Gedenkkultur Auschwitz ist in Rheinbach und Meckenheim nicht fern

RHEINBACH/MECKENHEIM · Zwar mag der 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog initiierte Gedenktag am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnern, ganz so fern ist der im heutigen Polen gelegene Ort allerdings nicht, findet Peter Mohr, akribischer Rechercheur und Autor der Rheinbacher Geschichte.

Aus Glas ist die Gedenkstätte in Rheinbach gemacht.

Foto: Axel Vogel

"Ausschwitz hat auch in Rheinbach und Meckenheim stattgefunden", sagt Mohr.

Im Foyer des Rheinbacher Rathauses erinnert die Stadt am Dienstag gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Ilka von Boeselager nicht nur an die 36 ermordeten Rheinbacher Juden, sondern an alle Opfer des Nationalsozialismus. Lange Zeit waren lediglich 19 Namen von deportierten und getöteten Juden bekannt - "Es ist ein Glück, dass die Verwaltung mit preußischer Akribie die Ausstellung der Geburts- und Sterbeurkunden doppelt geführt hat", berichtet Mohr.

Zum Glücksfall gehört, dass örtliche Beamte mit dem Lineal eine Bleistiftlinie zeichneten, neben der die jeweilige Konfession eingetragen wurde. So gelang es, die Namen von aktualisiert 36 Rheinbacher Juden herauszufinden.

Geplant ist eine Schweigeminute, die Niederlegung von Blumenschmuck an der Gedenkstätte im Lichthof des Rathauses sowie Worte des Erinnerns. Schüler werden in verschiedenen Beiträgen die Erinnerung an die Opfer wachrufen. Die Gedenkstätte selbst ist Sinnbild für die Zerbrechlichkeit des Lebens: Die Gedenktafeln sind - passenderweise für die Glasstadt Rheinbach - aus Glas gefertigt.

Die Designideen lieferten die Rheinbacher Studierenden der Glasfachschule. Wer sich die Stätte des Erinnerns genau besieht, entdeckt zudem, dass die Tafeln nicht etwa quadratisch strukturiert sind, sondern durch ihre konkave oder konvexe Art der Unstrukturiertheit ins Auge fallen. Und: Bereits im März steht ein weiterer Gedenktag an. Der 6. März gilt als Tag des Kriegsendes in Rheinbach.

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus beginnt am Dienstag, 27. Januar, 11 Uhr, im Rathausfoyer, Schweigelstraße 23.