18. Spektakel in Wormersdorf 250 Hunnen folgten dem Ruf von König Attila

RHEINBACH-WORMERSDORF · Reich verzierte Schwerter, goldene Kelche, Ketten, Ringe und jede Menge Pelz - die "Raubzüge" der zwölf Hunnenstämme, die am Wochenende ihr Lager am Fuße der Tomburg in Wormersdorf aufschlugen, müssen auch in der heutigen Zeit noch ausgesprochen erfolgreich sein.

"Unsere ?Schätze' erbeuten wir vorwiegend auf Flohmärkten", erklärte Günther Hillenbrand von der Hunnenhorde Bonner Löwen, die bereits zum dritten Mal am Lager der Tomburger Hunnenhorde teilnahm.

Rund 250 gewandete Hunnen begrüßte König Attila alias Bernie Leesemann auf dem Zeltplatz zwischen Rheinbach und Wormersdorf. Wie es die Tradition verlangt, saß der 71-jährige Herrscher auch bei der 18. Auflage des Spektakels auf dem selbst geschnitzten Thron an der langen Tafel und nahm seine Gäste freundlich in Empfang.

Niemand betrat das Lager, ohne Attila ein Gastgeschenk zu überreichen und den Begrüßungstrunk zu schlucken. Über Funkmikrofon - ein kleines Zugeständnis an die Moderne - war der König stets bestens über die Neuankömmlinge informiert, die Mirco Schmidt gemäßigten Schrittes am großen Feuer vorbei zum Gastgeber führte.

Den Anfang machte "Highlander" Duncen McKeyl (Markus Metz) aus Köln-Dünnwald, der mit Frau und Sohn zu Dudelsackmelodien ins Lager einmarschierte. Routiniert begrüßte er das Oberhaupt der Tomburger Hunnen und überreichte ihm die Nationalblume Schottlands, die Distel, als Gastgeschenk.

Als Dank erhielt er von Attila den Begrüßungstrunk. Den Auftrag "Leert den Krug in einem Zug" erfüllte der Schotte ohne Probleme. "Ich komme immer wieder gerne zum Lager der Tomburger Hunnen", sagte Metz. "Zwar ist es vergleichsweise klein, doch das macht gerade seinen Reiz aus. Die familiäre Atmosphäre ist sehr schön."

Auch König Thangun und seine Königin Thalestris aus Euskirchen traten nicht mit leeren Händen vor den Tomburger Herrscher: Sie brachten König Attila und seinen sieben Untertanen einen ?Zaubertrank' dar. Viele Ortsvereine nutzten ebenfalls die Gelegenheit, den wilden Hunnen ihre Aufwartung zu machen - und ließen sich von den drohend gefletschten Zähnen und den scharfen Krallen des Bärenfells auf Attilas Thron nicht im Geringsten einschüchtern.

Während Attila aufgrund der hohen Temperaturen auf seine pelzbesetzte Kopfbedeckung verzichtete, hüllten sich viele Gleichgesinnte tapfer in Fell und Leder. "Die Gewänder machen wir selbst aus Fell- und Lederresten. Dabei helfen wir uns gegenseitig", erklärt Bernie Leesemann.

"Das Schöne ist, dass man sein Gewand immer wieder erweitern oder verändern kann." Für ihren Auftritt vor den Hunnenhorden hatten sich auch die Bauchtänzerinnen vom Stamm Sarafi in Schale geworfen. Mit ihren Fantasieoutfits brachten sie den Orient nach Wormersdorf. Wer wissen wollte, wie es um seine Zukunft bestellt ist, konnte Wahrsagerin Doyah-Luna in ihrer Jurte besuchen und dort auch allerlei Kunsthandwerk bestaunen.

Außerdem hatten die Hunnen die Möglichkeit, sich im Bogenschießen zu messen: Jeweils drei Mann aus jeder Horde stellten mit insgesamt 60 Schüssen ihre Geschicklichkeit unter Beweis. Die besten wurden mit einem Fässchen "Gerstensaft" belohnt.

Doppelt im Rampenlicht - oder besser gesagt: im Lagerfeuerlicht - stand Mirco Schmidt, der sich nicht nur als Feuerspucker versuchte, sondern nach eineinhalb Jahren Mitgliedschaft im Verein in einer feierlichen Zeremonie einen offiziellen "Hunnennamen" bekam und von nun an als "Bleda" durchs Lager schreitet.

"Man muss sich im Verein verdient gemacht haben, bevor man bei Attila den Antrag stellen kann, einen Namen zu bekommen", erklärt Schmidt.

Der König selbst nutzte die Gelegenheit, während des Lagers den Bund der Ehe einzugehen: Am Samstagabend "heiratete" er im Lagerfeuerschein seine "Attilöse" Monika von Sturm. Als Trauzeugin fungierte pikanterweise Leesemanns "echte" Ehefrau Hanni. Wenn der hunnische Haussegen da mal nicht schief hängt...

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