 2022 abgegeben. Die SPD und die CDU in Rheinbach sehen diesen Umstand mit großer Sorge.
Der GA hat bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) nachgefragt. Deren Sprecher Christopher Schneider teilt die Sorge nicht und erklärt, wie die Verteilung von Fachärzten wie den Augenärzten geregelt ist: Auf Basis der gesetzlichen Bedarfsplanung werde die Anzahl von Fachärzten für Kassenpatienten bestimmt. Daraus gehe hervor, dass eine bestimmte Anzahl an Fachärzten pro Kreis vorhanden sein müsse, nicht pro Kommune. Diese Bedarfsplanung sieht vor, dass im Rhein-Sieg-Kreis 31 Augenärzte mit einer Kassenzulassung benötigt werden. Diese Zahl ergibt sich aus der Bevölkerungszahl im Kreis. Nach diesem Schlüssel ist also rein rechnerisch im Schnitt ein Augenarzt für knapp 20.000 Einwohner zuständig. „Derzeit gibt es 31 Augenärzte mit einer Kassenzulassung im Rhein-Sieg-Kreis, was eine 100-prozentige Versorgung bedeutet“, sagt Schneider. Eine Unterversorgung sei erst bei 50 Prozent gegeben, sagt Schneider. Eine Vorschrift, in welcher Stadt im Kreis sich die Augenärzte niederlassen müssen, gebe es nicht.
Theorie und Praxis
Schneider erklärt außerdem, dass der Gesetzgeber eine 30-minütige Anfahrtszeit mit Auto, Bus oder Bahn zu einem Facharzt zur Grundversorgung als zumutbar festgelegt habe. In der Theorie scheint die Regelung sinnvoll, in der Praxis sieht es anders aus: In einer Rheinbacher Facebook-Gruppe reagierten die Mitglieder mit Kritik. Da ist die Rede von weiten Anfahrtswegen, die gerade für ältere Menschen mit Augenkrankheiten sehr anstrengend seien.
Manche sprachen auch davon, eigens nach Bonn fahren zu müssen. Wie Katja Derksen und ihre Kinder aus Rheinbach. „Wir müssen immer eine Stunde vor dem Arzttermin losfahren – die Parkplatzsuche ist furchtbar“, so Derksen. Dazu kämen die Parkgebühren von bis zu zehn Euro. „Als alleinerziehende Mutter ist das schwierig, sowohl vom Aufwand als auch von den Kosten“, sagt sie. Auch deshalb wünschen sich viele Rheinbacher einen Augenarzt für Kassenpatienten in ihrer Stadt.
SPD und CDU schlagen Alarm
Diesen Wunsch hat die SPD aufgenommen. „Für Kassenpatienten sollte es in einer Stadt mit 27.000 Einwohnern die Möglichkeit geben, sich vor Ort von einem Augenarzt behandeln zu lassen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Martina Koch. Sie schreibt in einer Pressemitteilung ebenfalls von der Schwierigkeit, mit einem Augenproblem weite Strecken zum Augenarzt zurücklegen zu müssen. Laut Koch kommen gerade auf Kassenpatienten finanzielle und zeitliche Probleme zu.
Auch die CDU befürchtet eine medizinische Unterversorgung in Rheinbach, bezogen auf Hausärzte und Fachärzte. Sie hat deshalb das Kompetenzteam „Medizinische Versorgung Rheinbach" gegründet. Dieses Team arbeitet an einem Konzept für Sofortmaßnahmen.
Augenärzte verstehen das Problem nicht
Der von Rheinbach aus nächste Augenarzt für Kassenpatienten ist Francesco Clabacchi in Meckenheim. Seine Praxis befindet sich sechs Kilometer entfernt von der Rheinbacher Innenstadt. Clabacchi versteht die Aufregung nicht. Seit Januar gebe es zwar mehr Patienten aus Rheinbach, aber er nehme weiterhin Kassenpatienten auf. Nach seiner Einschätzung ist der Bedarf an Augenärzten im Rhein-Sieg-Kreis gut gedeckt.
Der Rheinbacher Augenarzt, der mit der Abgabe seiner Kassenzulassung für Unruhe gesorgt hat, ist Joachim Haase. Er staunt ebenfalls über die geäußerte Kritik. Er habe aus persönlichen Gründen beschlossen, keine gesetzlich versicherten Patienten mehr zu behandeln. Seine ehemaligen Patienten hätten zwar mit Bedauern, aber auch mit Verständnis auf seine Entscheidung reagiert. „Wir sind sehr dankbar für die Treue, die uns die Patienten über die Jahre entgegengebracht haben“, so Haase.
Gute Neuigkeiten für Kassenpatienten
Der Augenarzt hat auch erfreuliche Nachrichten: Er habe seine Kassenzulassung zwar abgegeben, aber es gebe bereits einen Nachfolger. Dies ist ein normaler Vorgang, der üblicherweise keine öffentliche Beachtung finde, sagt Haase. Welcher Augenarzt seine Kassenzulassung erhält und damit Kassenpatienten behandeln darf, könne er noch nicht sagen. „Wir warten nur noch auf die Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung, die aller Voraussicht nach im März erfolgen wird“, sagt Haase.
Ob die Augenarztpraxis in Rheinbach sein wird, ist allerdings noch unklar. Denn der Nachfolger darf mit der Zulassung im ganzen Rhein-Sieg-Kreis arbeiten und ist damit nicht verpflichtet, seine Praxis in Rheinbach zu betreiben.