Gedenkstunde Aufruf zu Toleranz und Zivilcourage

Rheinbach · Der Fund einer Strickweste und von ein paar Flaschen Wein bei ihren Habseligkeiten, reichte am 26. Januar 1945 aus, drei junge ukrainische Zwangsarbeiter zu töten. Im Rheinbacher Stadtpark gedachten Bürger und Politiker der Ermordeten.

Ein frisches Blumengebinde und eine brennende Kerze in einer Grablaterne an der Gedenkstele im Rheinbacher Stadtpark erinnern an das Schicksal dreier minderjähriger ukrainischer Zwangsarbeiter, die kurz vor Kriegsende dort ermordet wurden. Am Freitag gedachten Kommunalpolitiker und Bürger der Stadt der Ermordeten Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew, die am 26. Januar 1945 kurz vor Kriegsende wegen eines geringfügigen, angeblichen Diebstahls erhängt wurden.

Vizebürgermeister Karl-Heinz Kerstholt nannte die Hinrichtung auf Anordnung des damaligen nationalsozialistischen Bürgermeisters „bestialisch und verbrecherisch“. Er verband dies mit der Mahnung, „dass so etwas nicht wieder passieren darf“, und wies auf die aktuelle Holocaustleugnung hin. Niemand habe für die drei gesprochen, bedauerte Kerstholt. Er rief zu Toleranz und Zivilcourage auf.

Der Fund einer Strickweste und von ein paar Flaschen Wein bei ihren Habseligkeiten, die sie aus den Trümmern zerstörter Häuser geklaubt hatten, reichte damals aus, die drei ohne Prozess zum Tode zu verurteilen. Peter Mohr ist einer der Bürger, die sich dafür stark gemacht hatten, dass das Mahnmal im Oktober 2017 nach einigen Debatten im Stadtrat endlich eingeweiht werden konnte. Er erinnerte daran, dass die Tat ebenfalls an einem Freitagmorgen bei 10 Grad Minus geschah. Etwa 150 Menschen, meist selbst Zwangsarbeiter, mussten zuschauen, wie die drei jungen Männer zwischen zwei Eschen stranguliert wurden.

Die vom Rheinbacher Steinmetz Hans-Josef Samulewitz angefertigte Stele aus drei Gedenksteinen wurden mit Spenden von Bürgern finanziert.

Da sie etwas abseits und wenig beachtet am Rand des Stadtparks nahe der Neugartenstraße steht, kam die Frage unter den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung auf, ob man die Stätte nicht mit einem Stegs mit dem Hauptweg verbinden könne. Zudem überlegte Kerstholt, Schüler der nahen Schulen zur Patenschaft für die Gedenkstätte zu animieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort