Rheinbach sucht Ersatzwohnungen 60 winterfeste Quartiere für Flut-Opfer gesucht

Rheinbach · Die Stadt Rheinbach will Betroffenen temporär Ersatzwohnungen beschaffen. Erste Angebote liegen vor, allerdings sind Grundstücke als Stellflächen knapp.

 Der Starkregen im Juli hat Rheinbach geflutet.

Der Starkregen im Juli hat Rheinbach geflutet.

Foto: Axel Vogel

Die Folgen der Hochwasser-Katastrophe halten den Rheinbacher Stadtrat weiter in Atem. Der Grund: Noch können viele Flut-Opfer während der milden Sommermonate in nassen oder stark beschädigten Häusern verweilen. Fest steht aber auch: Der Winter kommt. „Viele Menschen müssen möglicherweise feststellen, dass sie über den Winter nicht in ihren Häusern bleiben können“, stellte Bürgermeister Ludger Banken während der jüngsten Ratssitzung klar. Deshalb habe die Verwaltung eine Standortuntersuchung in Auftrag gegeben, um die tatsächlichen Bedarfe abschätzen zu können. Banken: „Wir wollen klären, wie wir damit umgehen, wenn unsere Bürger nicht mehr wissen, wohin.“

19 Prozent stark von der Flut betroffen

Das Design der Befragung ist denkbar einfach. Daniela Hoffmann, Fachbereichsleiterin Ordnung und Soziales, erklärte es wie folgt: Angeschrieben wurden insgesamt etwa 4600 Haushalte, darunter die kompletten Stadtteile Ober- und Niederdrees sowie Flerzheim sowie Areale im direkten Stadtgebiet. „Die Befragung richtete sich punktuell an Haushalte aus schwer betroffenen Gebieten“, sagt Hoffmann. Ergebnis: 1187 Haushalte haben sich zurückgemeldet. 229 davon sind stark vom Hochwasser betroffen, das entspricht rund 19 Prozent. 131 Haushalte sind noch immer ohne Strom (elf Prozent), 26 ohne Strom. „Und 60 Wohneinheiten werden nach einer ersten Einschätzung im Winter voraussichtlich nicht bewohnbar sein“, sagt Hoffmann. Für diese fünf Prozent sei diese Hiobsbotschaft teils auch durch Sachverständige belegt.

Vorlaufzeit bis zum Winter ist knapp

Die Verwaltung will nun ausloten, welche Unterbringungsvarianten für die Betroffenen infrage kommen. „Wir prüfen mehrere temporäre Varianten“, sagte Margit Thünker-Jansen aus dem Fachbereich Stadtentwicklung. Eine erste seien Container. Vorteilhaft sei deren Bereitstellungszeitraum, nachteilig deren Größe. Eine zweite Möglichkeit biete der modulare Wohnungsbau. Das Verfahren spare bis zu 70 Prozent der herkömmlichen Bauzeit ein, sei obendrein besser für Familien geeignet. Allerdings werde bis zur Bereitstellung die Vorlaufzeit bis zum Winter knapp. „Und wir haben wenig Zeit“, sagt Thünker-Jansen. Eine dritte Option seien Mobilunterkünfte oder Tiny Houses, die Pro- und Contra-Argumente gleichen denen des modularen Wohnungsbaus.

Fraktionen signalisieren Unterstützung

Auch über Freiflächen hat sich die Rheinbacher Verwaltung bereits Gedanken gemacht. „Aber sehr viele Möglichkeiten gibt es nicht“, sagt Thünker-Jansen. Demnach werden vorrangig Optionen nahe des Rheinbacher Jugendwohnheims, südlich des Spaßbades Monte Mare und drei unterschiedlich große Flächen in Wormersdorf näher betrachtet, um darauf eine temporäre Bebauung möglich zu machen.

Alle Fraktionen des Stadtrats regten eine genaue Prüfung der Angebote und schnelle sowie praktikable Lösungen für die Unterbringung Betroffener an. Darüber hinaus signalisierten sie Unterstützung für das weitere Vorgehen der Verwaltung. Alle politischen Vertreter appellierten erneut an die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, weiteren privaten Wohnraum für Betroffene zur Verfügung zu stellen.

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