Zugleiter Jörg Orth "An der Haltestelle ist Platz zum Bützen"

Der Rheinbacher Veilchendienstagszug ist mit 23 Wagen, 22 Fußgruppen und insgesamt 1000 Teilnehmern einer der längsten in der Region. Dafür, dass alles reibungslos abläuft, sorgt Zugleiter Jörg Orth.

 Festausschuss-Präsident Jörg Orth leitet den Zug durch Rheinbach.

Festausschuss-Präsident Jörg Orth leitet den Zug durch Rheinbach.

Foto: Wolfgang Henry

Wann beginnt für Sie die Vorbereitung auf den Zug?
Jörg Orth: Am Aschermittwoch. Da arbeiten wir den diesjährigen Zug auf und besprechen, was nicht so gut gelaufen ist, was wir im nächsten Jahr besser machen können.

Welche Voraussetzungen muss eine Gruppe erfüllen, damit sie mitgehen kann?
Orth: Man muss sich rechtzeitig anmelden, das Wurfmaterial besorgen und dafür sorgen, dass der Wagen den Sicherheitsbestimmungen der Zugordnung entspricht. Für die großen Wagen sind sechs Wagenengel notwendig, die an den Ecken und den Achsen aufpassen, dass niemand angefahren wird.

Gibt es eine Mindestgröße, oder kann auch eine Ein-Personen-Gruppe teilnehmen?
Orth: Es gibt nach oben keine Begrenzung. Man kann auch eine Ein-Personen-Gruppe bilden. Das Entscheidende ist, man akzeptiert die Zugordnung.

Wer stellt in diesem Jahr die größte Gruppe?
Orth: Das sind die Stadtsoldaten mit 120 Mann inklusive sechs Wagen. Auch das Damenkomitee und der Landsturm sind stark vertreten.

Welche Themen stehen im Vordergrund?
Orth: Die Stadtverwaltung hat das Motto "Zurück zur Steinzeit", die Hauptschule "Zirkus" und die Raiffeisenbank stellt ihre 125-jährige Geschichte dar. Wir haben mit Alfred Eich und Rainer Faßbender zwei Kommentatoren, die den Zuschauern die einzelnen Gruppen vorstellen.

Gibt es kritische Stellen oder Engpässe im Verlauf des Zuges?
Orth: An der Bushaltestelle an der Hauptstraße ist es sehr eng. Dort ist der richtige Platz, um von der Kommentatorentribüne aus die Damen auf den vorbeifahrenden Wagen zu bützen.

Werden Wagen und Fahrzeuge vor dem Start des Zuges kontrolliert?
Orth: Die Anhänger sind vom Tüv abgenommen. Die Versicherungsbescheinigung muss bei der Anmeldung vorgelegt werden. Ich selbst und Mitarbeiter des Ordnungsamtes nehmen die Wagen vor dem Start in Augenschein.

Was ist Ihre Aufgabe während des Zuges?
Orth: Ich sitze im Zugleiterwagen, der den Zug nach dem Rettungswagen anführt. Ich bin über Handy in ständigem Kontakt mit Kollegen aus dem Vorstand, die am Zugweg stehen. Wenn irgendwo ein Loch entsteht, stoppen wir vorne.

Haben Sie überhaupt Zeit, den Zug zu genießen?
Orth: Ich sehe mir ihn vor dem Start bei der Kontrolle an und dann bei der Auflösung am Wasemer Turm.

Die Bezirksregierung hat vor Jahren die Auflagen für die Wagen verschärft. Wie sind die Auswirkungen in Rheinbach?
Orth: Bei uns hat sich die Anzahl der Teilnehmer nicht verändert.

Gab es schon mal einen Versicherungsfall?
Orth: Ein Zuschauer ist vor Jahren mal von Wurfmaterial am Auge getroffen worden. Man kann aber nur Schadensersatz geltend machen, wenn man konkret sagen kann, wer geworfen hat.

Wie viel Tonnen Kamelle bringt der Zug unters Volk?
Orth: Das kann ich nicht mal grob abschätzen.

Wie gehen Sie mit dem Problem alkoholisierter Jugendlicher um?
Orth: Die Zugordnung sagt, dass man nicht alkoholisiert teilnehmen darf. Wir sind aber in dieser Frage auf die Hilfe von Polizei und Rettungskräften angewiesen. Und die Erwachsenen sollten einschreiten, wenn sie sehen, dass Jugendliche die Kontrolle verlieren.

Verkleiden Sie sich selbst?
Orth: Im Zug nicht. Nachher gehe ich als Robin Hood.

Wo lassen Sie den Veilchendienstag ausklingen?
Orth: Ich gehe zuerst mit meiner Frau zum Mexikaner essen, danach ins Vereinshaus der Gro?Rhei-Ka.

Ihr Karnevalshit der Session?
Orth: "Immer noch do" von der Gruppe Kasalla und als Evergreen "En unserm Veedel" von den Bläck Fööss.

Zur Person

Jörg Orth, 40, leitet den Rheinbacher Festausschuss, in dem fünf Karnevalsvereine organisiert sind, seit fünf Jahren. Er ist als Rohrnetzbauer bei der Stadt Rheinbach beschäftigt. 1985 war er Kinderprinz, 1995 bildete er mit seiner späteren Frau Andrea das Prinzenpaar.

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