Bebauung des früheren Pallotti-Areals Architektur-Wettbewerb in Rheinbach startet

RHEINBACH · Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz hat acht Architekten im Wettbewerb um das ehemalige Pallotti-Areal kontaktiert. Die SPD spricht derweil von Mauschelei.

Ein Wettbewerb unter Architekten soll die bestmöglichen städtebaulichen Lösungen für das frühere Pallotti-Areal in Rheinbach zutage fördern. Doch wo einst die Internatshäuser und weitere Gebäude des Vinzenz-Pallotti-Kollegs standen, plant die Kölner BPD Immobilienentwicklung bereits ein großes innerstädtisches Baugebiet (der GA berichtete). Dass die architektonische Konkurrenz bereits begonnen hat, darüber sind die Sozialdemokraten im Rheinbacher Rat extrem verärgert. Sie werfen Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) in dem Zusammenhang sogar „Mauschelei“ vor.

„Es ist nicht in Ordnung, wenn die Planungen nur mit Investoren und Eigentümern besprochen werden, ohne dass diese wichtigen Fragen im Rat oder dem zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung diskutiert werden“, klagte SPD-Ratsherr Georg Wilmers bereits vor der Sitzung des Ausschusses in einer Pressemitteilung. Erst aus der Vorlage des zuständigen Fachbereichs hätten die Fraktionen erfahren, dass bereits am 1. März ein Text für den Ideenwettbewerb an acht eingeladene Teilnehmer versandt wurde.

Darin sieht Wilmers die „Krönung der Mauscheleien“, wie er sagte. Schließlich habe Raetz noch in der Dezember-Ratssitzung eine Beratung über die Kriterien des Architektenwettstreits im Ausschuss angekündigt. Davon sei jetzt keine Rede mehr. Dem Gremium werde nun „lediglich der fertige Auslobungstext zur Kenntnis gegeben“.

Dass der Bürgermeister Vorgespräche führe, fand CDU-Ratsfrau Silke Josten-Schneider dagegen „das Normalste von der Welt“. Über die der SPD am Herzen liegenden Fragen der Verkehrsführung sagte sie: „So weit sind wir noch nicht.“ Fachbereichsleiterin Margit Thünker-Jansen räumte ein, dass der „Zeitablauf unglücklich“ gewesen sei. „Wir waren schneller als die Anträge dazu“, sagte sie. Herren des Verfahrens seien der Investor und die früheren Eigentümer.

Einen Kriterienkatalog brachten CDU und FDP ein. Demnach soll die Entwicklung des Pallotti-Areals „auf der Grundlage des Masterplans Innenstadt erfolgen“ und ein „innovatives Vorzeigeprojekt für Rheinbach entstehen“. Für Schulraum und Sport sollen Flächen reserviert bleiben. Die dortige Turnhalle genießt Bestandsschutz.

SPD hält Tiefgarage an der Pallottistraße für unnötig

Für zwei weitere Ziele der Mehrheitsfraktionen hat die SPD andere Vorstellungen: Zum einen will sie das mögliche Medizinzentrum lieber in der Nähe des Schützenhauses sehen. Grund: Es zieht viel Verkehr an. Zum anderen halten die Sozialdemokraten an der Pallottistraße eine Tiefgarage für überflüssig. Wilmers regte an, erst zu prüfen, wie viel Verkehr die umliegenden Straßen vertrügen.

Die SPD setzt sich für eine autofreie Zone ein. Den Mobilitätsbedarf der Quartiersbewohner könnte Carsharing decken. Dafür sah allerdings Sebastian Ruland (FDP) die Zeit noch nicht gekommen. Er nannte Carsharing ein „gutes Zukunftskonzept“, zumal Rheinbach hier einen „weißen Fleck“ darstelle. In naher Zukunft konnte er sich eine autofreie Zone aber noch nicht vorstellen.

Schließlich zog die SPD ihre beiden Anträge zum medizinischen Zentrum und Carsharing auf Anraten des Ausschussvorsitzenden Markus Pütz (CDU) zurück, um sie in der nächsten Sitzung zu stellen. Dem Kriterienkatalog stimmte der Ausschuss bei Enthaltung der SPD und einer Gegenstimme von Wilmers zu. Der Ideenwettbewerb ist somit ebenfalls abgesegnet.

Den Beginn des Architektenwettbewerbs verteidigte Raetz auf GA-Anfrage. „Ich kann die Aufregung seitens der SPD nicht verstehen und verwehre mich gegen den Verdacht der 'Mauschelei'“, sagte der Bürgermeister. Um die Ziele des Masterplans Innenstadt für das Pallotti-Areal zu verfeinern, habe er mit BPD und den Pallottinern die Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbes vereinbart.

Dieser werde von BPD bezahlt und diene dazu, „von acht gemeinsam mit mir ausgewählten Architekturbüros innovative Lösungsansätze für die spätere Bebauung zu erhalten“, sagte Raetz. Diese städtebauliche Vorentwurfsplanung werde dann dem Rat vorgelegt, bevor dieser Planrecht schaffe. „Im Preisgericht sind alle Fraktionen vertreten.“ Wichtiges Beurteilungskriterium sei das städtebauliche Gesamtkonzept und die sich daraus ergebenden Freiräume, wie gut der Verkehr angebunden werden könne und die architektonische Leitidee. „Es geht nichts an der Politik vorbei“, versicherte der Bürgermeister.

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