JVA Rheinbach An den Feiertagen gelten für die Bediensteten Wunschschichten

RHEINBACH · Weihnachten hinter Gittern - das gilt nicht nur für Gefangene, sondern auch für die Bediensteten der JVA Rheinbach. An Heiligabend und an beiden Weihnachtstagen. 30 Vollzugsbeamte haben jeweils acht Stunden Dienst in den verschiedenen Schichten. "Das ist die Mindestbesetzung für Feiertage", erklärt Wolfgang Klein, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes mit seinen 166 Bediensteten.

 Weihnachten hinter Gittern: Stefan Leif (links) und Jörg Nawrath erzählen über den Schichtdienst in der JVA Rheinbach.

Weihnachten hinter Gittern: Stefan Leif (links) und Jörg Nawrath erzählen über den Schichtdienst in der JVA Rheinbach.

Foto: Wolfgang Henry

An Feiertagen besetzen die 30 Vollzugsbeamten jede der 14 Abteilungen, die Sicherheitszentrale und die Außenpforte rund um die Uhr, den Krankenpflegedienst nur im Tagesdienst von 9 Uhr bis 16 Uhr. Hinzu kommt jeweils die gleiche Besetzung noch einmal in Rufbereitschaft, für den Fall dass zum Beispiel ein Gefangener erkrankt und ins Krankenhaus begleitet werden muss.

Für die Feiertage gibt es so etwas wie "Wunschschichten", erklärt Klein, der seit 1979 im Vollzugsdienst arbeitet. "Singles zum Beispiel tragen sich freiwillig für den Dienst an Heiligabend ein", sagt der 55-Jährige. Oder Väter und Mütter von kleinen Kindern übernehmen die Nachtschicht an Heiligabend, denn die beginnt um 22 Uhr, so der Personalratsvorsitzende Stefan Leif. "Dann ist die Bescherung vorbei in den Familien und die kleinen Kinder sind schon im Bett. Wenn die aufwachen, sind Vater oder Mutter wieder zurück."

Auch die Ehefrau des 45-Jährigen arbeitet im Vollzugsdienst der JVA Rheinbach. Bevor Leif wegen seines Jobs im Personalrat im Juli 2012 freigestellt wurde, hatte das Ehepaar an Feiertagen die gleichen Schichten besetzt, erzählt er. Dadurch hatten sie dann auch gemeinsam "feiertagsfrei".

Die Ehefrau von Jörg Nawrath arbeitet ebenfalls im Vollzugsdienst, aber in einer anderen Anstalt. Wenn seine Frau mit den Enkeln Weihnachten feiert, hat der 50-Jährige an Heiligabend von 14 bis 22 Uhr Dienst an der Außenpforte. "Das ist der einsamste Posten überhaupt. Da ist absolute Ruhe", sagt er. Besucher- und Lieferanten-Verkehr findet nicht statt.

Was er in der Acht-Stunden-Schicht zu tun hat, nennen die Bediensteten "Produzieren von Sicherheit". "Wenn in Zeiten der Mindestbesetzung etwas ist, müssen alle sofort hellwach sein und Handeln ist angesagt, um schlimmere Dinge zu verhindern", so Jörg Nawrath. "Jeder ist froh, wenn die Feiertage ohne besondere Vorkommnisse vorüber gehen", sagt die stellvertretende Anstaltsleiterin Annette Emschermann. Was in den letzten Jahren glücklicherweise immer der Fall gewesen sei.

"Es sind von der Stimmungslage her besondere Tage", so die stellvertretende Anstaltsleiterin. "Dann wird selbst der härteste Ganove weich, um es mal flapsig auszudrücken", stellt Wolfgang Klein fest. An Weihnachten seien die Gefangenen anders als an Silvester mehr in sich gekehrt und würden ihren Gedanken nachhängen, sagt Stefan Leif.

Nawrath hat in seinen Dienstjahren seit 1986 die Erfahrung gemacht, dass Gefangene gerade an Weihnachten mehr Ansprache suchen und deshalb häufiger nach den Beamten "klingeln". Im Tagesablauf haben die Gefangenen an Weihnachten ihre gewohnte Freistunde und nach Mittag zwei Stunden so genannten "Umschluss", wo sie sich mit anderen Gefangenen treffen können.

Ab 15.30 Uhr beginnt der "Rückschluss", so dass um 16 Uhr zum Schichtende des Tagdienstes alle wieder in ihren Hafträumen sind. Die Pfarrer bieten an den Feiertagen Gottesdienste an, die jeweils der 15-köpfige Gefangenen-Chor musikalisch gestaltet. Am zweiten Weihnachtstag gibt es einen Familien-Gottesdienst, zu dem auf Antrag und nach entsprechenden Sicherheitskriterien Familienangehörige von Gefangenen teilnehmen können.

Auch ein wenig Kritik wird laut zum Fest: Denn landesweites Problem seien die so genannten Mehrarbeitsstunden, betonen Vize-Anstaltsleiterin Emschermann und der Personalratsvorsitzende Leif. In der JVA Rheinbach hätten demnach Ende Oktober 18.000 Mehrarbeitsstunden "gestanden", die über die Jahre aufgrund von Dauer-Krankenständen nicht hätten abgebaut werden können. In diesem Jahr habe die JVA Rheinbach aus Mitteln der Anstalt einen Teil der Überstunden ausbezahlen können.

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