Zu Besuch in der belgischen Partnerstadt 100 Rheinbacher beim Canteclaer-Umzug in Deinze

RHEINBACH/DEINZE · Rheinbach und das belgische Deinze sind seit 1981 Partnerstädte. Ein besonderes Highlight des Austausches ist der Besuch des überregional renommierten „Canteclaer“-Umzugs, der nur alle fünf Jahre stattfindet.

 Die Stelzenläufer sind die Attraktion beim Canteclaer-Umzug in der Rheinbacher Partnerstadt Deinze.

Die Stelzenläufer sind die Attraktion beim Canteclaer-Umzug in der Rheinbacher Partnerstadt Deinze.

Foto: Saxler-Schmidt

Viele enge Freundschaften verbinden Bürger aus Rheinbach und der belgischen Stadt Deinze in Ostflandern bei Gent seit Jahrzehnten. Aus ersten persönlichen Kontakten zwischen zwei „Betonfabrikanten“, dem ehemaligen Deinzer Bürgermeister Ernest van de Wiele und dem Wormersdorfer Peter Krupp, wurde 1981 eine offizielle europäische Städtepartnerschaft.

Ein besonderer Höhepunkt des Austausches ist der Besuch des „Canteclaer“-Umzugs. Mehr als 100 Rheinbacher haben sich dieses herausragende Ereignis am Sonntag nicht entgehen lassen, bei dem nicht weniger als 1200 Zug-Teilnehmer an mehr als 25 000 Zuschauern vorbei paradierten.

Jury sucht Bewerber aus

Begrüßt wurden die Rheinbacher im direkt am Ufer der Leie gelegenen neuen Rathaus der Stadt Deinze, das erst im vergangen Jahr eingeweiht wurde, von den offiziellen Repräsentanten Prinzessin und Prinz Canteclaer 2017, Tamara Peeters (24) und Amaury Wullaert (26). Die jungen Leute waren in einer öffentlichen Veranstaltung von einer Jury aus einer Reihe von Bewerbern ausgewählt worden, um Deinze in den nächsten fünf Jahren zu repräsentieren.

Uwe Janzen, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins auf Rheinbacher Seite, hatte drei Wochen geübt, wie er sagte, um seine Ansprache auch auf Niederländisch zu halten. Dass mehr als 100 Rheinbacher gekommen seien, zeige das große Interesse an der Partnerschaft und deren Lebendigkeit, so Janzen. Er wies auf den Austausch zwischen Chören und Orchestern, Jugendparlamenten und Feuerwehr hin.

Bürgermeister Jan Vermeulen sprach mit Sophie De Baare vom Partnerschaftsverein Werkgroep Rheinbach gleich eine Einladung zu einem besonderen Großereignis aus: Im Jahr 2021 findet in Deinze das Europäische Schützentreffen statt, zu dem rund 30 000 Schützen aus ganz Europa erwartet werden. „Es wäre uns eine Ehre, wenn daran auch die Rheinbacher Schützenvereine teilnehmen“, sagten sie.

Kamelle im Mai

Den Canteclaer-Umzug konnten die Gäste aus Rheinbach wieder auf der überdachten Ehrentribüne bewundern. Im ersten Teil, der Handel, Gewerbe und Vereinen gewidmet ist, paradierte alles, was in und um Deinze an Gewerbe angesiedelt ist. Dass es dabei auch „Kamelle“ in vielen Variationen von Bonbons bis Kugelschreibern regnete, ließ beim Narrencorps Blau-Gold, das Rheinbach im Festzug repräsentierte, heimatliche Gefühle aufkommen. Dass sie dann auch stimmgewaltig ein dreimaliges Alaaf ausriefen, geschah zu Ehren ihres neuen Ordensträgers: Bürgermeister Jan Vermeulen erhielt vor der Ehrentribüne mitten im Zug den Jubiläumsorden zum 50-jährigen NCR-Jubiläum.

Der zweite Teil mit dem eigentlichen „Canteclaer“-Umzug, benannt nach einem Hahn, ist dem Federvieh gewidmet. Für den Federvieh- und Eiermarkt hat Deinze europaweite Bedeutung: Die Preise, die dort jeden Mittwoch für Geflügel und Eier ermittelt werden, sind wichtige Daten für die Europäische Union (EU). Henne, Hahn und Ei stehen deshalb für ein bedeutendes Wirtschaftselement der Stadt und werden beim „Canteclaer-Umzug“ gewürdigt.

Riesen gingen durch die Straßen

In 47 Themengruppen zeigten die Teilnehmer in diesem Jahr einen Querschnitt durch die Geschichte und das Leben in der Stadt Deinze. Dabei waren Normannen mit ihrem Wikingerboot ebenso wie der junge Ritter Poppo van Deinze, der mit Kamelen ins Heilige Land zog, Stelzenläufer, Gaukler, Fahnenschwenker, historische Feuerwehrspritze und Fahrräder.

Von einer Gruppe, die Landwirtschaft und Gemüseanbau repräsentierte, gab es statt Kamelle Fisch, Gemüse, Erdbeeren und Eier. Ihnen applaudierten die Zuschauer ebenso wie den „Deinzer Riesen“, meterhohen schweren Figuren, die im Wechsel von verschiedenen Personen durch die Straßen bewegt werden, und den sehr aufwendigen „Praalwagen“ (Prunkwagen). Am Schluss des Zuges winkten Prinz und Prinzessin Canteclaer, Tamara Peeters und Amaury Wullaert.

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