Oliver Funken Arzt warnt vor künftigem Hausärztemangel in Rheinbach

RHEINBACH · Eine "Tsunami-Welle der Überalterung der Hausärzte in den kommenden sechs, sieben Jahren" prophezeit der Rheinbacher Allgemeinmediziner Dr. Oliver Funken auch der Glasstadt.

 Mangelware junge Hausärzte: Auch in Rheinbach muss die Allgemeinmedizin gestärkt werden.

Mangelware junge Hausärzte: Auch in Rheinbach muss die Allgemeinmedizin gestärkt werden.

Foto: dpa

Im Rahmen der Vortragsreihe des Rheinbacher Seniorenbeauftragten Günter Wittmer und seines Teams referierte der Facharzt für Allgemeinmedizin im Ratssaal über die "Zukunft der hausärztlichen Versorgung".

Um die sei es zwar derzeit noch gut bestellt, das werde sich aber im Lauf der kommenden Jahre ändern, so das Fazit. "Der Altersdurchschnitt der Rheinbacher Hausärzte beträgt 52,4 Jahre. Derzeit sind in Rheinbach, Meckenheim und Swisttal 53 Ärzte hausärztlich tätig; zehn Prozent von ihnen sind bereits jetzt über 65 Jahre alt", so sein Auszug aus der Statistik.

Und die sehe derzeit in Rheinbach wie auch im europäischen Vergleich noch gut aus. "In Rheinbach kommt derzeit ein Hausarzt auf 1211 Einwohner, womit eine gute Versorgung noch gewährleistet ist. Problematisch wird es erst, wenn für über 1700 Einwohner nur ein Hausarzt zur Verfügung steht. In ganz Deutschland gibt es 3,5 Ärzte pro 1000 Einwohner. Das ist ein guter Schnitt, der derzeit nur von Norwegen überboten wird."

Aber bis zum Jahr 2030 werde sich das Blatt dahingehend wenden, dass im Rhein-Sieg-Kreis etwa 148 Hausärzte fehlen - bei steigender Zahl alter Patienten. "Wir haben keinen Facharztmangel, aber Hausarztmangel", betonte Funken mit Blick auf die zentrale Rolle des Hausarztes als Generalist. Funken sprach sich für die schnellere Durchsetzung der seit Jahren diskutierten hausarztzentrierten Versorgung aus.

Dieses Modell beschreibt eine Form der medizinischen Versorgung, in der ein Hausarzt als erste Anlaufstelle für den Patienten sämtliche Behandlungsschritte koordiniert. Es erhöhe auch wieder den Anreiz für Hausbesuche, die für Patienten in den Ortschaften unabdingbar sind, da sich fast sämtliche Hausarztpraxen in der Rheinbacher Kernstadt zentrierten.

Warum es denn nicht mehr Hausärzte gebe und was der Einzelne zur Entschärfung der Situation beitragen könne, wurden bei der Diskussionsrunde Fragen aus dem rund 50-köpfigen Plenum laut. Funken machte zum einen die Rahmenbedingungen des Hausarztberufs und die unzureichenden Einblicke während des Medizinstudiums verantwortlich. Zum anderen forderte er eine Stärkung der Allgemeinmedizin, eine Bedarfsplansteuerung für gleichmäßige Verteilung der Arztsitze und den Aufbau regionaler multiprofessioneller Versorgungsnetze.

Außerdem appellierte Funken an die Selbstverantwortung der Bürger: "Sie als Zuhörer sind jetzt Multiplikatoren; aktivieren Sie die Stadt: Die Kommunen sind bei der Weichenstellung in der Pflicht. Beispielsweise muss der Rat entsprechende Beschlüsse für ambulante oder stationäre Netzwerkstrukturen fassen." Außerdem forderte Funken steuerliche Vorteile für Ehrenamtler, die sich in der Seniorenbetreuung engagieren.

Der Seniorenbeauftragte Wittmer veröffentlicht den Vortrag auf der Homepage www.stadt-rheinbach.de unter Aktuelles.

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