Podiumsdiskussion am St. Joseph-Gymnasium 250 Rheinbacher Schüler testeten Bundestagskandidaten

Rheinbach · Röttgen, Stoppenbrink & Co.: Sechs Politiker haben sich vor der Bundestagswahl in der Rheinbacher Sporthalle den Fragen der kommenden Generation gestellt. Großen Diskussionsbedarf hatten die Schüler vor allem bei der Umwelt- und der Außenpolitik.

 Die Oberstufenschüler des Rheinbacher St- Joseph-Gymnasiums fragen die Podiumsgäste über ihre politischen Ziele aus.

Die Oberstufenschüler des Rheinbacher St- Joseph-Gymnasiums fragen die Podiumsgäste über ihre politischen Ziele aus.

Foto: Axel Vogel

Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl haben 250 Schüler jetzt den Direktkandidaten des Rhein-Sieg-Kreises (Wahlkreis 98) in der vollen Sporthalle des Rheinbacher St. Joseph-Gymnasiums auf den Zahn gefühlt. CDU-Politiker Norbert Röttgen tauschte sich mit Katja Stoppenbrink (SPD), Nicole Westig (FDP), Grünen-Kandidat Richard Ralfs sowie Andreas Danne (Die Linke) und Heinz Schäfer (AfD) in Vertretung für Roger Beckamp auf dem Podium aus. Alle antworteten auf Schüler-Fragen, die die gymnasialen Oberstufen Q1 und Q2 während einiger Schwerpunktseminare zum Thema Bundestagswahl auserkoren haben. Großen Diskussionsbedarf gab es zur Umwelt- und Außenpolitik.

Mobilität/Umweltpolitik: Für Linken-Politiker Danne hängt die Wende in der Verkehrspolitik unmittelbar mit der Abkehr vom Individualverkehr zusammen. Heißt: „Wir brauchen weniger Verkehr in den Innenstädten. Ländliche Bereiche müssen besser angebunden werden.“ Alternative Antriebe sind im Kommen. Dass der Mobilitätssektor im Wandel ist, stritt keiner der Protagonisten ab.

Grüne und Linke machten sich zudem für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur stark. „Auch in der Umweltpolitik ist es bereits 5 nach 12“, sagte Danne. Den Ball nahm Grünen-Politiker Rolfs dankbar auf. „Das ist seit 40 Jahren unser Schwerpunktthema“, sagte er. „Ich freue mich auch immer über Leute in der GroKo, die sich der grünen Sache anschließen. Fakt ist: Wenn das Leute sagen, die 16 Jahre lang auf der Bremse standen, ist das nicht glaubwürdig.“

CDU-Politiker Röttgen plädierte dafür, eine zügige Trendwende einzuleiten. „Wir müssen zeigen, wie das in einem Industrieland wie Deutschland bestmöglich gelingen kann.“ Hinsichtlich der wissenschaftlich belegten Zunahme von Extremwetterereignissen machte der Unions-Politiker deutlich, dass Anpassungen – etwa im städtebaulichen oder präventiven Bereich – dabei unumgänglich sein werden.

Die Schüler hakten vor allem beim Thema Klima nach. „Wie sollen Kurzstreckenflüge überflüssig werden, wenn in den überholten Kohle-Sektor mehr Geld gesteckt wird als es beispielsweise Subventionen für die Bahn gibt?“, wollte die 17-jährige Lea Schwartz wissen. Auch für seinen Geschmack habe das Umdenken in dieser Hinsicht zu spät begonnen, antwortete Röttgen. „Aber es findet statt.“ Zudem werde massiv in den Streckenausbau und in Kapazitäten der Bahn investiert.

EU und Außenpolitik: Im Mittelpunkt des Interesses standen China, europäische Streitkräfte und die heikle Afghanistan-Mission. Deren Sinnhaftigkeit verwies AfD-Vertreter Schäfer sogleich ins Reich der Fabeln. „Niemand in Afghanistan wollte überhaupt westliche Hilfe“, führte er aus.

Das wollte Christdemokrat Röttgen, unter anderem amtierender Leiter des Auswärtigen Ausschusses, keinesfalls unkommentiert stehen lassen. „Mädchen und Frauen jubeln bestimmt nicht, dass die Taliban nun an der macht sind.“ Seine Botschaft: „Wir müssen aus dem Afghanistan-Desaster lernen.“ Dazu gelte es, die EU „nach außen handlungsfähiger“ zu machen.

In dieselbe Kerbe schlug auch Grünen-Politiker Ralfs: „Wir müssen Blockaden untereinander auflösen. Einzelne Staaten sind zu schwach, um allein die großen Herausforderungen zu meistern.“ Auch SPD-Direktkandidatin Stoppenbrink schaltete sich ein, argumentierte für ein vielfältiges Europa und die Vorteile europaweiter Bildungspolitik. Sie appellierte an das junge Publikum vor ihr: „Macht den Bachelor in Deutschland, dann den Master in Italien oder Dänemark. Nutzt Europas Chancen.“

Gesundheitspolitik: Auch die Corona-Pandemie und die Situation der Pflegekräfte wurden thematisiert. Eine generelle Impfpflicht stieß allseits auf Ablehnung. Dass die Maskenpflicht speziell im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkauf notwendig sei, stellten zumindest die meisten heraus. FDP-Politikerin Westig lag auf der Hand. „Es nützt uns aber alles nichts, wenn wir die Impfkampagne nicht weiter anschieben.“

Die Schüler wollten sich selbst nach der absolvierten Kandidatenrunde mehrheitlich noch nicht in die Karten schauen lassen und einen Favoriten benennen. Aufschluss werden allerdings die kommenden Tage bringen. Denn noch bevor am 26. September der Bundestag gewählt wird, beteiligt sich die Schule an einer Jugendwahl.

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