Jobcenter zieht von Meckenheim nach Rheinbach 400 Meter Akten gehen auf Reisen

Rheinbach/Meckenheim · Wuselig geht es zurzeit im Jobcenter zu. Die 35 Mitarbeiter ziehen mit Sack und Pack und 400 Metern Akten von 2100 Bedarfsgemeinschaften von Meckenheim an den Rheinbacher Römerkanal.

 Jede Menge Akten müssten die Teamleiter Christian Bach (v. l.) und Alexander Hartig-Pfahl im neuen Jobcenter einräumen. FOTOS: AXEL VOGEL

Jede Menge Akten müssten die Teamleiter Christian Bach (v. l.) und Alexander Hartig-Pfahl im neuen Jobcenter einräumen. FOTOS: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Große blaue Wannen, immer wieder große blaue Wannen schleppen die Umzugsunternehmer ins Gebäude. Kein Geschirr und keine Gläser sind in den stabilen Behältnissen zu finden, sondern Akten – meterweise Akten. Wenn ein Jobcenter umzieht, gehen neben mehreren Hundert Umzugskisten mit Büromaterial – und mitunter auch Persönlichem der 35 Mitarbeiter – besonders viele Akten auf Reisen. Seit Mittwoch vergangener Woche befüllen die Arbeitsvermittler ihre Umzugskisten am Neuen Markt, um sie im neuen Bürogebäude am Rheinbacher Römerkanal wieder auszuräumen. Seit Montag, 14 Uhr, empfangen die Mitarbeiter des Jobcenters ihre Kunden aus Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg in der neuen Rheinbacher Liegenschaft – auch, wenn noch nicht der letzte Karton ausgepackt ist.

Den wuseligen Begleitumständen eines Umzugs zum Trotz sind in den 35 Büros fast ausschließlich fröhlich gestimmte Menschen zu sehen. Allein 400 Meter Akten müssen an die richtige Stelle, um 2100 Familien, sogenannte Bedarfsgemeinschaften, aus Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg zu unterstützen.

Die einsame, sorgsam verpackte Büropalme ist auf dem Flur nur kurz geparkt: Ein Schildchen sagt gut erkennbar, dass die fast zwei Meter große Grünpflanze nur ein paar Räume weiter am Ziel ist. Den Überblick über das Getümmel aus Kisten, Wannen, Tischen, Bürostühlen, Mitarbeitern, Umzugshelfern und Handwerkern bewahren Alexander Hartig-Pfahl und Christian Bach, Teamleiter der Rheinbacher Dependance des Jobcenters Rhein-Sieg.

„Das Gebäude mit seiner offenen, freundlichen Struktur spricht aus: Es ist nicht schlimm, ins Jobcenter zu kommen“, sagt Alexander Hartig-Pfahl. „In erster Linie ist es ein Gebäude für die Kunden“, findet Bach. Schon von der ersten Skizze des Hauses mit zweieinhalb Stockwerken hat Architekt Stefan Knortz aus Meckenheim die Funktionalität des Gebäudes in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhaltepunkts Rheinbach Römerkanal im Blick. Wenn sich die Glasschiebetüren des Jobcenters öffnet, empfängt ein freundlich gestimmtes Foyer den Besucher. „Hier checken sie ein und bekommen die Auskunft, in welches Büro sie müssen“, weiß Hartig-Pfahl. In dem Foyer stehen Computer bereit, in denen sich jeder über Arbeitsmöglichkeiten informieren kann. „Unser Jobcenter hat eine hohe Kundenzufriedenheit – sogar im Landesvergleich. Das neue Haus hilft uns dabei, dass wir noch besser werden“, sagt er.

Denn: Oft sind die, die kommen, alleine wegen ihrer momentanen Lebenssituation alles andere als gut gestimmt. „Wir wollen sensibel sein und helfen. Unsere Mitarbeiter hängen sich immer rein, damit es den Kunden an nichts fehlt“, sagt Bach. „Die Atmosphäre ist wichtig, um bei Krankheit, Schulden oder Arbeitslosigkeit das Problem lösen zu können.“

Dass in dem Neubau nicht nur das Klima zwischen den 35 Mitarbeitern und den 2100 Bedarfsgemeinschaften stimmt, sondern auch das Raumklima, dafür sorgt die „intelligente Haustechnik“, wie Bach und Hartig-Pfahl beim Rundgang berichten. „Das Haus weiß, wann es die Fenster öffnen muss“, so Hartig-Pfahl. Heißt: An heißen Sommertagen etwa lassen die Fenster selbstständig am Morgen die Kühle der Nacht ins Jobcenter. Vier Außenfühler und vier Innenfühler regeln das Klima.

Noch ein Clou: Als Investor für den Neubau fungiert die katholische Kirchengemeinde Sankt Martin aus Rheinbach. Sie investiert rund zwei Millionen Euro in das Haus, welches sie nun an das Jobcenter vermietet. Nachdem ein Glasunternehmer seinen Firmensitz auf dem Kirchengrundstück aufgab, um nach einem neuen Standort Ausschau zu halten, suchte der Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit für das Areal im sogenannten Gewerbemischgebiet – und fand das Arbeitsamt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort