Neue Denkmaltafeln Als Beethoven in Oberdrees war

RHEINBACH-OBERDREES · Ludwig van Beethoven hat nicht nur Spuren in seiner Geburtsstadt Bonn hinterlassen. Auch Oberdrees kann sich rühmen, den weltberühmten Komponisten in jungen Jahren in seinen Mauern beherbergt zu haben. "Nachweislich hat 1781 oder 1782 der junge Ludwig van Beethoven aus Bonn hier ein Hauskonzert gegeben." So steht es auf der neuen Denkmaltafel an einem nicht mehr bewohnten historischen Gebäude an der Oberdreeser Straße.

Tafeln informieren in Oberdrees über Besonderheiten im Ort, hier eine Fachwerkidylle am Burggraben in Oberdrees.

Tafeln informieren in Oberdrees über Besonderheiten im Ort, hier eine Fachwerkidylle am Burggraben in Oberdrees.

Foto: Axel Vogel

An rund 40 Gebäuden und Denkmal-Stätten wie Friedhof, Wegekreuzen und Naturdenkmälern informieren jetzt von Ortsvorsteher Kurt Brozio mit vielfältiger Unterstützung initiierte und realisierte Denkmaltafeln über deren historische Bedeutung.

"Im Februar 2012 habe ich mit dem Projekt begonnen", erzählt Ortsvorsteher Brozio. Das hieß zunächst, Informationen sammeln, Kontakte knüpfen, rechtliche Aspekte und Fördermöglichkeiten recherchieren. "Die Förderzusage der Städte- und Gemeinden-Stiftung der Kreissparkasse Köln im Rhein-Sieg-Kreis über 2500 Euro habe ich dann im März 2013 erhalten", erinnert er sich. Dann ging es ins Detail: Gespräche führen mit Stadtarchivar Dietmar Pertz, dem städtischen Denkmalamt, dem Archäologen Klaus Grewe und dem Rheinischen Landesmuseum LVR-Freilichtmuseum Kommern.

Und nicht zuletzt auch mit älteren Oberdreesern und den heutigen Eigentümern über ihre Denkmäler reden. Viele Einzelgespräche führte Brozio mit Reinhard Schweinheim, nicht nur geschichtsinteressiert und Mitglied der Freunde des Rheinbacher Stadtarchivs. Er ist auch Sohn des früheren hauptamtlichen Küsters und Organisten Ignaz Schweinheim, ehemaliger Eigentümer des alten Zollhauses an der B 266.

Das historische Fachwerkhaus, das heute als Zwei-Eigentümer-Wohnanlage genutzt wird, hat eine besonders interessante Geschichte, die die Denkmaltafel skizziert: Reste der repräsentativen Fachwerkanlage stammen ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert. Bis Ende des 18. Jahrhunderts diente das Bauwerk wahrscheinlich als Landzollstelle des Herzogtums Jülich, gelegen an der alten "Handels- und Heerstraße" zwischen Frankfurt und der Kaiserstadt Aachen.

Seit 1818 wurde das Gebäude auch als Gaststätte mit Tanzsaal und Kegelbahn sowie als Schulgebäude genutzt. 1857 wurde die heutige Bundesstraße zur Essig-Mehlemer Bezirksstraße ausgebaut. Das für die Nutzung der Straße fällige Chausseegeld wurde im "Alten Zollhaus" erhoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete eine Sudetendeutsche Familie in dem Saal eine Glaswerkstatt ein, gefolgt von einer Schuhmacherwerkstatt mit Krämerladen bis 1970.

Eine interessante Historie hat auch die Fachwerkhofanlage schräg gegenüber der Pfarrkirche an der Oberdreeser Straße: Erbaut laut Inschrift 1653, diente das Gebäude als Abgabenhof eines Klosters und als Sommerresidenz einer Äbtissin aus Köln. In der Toreinfahrt rechts ist noch eine vermauerte ehemalige Pforte, vermutlich zum Kloster, zu erkennen. Bemerkenswert sind die profilierte Kölner Decke über der Wohnstube im Erdgeschoss sowie verschiedene Räume mit Balkendecken. Ortsbildprägend ist eine geschlossene Reihe von Fachwerkhofanlagen im Burggraben.

Neubau nach großem Brand

Zum Beispiel der sogenannte Belderbuscher Hof, eine großangelegte vierflügelige Fachwerkhofanlage im fränkischen Stil. Das Wohnhaus und ein Teil der Wirtschaftsgebäude wurden 1776 neu errichtet nach dem großen Brand "en de Jass", wie der Burggraben heute noch heißt. Mit dem Besitz des Belderbuscher Hofes, einem adligen Hof im Besitz derer von Belderbusch, war gleichzeitig die Mitherrschaft beziehungsweise die Regierung an der "Herrschaft Oberdrees" begründet, so die entsprechende Denkmaltafel.

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