Katholiken in Rheinbach 200 Unterschriften für die Patres

RHEINBACH · Mit der Abberufung der Patres Damian Hungs, Clemens Maria Pieper und Dieter Lieblein wollen sich der Vorstand des Pfarrgemeinderates Sankt Martin und zahlreiche Gemeindemitglieder nicht abfinden.

Eine Gruppe um Karin Ganser-Hillgruber hat eine Unterschriftensammlung initiiert. Die Unterzeichner - nach Auskunft von Ganser-Hillgruber bisher mehr als 200 - bitten den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, seine Entscheidung zu überdenken.

In dem Brief an den Kardinal heißt es: "Mit großem Bedauern haben wir erfahren, dass die drei Geistlichen die Rheinbacher Gemeinde verlassen sollen. Wir dürfen Ihnen versichern, dass wir den Geistlichen für ihren Dienst sehr dankbar sind und sie in weiten Teilen der Gemeinde ein hohes Ansehen und große Wertschätzung genießen. Wir beanstanden das Verfahren und den respektlosen Stil dieser Maßnahme, die einseitig die Verantwortung für Spannungen in der Gemeinde den Seelsorgern zuweist und damit dem Konflikt und seinen Ursachen nicht gerecht wird."

Der mit der Angelegenheit befasste Sprecher des Erzbistums, Michael Kasiske, sagte dem GA dazu gestern auf Anfrage, die Entscheidung sei "endgültig", man sehe keinen Gesprächsbedarf mehr. In dem nunmehr ein Jahr andauernden Konflikt seien "alle Seiten angehört und dann abgewogen entschieden" worden. Er könne sich nur wiederholen: In den Gesprächen habe sich gezeigt, wie tief die Gräben in Rheinbach seien. Auf Inhalte der Gespräche wollte Kasiske nicht eingehen. Für Mitte November sei die Verabschiedung der Patres aus Rheinbach vorgesehen. Kasiske appelliert: "Wir bitten alle Gemeindemitglieder dringend, die Entscheidung zu akzeptieren und nun gemeinsam an dem Pastoralkonzept für Rheinbach unter der Leitung von Pfarrverweser Hermann Josef Zeyen zu arbeiten."

Im Namen des Vorstands des Pfarrgemeinderats sagen Rainer Perschel und Adrian Grüter, die Aussage Kasiskes, alle Konfliktparteien seien gehört worden, sei hinsichtlich der abschließenden Entscheidung "unzutreffend". Am Gespräch im Generalvikariat am 1. August hätten die Patres Hungs und Pieper sowie Teile des Vorstandes des Pfarrgemeinderates teilgenommen. Der Vorstand sei der Auffassung gewesen, dass ein Punkt erreicht sei, bei dem das bisher auf Bitten des Generalvikariats eingehaltene Stillschweigen wegen der Presseberichterstattung nicht fortgesetzt werden könne. Das Erzbistum habe jedoch gebeten, weiter zu schweigen, was die Patres und der Pfarrgemeinderat und die die Patres unterstützenden Gemeindemitglieder und Ehrenamtlichen auch getan hätten. Perschel und Grüter erwähnen weiter ein Gespräch im Generalvikariat vom 17. September. Daran nahmen die Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates teil, zuvor der Kirchenvorstand und danach eine Abordnung der Beschwerdeführer.

Die Vorstandsmitglieder des Pfarrgemeinderates hätten erste Schritte auf dem Weg zu einer Verständigung geschildert und sich für eine Fortsetzung der Konfliktgespräche ausgesprochen. Aufbauend auf dem Pastoralkonzept solle die Konzeptionierung der Kinder- und Jugendarbeit sowie die Messdienertätigkeit wieder aufgenommen werden.

Perschel und Grüter sagten damals, sie seien optimistisch, dass "eine neue Annäherung zwischen Patres, Gemeinde und Konfliktpartei" Stück für Stück erfolgen könne. Mediator Pfarrer Stephan Weißkopf habe angekündigt, mit allen Parteien noch einmal zu sprechen und dann eine Entscheidung zu fällen. Perschel: "Es wurde kein Wort darüber verloren, dass angedacht sei, dass die Patres Rheinbach verlassen sollen. Weitere Gespräche haben nicht stattgefunden."

Der Vorstand des Pfarrgemeinderates stellt fest, "dass weder die Patres noch der Pfarrgemeinderat zu der Entscheidung angehört worden sind. Zudem ist keiner der die Patres unterstützenden Gemeindemitglieder und Ehrenamtlichen, die sich an das Erzbistum gewandt haben, gehört worden."

Vor jeder Kündigung eines Arbeitnehmers müsse der Betriebsrat angehört werden, so Perschel. "Die Einhaltung solcher Minimalstandards eines fairen Verfahrens sollte auch für die Kirche selbstverständlich sein."

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